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Julia Collection Band 26

Julia Collection Band 26

Titel: Julia Collection Band 26 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: BARBARA HANNAY
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habe meinen eigenen Friseursalon und viele Kunden. Die meisten Tage sind sehr anstrengend.“
    „Dann müssen Sie gut sein.“ Nach dem nächsten Schluck stellte Charity das Glas auf den Tisch. „Möchten Sie mir vielleicht etwas über Tim sagen?“
    Die silbernen Ohrringe klimperten, als Marsha sich zu ihr beugte. „Also, nur unter uns“, sagte sie gedämpft, „ich mache mir um den lieben Jungen Sorgen. Tim hat nämlich versprochen, mich an meinem Geburtstag zu besuchen, ist dann aber nicht aufgetaucht.“
    „Er wollte Sie besuchen?“, fragte Charity leicht geschockt und trank einen ordentlichen Schluck.
    „Überrascht Sie das?“, erwiderte Marsha amüsiert.
    „Ich … nun ja … also, ein wenig.“ Charity konnte sich nicht vorstellen, warum Tim Marsha hätte besuchen sollen – sie wollte es sich nicht vorstellen.
    „Ich verstehe einfach nicht, wieso er verschwunden ist“, fuhr Marsha fort.
    „Dann glauben Sie also, dass ihm etwas zugestoßen ist?“
    Marsha runzelte die Stirn. „Ich weiß es nicht, aber ich helfe Ihnen gern bei der Suche.“
    „Das ist sehr freundlich von Ihnen.“ Mittlerweile war Charity überzeugt, dass sie diese Frau falsch eingeschätzt und voreilige Schlüsse gezogen hatte.
    Lächelnd griff Marsha nach ihrer Hand und drückte sie. „Trinken Sie aus! Uns Frauen fällt bestimmt was ein.“

2. KAPITEL
    Charity suchte überall nach Tim.
    Verzweifelt lief sie durchs Pfarrhaus, sah in jedem Zimmer nach und warf einen Blick unter jedes Bett und in jeden Schrank. Als das nichts half, hetzte sie auf den Dachboden und wieder nach unten in die Küche und in die Speisekammer. Zuletzt blieb ihr nur noch das Arbeitszimmer, obwohl sie ziemlich sicher war, dass ihr kleiner Bruder sich niemals unerlaubt in den Raum wagte, in dem ihr Vater die Predigten schrieb.
    Tim war auch dort nicht.
    Draußen tobte ein Unwetter. Der Sturm rüttelte an den Fenstern. Zweige schlugen gegen das Dach.
    Charity starrte ängstlich durchs Fenster in die schwarze Nacht hinaus und blickte zu den bleiverglasten Fenstern von St. Alban hinüber, die wie Edelsteine im dichten Regen leuchteten.
    Hastig griff sie nach dem Regenmantel und wagte sich ins Freie. Vergeblich rief sie nach Tim. Der Sturm riss den Klang ihrer Stimme mit sich. Da sie vergessen hatte, eine Taschenlampe mitzunehmen, musste sie sich blindlings vorantasten.
    Tim, wo bist du?, schoss es ihr durch den Kopf. Die Angst brachte sie fast um.
    Plötzlich fiel ihr die Antwort ein. Er war auf dem Friedhof.
    Blitze wiesen ihr den Weg durch die Nacht. Zitternd vor Angst lief sie an der Kirche vorbei, wagte sich zwischen die Grabsteine und verbannte alle Gedanken an Geister.
    Sie fand Tim. Er kauerte auf dem Grab ihrer Mutter, ein kleiner, hilfloser Junge von sieben Jahren, der sich an einen kalten Marmorstein klammerte. Das schwarze Haar klebte ihm am Kopf, der Pyjama war klatschnass.
    Das Herz brach ihr fast, als sie ihn in die Arme nahm. Er hielt sich an ihr fest, feucht und schlüpfrig wie ein Frosch, mit knochigen Ellbogen und Knien.
    „Ich will Mummy“, schluchzte er. „Ich will, dass sie zurückkommt!“
    „Ach, Schatz.“ Charity konnte nicht böse auf ihn sein. Sie drückte ihn an sich und versuchte, ihn mit Küssen zu trösten. „Ich bin ja bei dir, mein Schatz, und ich habe dich lieb. Von jetzt an bin ich deine Mummy.“
    Zu ihrem Entsetzen riss sich der Junge los und wich vor ihr zurück.
    „Du taugst nichts!“, schrie er. „Du verlierst mich immer wieder aus den Augen!“ Im nächsten Moment hatte ihn die schwarze Nacht verschluckt.
    „Nein, Tim! Komm zurück!“
    Charity erwachte von ihrem eigenen Entsetzensschrei und öffnete mühsam die Augen, schloss sie aber gleich wieder. Schmerzhaft grelles Sonnenlicht fiel durch die Jalousien herein und blendete sie.
    Es war nur ein Traum gewesen, aber die Realität sah nicht viel besser aus. Sie war in Australien, und Tim war tatsächlich verschwunden.
    Ihr Kopf schmerzte, und im Mund hatte sie einen schlechten Geschmack. Was war denn bloß passiert?
    Vom Vorabend erinnerte sie sich nur an ein langes und nettes Gespräch mit Marsha, das eigentlich reichlich einseitig ausgefallen war. Marsha hatte ausführlich darüber gesprochen, was für ein netter Kerl Tim doch sei. Und wenn Charity sich nicht sehr täuschte, hatte Marsha darauf bestanden, dass sie weitertranken, wenn sie alles über ihren Bruder hören wollte.
    Falls sie jedoch etwas Bedeutsames erfahren hatte, fiel es ihr jetzt nicht mehr

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