Julia Collection Band 23
Revier? Hatte er Rechte? Wollte er sie?
Er kannte sich nicht mehr aus.
Mollys Ankündigung, dass Carson bei ihr wohnen würde, hatte ihm einen argen Schock versetzt. Zudem war er überzeugt, dass sie damit nichts erreichte, außer dass ihr Verlobter mit ihr schlafen würde. Er war ein Mann wie jeder andere und kein Heiliger.
Vielleicht würde er sie sogar heiraten.
Aber würde er Molly auch lieben? Wirklich lieben? So, wie sie es verdiente?
Das, dachte Joaquin, muss Carson Sawyer erst beweisen.
Und wenn er es bewies? Was dann?
Er schob den Gedanken beiseite. Wenn er Fußball spielte, kam es ihm nie in den Sinn, dass er eventuell verlieren könnte, und er weigerte sich, diese Möglichkeit jetzt ins Auge zu fassen.
8. KAPITEL
Molly war überzeugt, dass ihre Situation kaum grotesker sein konnte.
Hier war sie und fragte sich, wie sie es anstellen sollte, um ihren Verlobten zu verführen, während sie gleichzeitig einem anderen Mann gestattete, in ihrem Haus zu wohnen.
Und was dem Ganzen die Krone aufsetzte, war, dass es sich nicht um einen harmlosen Durchschnittsmann handelte, sondern um einen Playboy. Einen Herzensbrecher, dem die Frauen in Scharen nachliefen. Er brauchte nur mit dem kleinen Finger zu winken und bekam, was er wollte – und weiß Gott, er war erfolgreich.
Wenn Carson das erfährt, wird er außer sich sein.
Wenn er es überhaupt bemerkt.
So, wie sie ihn kannte, hatte er Wichtigeres im Kopf, als sich Gedanken zu machen, wer in ihrem Gästezimmer übernachtete. Er war weder eifersüchtig noch misstrauisch und würde nie auf die Idee kommen, dass mehr als Gastfreundschaft dahintersteckte.
Er würde es wahrscheinlich auch nicht für möglich halten, dass seine Verlobte leidenschaftlich küssen konnte.
Bis vor ein paar Tagen hätte Molly das auch nicht für möglich gehalten, und sie war noch ganz erschüttert nach dem Ereignis vom Nachmittag. Wenn Syd nicht angerufen hätte … Sie durfte gar nicht daran denken.
Das Problem war, dass sie die ganze Zeit an nichts anderes denken konnte. Höchstens, wie sie Joaquin am besten aus dem Weg ging, damit es nicht wieder geschah.
Sie hörte, wie oben die Tür aufging und er die Treppe herunterkam. Er blieb stehen, und sie sahen sich einen Augenblick schweigend an. Dann verließ er das Haus.
Vielleicht hat er es sich anders überlegt, dachte sie. Sie ging ans Fenster und schaute ihm nach: Er war ohne Gepäck. Sie zählte bis hundert, dann lief sie die Treppe hinauf und öffnete sein Zimmer.
Die Reisetaschen standen in einer Ecke, und das Bett, auf das sie am Morgen frische Laken für Carson gelegt hatte, war gemacht. Seine Rasiersachen waren im Badezimmer, und auf dem Schreibtisch lag ein Aktendeckel mit Papieren. Über der Stuhllehne hingen ein paar Kleidungsstücke. Es sah ganz danach aus, als habe er sich häuslich eingerichtet.
Die Idee mit dem Nachhilfeunterricht war ein Fehler, den sie jetzt bitter bereute. Dabei erschien sie ihr anfangs so einfach und vernünftig. Carson und sie waren an einem toten Punkt angelangt, und wie ein Motor, der sich mit der Zeit abnützt, brauchte ihre Beziehung eine kleine Generalüberholung, um danach umso besser zu funktionieren.
Was sie mit ihrer genialen Idee jedoch erreicht hatte, war das genaue Gegenteil.
Bisher hatten sie beide gewusst, woran sie waren. Ihre Verbindung war vielleicht nicht sehr aufregend, dafür aber stark und zuverlässig. Und jetzt?
Dank ihrer Verbesserungsversuche stimmte es hinten und vorne nicht mehr.
Warum hatte sie nicht die Finger davon gelassen?
Molly seufzte. Wirklich, sie brauchte eine Katze. Katzen besaßen einen ausgeprägten Sinn fürs Wesentliche – essen, schlafen, trinken – und versuchten nicht, dem Schicksal ins Handwerk zu pfuschen.
Apropos Schicksal. Wie lange würde es wohl dauern, bis Joaquin sich mit der schönen Marianela verlobte? Vielleicht besprach er das in ebendiesem Moment mit ihr und seinen Eltern in Lachlans Haus. Bei dem Gedanken verspürte sie ein seltsames Gefühl der Leere, was überhaupt keinen Sinn machte. Der Mann bedeutete ihr nichts. Aber irgendwie hatte sie gehofft, dass er auch keiner anderen etwas bedeutete, vor allem, da er andauernd behauptete, kein Mann zum Heiraten zu sein.
Sagte man nicht, dass aus Frauenhelden die besten Ehemänner würden? Wenn sie an Lachlan und Hugh dachte, dann war das nicht aus der Luft gegriffen. Vor der Hochzeit hatten beide ihr Junggesellendasein in vollen Zügen genossen, jetzt waren sie häuslich wie
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