Julia Collection Band 22
zu nehmen. Wie zum Teufel konnte es angehen, dass er noch immer voller Verlangen war, obwohl er gerade den besten Sex seines Lebens gehabt hatte?
Als er wenige Minuten später allein in seinem Bett lag, wurde ihm klar, dass er noch immer ein Problem damit hatte, sich an den Gedanken zu gewöhnen, dass Cheyenne bis vor wenigen Stunden noch unberührt gewesen war. Sie musste doch den einen oder anderen Freund gehabt haben, nachdem er Wyoming verlassen hatte – wenn nicht auf der Highschool, dann doch zumindest auf dem College.
Warum hatte sie bis heute damit gewartet, ihre Unschuld zu verlieren? Hatte sie in den vergangenen dreizehn Jahren keinen Mann gefunden, für den sie besondere Gefühle entwickeln konnte?
Als sie beide Teenager gewesen waren, hatte Cheyenne keinen Zweifel daran gelassen, dass sie ihn, Nick, für etwas Besonderes hielt. Aus Respekt vor ihr und weil er nicht so werden wollte wie der Mann, der ihn gezeugt hatte, war er entschlossen gewesen, Cheyenne erst zu heiraten, bevor er mit ihr schlief.
Plötzlich begann sein Herz heftig zu klopfen, und er setzte sich abrupt im Bett auf. Hatte sie etwa die ganze Zeit gewartet, weil sie sich zu keinem anderen Mann so hingezogen gefühlt hatte wie damals zu ihm? Waren ihre Gefühle unverändert geblieben?
Die Gedanken wirbelten durch seinen Kopf, und er überlegte, was das alles zu bedeuten hatte. Vorhin im Stall, als er seine Karten auf den Tisch gelegt und Cheyenne geradeheraus gesagt hatte, dass er keine feste Beziehung mit ihr eingehen, aber gern mit ihr schlafen wollte, schien sie nicht schnell genug von ihm fortkommen zu können. Aber nicht einmal fünfzehn Minuten später war sie zurückgekehrt und hatte seine Bedingungen akzeptiert. Doch nachdem sie ihm die Ehre hatte zuteilwerden lassen, ihr erster Liebhaber zu sein, und ihn mit aller Hingabe geliebt hatte, hatte sie ihn daran erinnert, dass sie keinerlei Bindungen eingehen wollten.
Nick ließ sich wieder in die Kissen fallen. Wie zum Teufel sollte ein Mann verstehen, was vor sich ging, wenn er so unterschiedliche Signale empfing? Und warum versetzte ihn das alles in solche Aufregung?
Er war nicht nach Wyoming zurückgekehrt, um dort weiterzumachen, wo er und Cheyenne Holbrook vor dreizehn Jahren aufgehört hatten, und er hatte auch jetzt nicht die Absicht, es zu tun. Er war nur aus einem einzigen Grund zurückgekommen, und zwar, weil seine Mutter vor ihrem Tod festgelegt hatte, dass Emerald sein Land nicht verkaufen durfte, für den Fall, dass er es zurückfordern würde. Und genau das hatte er getan.
Außerdem hatten Cheyenne und er sich in all den Jahren verändert, und die Dinge hatten sich zum Besseren entwickelt. Die Wahrscheinlichkeit, dass sie mehr als ein paar Anekdoten austauschen und ein paar vermutlich äußerst befriedigende Nächte miteinander verbringen würden, war ziemlich gering.
Schließlich war er Owen Larsons Sohn, und er hatte oft genug bewiesen, dass er nicht sonderlich bindungsfähig war. Es war vermutlich nur eine Frage der Zeit, bis er das Interesse an Cheyenne wieder verlor, und sie zu verletzen war das Letzte, was er wollte.
Mit gerunzelter Stirn starrte er an die Decke. Cheyenne schien diese zwanglose Vereinbarung zwischen ihnen völlig in Ordnung zu finden. Ganz offensichtlich kam sie besser damit klar als er. Er war noch immer fassungslos angesichts des Ärgers, der ihn gepackt hatte, als sie erklärt hatte, er brauche sie nicht zum Wagen zu begleiten. Wahrscheinlich lag es an ihrer Unerfahrenheit in Bezug auf Männer. Ihr war wohl nicht bewusst, dass es unerheblich war, ob Gefühle im Spiel waren oder nicht. Wenn eine Frau mit einem Mann das Bett geteilt hatte, dann verdiente sie es, höflich behandelt zu werden.
Zufrieden, dass er eine vernünftige Erklärung für alles gefunden hatte und wieder genau wusste, wo seine Prioritäten lagen, drehte Nick sich auf den Bauch und konzentrierte sich darauf, eine angenehme Nacht zu verbringen. Aber statt Verbesserungen für die Ranch zu überlegen oder sich sein neues Projekt, die artgerechte Aufzucht der Rinder, durch den Kopf gehen zu lassen, dachte er vor dem Einschlafen an eine wunderschöne Frau mit langen goldbraunen Haaren und blaugrünen Augen, und er wünschte sehnlichst, er könnte Cheyenne noch einmal lieben.
6. KAPITEL
„Daddy, hast du gestern Nacht, nachdem ich nach Hause gekommen bin, noch irgendetwas Ungewöhnliches gehört?“, fragte Cheyenne, die von draußen hereinkam.
Ihr Vater sah von dem
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