Julia Collection Band 23
Santiago glücklich werden konnte – selbst wenn er sich dessen nicht bewusst war. Seine Mutter würde ihn rechtzeitig davon überzeugen, sie war eine willensstarke Frau.
„Umso besser für sie“, brummte Molly missmutig. Sie wünschte, sie könnte das von sich selbst auch behaupten.
Im Moment fühlte sie sich überhaupt nicht in Form; sie war gereizt und schlecht gelaunt. Das Haus musste geputzt werden, und das Gästezimmer für Carson war auch noch nicht vorbereitet. Sie war müde und hungrig, denn seit dem Frühstück hatte sie nichts mehr gegessen. Obwohl sie keinen Appetit hatte, öffnete sie eine Dose mit Spaghetti, um sie aufzuwärmen.
Warum, wusste sie nicht, aber ihr war zum Heulen. Da sie jedoch geschworen hatte, nicht mehr zu weinen, unterdrückte sie die Tränen und schenkte sich stattdessen ein Glas Rotwein ein. Dann schüttete sie die mittlerweile angebrannten Spaghetti in einen Teller und setzte sich an den Küchentisch.
Vielleicht sollte sie sich eine Katze anschaffen. Mit einer Katze könnte sie sich unterhalten, sie könnte ihr sagen, wie unfair es im Leben manchmal zuging. Sie könnte sie streicheln und mit Spaghetti füttern.
Und wenn Katzen keine Spaghetti mochten?
Dann fressen sie eben etwas anderes, dachte sie gedankenverloren. Sie griff nach dem Glas und trank einen Schluck. Vielleicht konnte sie sich Fionas Kater Sparks ausleihen.
Ein lautes Klopfen an der Haustür ließ sie zusammenfahren, wobei sie den restlichen Wein auf ihr T-Shirt verschüttete. „Verdammt.“
Bei ihrem Pech war das Carson, der eher als erwartet ankam und statt einer unwiderstehlichen Verlobten eine zerzauste und schlecht gelaunte Hexe mit Rotweinflecken auf dem T-Shirt vorfinden würde.
Eilig fuhr sie mit den Fingern durch die kurzen Locken und biss sich auf die Lippen, um ihnen etwas Farbe zu geben. Dann ging sie an die Haustür und öffnete.
Vor ihr stand nicht Carson, sondern Joaquin.
„Sie? Was wollen Sie hier?“ Ihr Blick fiel auf die beiden Reisetaschen neben ihm. „Laufen Sie wieder einmal davon?“, fragte sie bissig.
„Nein, ich ziehe ein.“ Mit den Taschen in den Händen ging er an ihr vorbei ins Wohnzimmer.
Molly schlug die Tür zu. „Was soll das heißen – Sie ziehen ein?“
„Sie sagten doch, Sie haben genug Platz, oder?“
Sie kniff die Augen zusammen. „Hat das etwas mit Marianela zu tun?“
„Nein!“ Das Wort kam wie ein Pistolenschuss. Dann fuhr er sich mit der Hand über die Stirn. „Okay, vielleicht ein bisschen.“
„Ein bisschen!“
„Ja, ein bisschen. Ich will nicht, dass meine Mutter auf falsche Ideen kommt.“ Er schwieg, dann sah er Molly an. „Der eigentliche Grund sind Sie und Carter.“
„ Carson ! Nicht Carter.“
„Wie auch immer. Ich habe mein Zimmer im Moonstone auf seinen Namen reserviert.“
„ Was haben Sie?“ Das konnte nicht wahr sein. „Für den Fall, dass es Ihnen entgangen sein sollte: Für mich ist es bedeutend einfacher, ihn hier, unter meinem eigenen Dach, zu verführen.“
„Das weiß ich, aber Sie dürfen es ihm nicht zu leicht machen.“
„Ach, wirklich! Und warum nicht, wenn ich fragen darf?“
„Er muss es selbst wollen. Wenn Sie es ihm zu leicht machen, dann …“
„Wie konnte ich das vergessen?“, unterbrach sie ihn schneidend. „Wo Sie es mir doch so deutlich zu verstehen gegeben haben.“ Ihre Stimme triefte nur so vor Sarkasmus.
Zornig funkelte er sie an. „Wir reden nicht von mir, sondern von Ihrem Verlobten. Wenn er hier wohnt, setzt er sich ins gemachte Nest, und das ist nicht gut. Er muss sich um Sie bemühen. Was er braucht, sind Hindernisse, damit er …“
„Carson braucht keine Hindernisse“, erwiderte sie trocken. Die Möglichkeit, dass er ihnen aus dem Weg ging, anstatt sie zu nehmen, erschien Molly bei Weitem realistischer, doch das behielt sie für sich.
„Doch“, beharrte Joaquin. „Was einem Mann in den Schoß fällt, weiß er nicht zu schätzen.“
„Aha. Nur wenn ich mich weigere, bekommt er Lust auf Sex. Verstehe ich das richtig?“
Er machte den Mund auf, um zu antworten, brachte jedoch kein Wort über die Lippen.
„Die Idee, dass jemand mit mir schlafen möchte, verschlägt Ihnen wie üblich die Sprache.“
Joaquin kämpfte gegen seine plötzlich aufwallenden Gefühle. „Glauben Sie immer noch, dass ich Sie nicht will?“
„Ob Sie mich wollen oder nicht, spielt keine Rolle. Wie wir beide wissen, sind Sie viel zu zart besaitet.“
Als er das hörte, war es mit seiner
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