Julia Collection Band 22
vor dreizehn Jahren gestanden hatte. Sie hatte ihm damals ihr Herz geschenkt, und sosehr sie sich auch wünschen mochte, das rückgängig zu machen, es ging nicht. Leider hatte er ihr unmissverständlich erklärt, dass er ihr Herz jetzt ebenso wenig wollte wie damals.
Die Ausweglosigkeit ihrer Lage frustrierte sie. Hätte sie das Geld, um ihre Schulden zurückzahlen zu können, dann würde sie ihren Job als Vorarbeiterin bei der Sugar Creek Cattle Company sofort kündigen und mit ihrem Vater so weit wie möglich wegziehen. Aber sie hatte auf ihrem mickrigen Sparkonto nicht einmal genügend Geld, um die Zinsen für ihren Schuldenberg zu zahlen.
Sie biss sich auf die Unterlippe und überlegte verzweifelt, dass sie sich in einer unmöglichen und schier aussichtslosen Situation befand. Während der nächsten vier Jahre saß sie hier fest. Sie würde sich ständig die Klagen ihres Vaters anhören müssen, dass der Mann, den sie liebte, nichts taugte und dass man ihm nicht vertrauen konnte. Und gleichzeitig würde sie jeden Tag mit dem Mann zusammen sein, von dem sie wusste, dass er ihre Liebe wohl nie erwidern würde.
Zitternd holte sie Luft. Nick war ihre größte Schwäche, und das würde wohl auch immer so bleiben, und es war ein großer Fehler gewesen, zu glauben, sie könnte sich mit weniger als seiner Liebe zufriedengeben.
Aber war sie stark genug, um ihre Affäre zu beenden und anschließend tagein, tagaus mit Nick zusammenzuarbeiten, bis sie ihren Vertrag erfüllt hatte? War sie in der Lage, nach diesen vier Jahren wegzugehen, ohne sich zum Narren gemacht zu haben? Und noch wichtiger, würde sie ihre Gefühle so lange verheimlichen können? Oder würde Nick schon bald herausfinden, was sie für ihn empfand?
Nachdem sie entschieden hatte, dass ihr keine Wahl blieb, stand sie auf. Wenn sie irgendwie überleben wollte, dann konnte sie nur eins tun: Sie musste Nick erklären, dass sie ihre Affäre sofort beenden wollte. Und solange Nick sie nicht wieder küsste, müsste sie eigentlich in der Lage sein, ihren Entschluss in die Tat umzusetzen.
„Freut mich zu hören, dass du endlich nicht mehr in Ohnmacht fällst, sobald du eine Spritze siehst, Hunter.“ Nick lachte, während er seinem Bruder zuhörte, der ihm von dem Sanitäterkurs erzählte, an dem er gerade teilnahm. Bis vor wenigen Wochen hatte er nicht einmal gewusst, dass er zwei Brüder hatte. Aber nachdem er herausgefunden hatte, dass seine Mutter nicht die einzige Frau war, die sein Vater geschwängert und dann verlassen hatte, um sie einem Schicksal als alleinerziehende Mutter zu überlassen, bedeutete ihm die Beziehung, die sich zwischen ihm und seinen beiden Halbbrüdern entwickelte, sehr viel. „Wie lange dauert es noch, bis du deinen Kurs abgeschlossen hast?“
„Wenn ich diese verflixten Übungen überstehe, ohne mich noch weiter mit zu vielen Spritzen abgeben zu müssen, werde ich das Zertifikat in ungefähr zwei Wochen in den Händen halten. Dann muss ich mich noch einer Untersuchung unterziehen, damit ich wieder Hubschrauber fliegen darf.“ Hunter seufzte. „Ich bin mir immer noch nicht hundertprozentig sicher, ob ich das wirklich tun will. Ich traue Emerald nicht so recht. Sie führt mit diesem medizinischen Flugdienst bestimmt noch etwas anderes im Schilde, wovon sie mir nichts erzählt hat.“
„Ja, die Alte versteht es, wichtige Details auszulassen und Dinge zu verdrehen, damit wir nach ihrer Pfeife tanzen“, meinte Nick und dachte an all das, was seine Großmutter ihm in Bezug auf die Erweiterung der Sugar-Creek-Ranch verschwiegen hatte.
„Caleb hat mir von dem Durcheinander erzählt, das sie bei dir angerichtet hat. Hast du die Sache inzwischen in Ordnung gebracht?“
„Nein.“ Nick seufzte frustriert auf. „Emerald beantwortet meine Anrufe nicht, und der gute alte Luther ist so unverbindlich wie immer.“
Hunter lachte. „Ich frage mich immer noch, wo sie den aufgetrieben hat. Er ist definitiv nicht normal.“
„Da hast du wohl recht“, stimmte Nick lachend zu.
„So, ich werde mich mal wieder daranmachen, meine Lektüre über Knochenbrüche zu studieren“, sagte Hunter, klang dabei aber nicht sonderlich enthusiastisch. „Viel Glück bei dieser Sache mit deiner Vorarbeiterin und ihrem Vertrag.“
„Danke. Ich habe das Gefühl, ich werde es brauchen. Ich kann es gar nicht erwarten herauszufinden, was Emerald für dich in petto hat“, fügte Nick noch hinzu.
Hunter stöhnte. „Wenn es auch nur annähernd so ist
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