Julia Collection Band 27
hatte, entlarvt würde. Aber darum ging es ja im „Texas Cattleman’s Club“: „Beistand, Gerechtigkeit und Frieden“ war das Motto, nach dem alle Mitglieder des Clubs lebten.
Und wenn jemand Beistand und Frieden zu brauchen schien, dann war es diese Frau.
Als Jane die Türklingel hörte, sah sie sich ängstlich um. Der Raum war voller ausgelassener Menschen. Dies war vielleicht die Gelegenheit, auf die sie gewartet hatte. Die Aufmerksamkeit der Gäste war auf die beiden Männer gerichtet, die gerade eingetroffen waren.
Jane stand auf und ging ruhig, aber entschlossen, durch den Flur. Sie wartete nicht ab, um zu sehen, wer die Neuankömmlinge waren. Es war ohnehin bedeutungslos. Sie würde sie sowieso nicht kennen.
Jane seufzte. Sie wusste ja nicht einmal, wer sie selbst war, und langsam sah es so aus, als würde sie das auch nie mehr erfahren.
Aber wie auch immer sie hieß, es war eindeutig, dass sie diejenigen, die mit ihr zusammen waren, in Gefahr brachte. Einige von ihnen hatten bereits Drohbriefe bekommen, und Tara hatte sogar ihr Haus verloren, weil Jane bei ihr gewohnt hatte.
Jane würde diesen Menschen immer dankbar sein für ihre Freundlichkeit und Großzügigkeit, aber sie wollte nicht länger deren Sicherheit aufs Spiel setzen. Deshalb hatte sie die schmerzliche Entscheidung getroffen, Royal mit ihrer kleinen Tochter Autumn zu verlassen.
Jane betrat das Zimmer, das sie sich mit ihrem Baby teilte. Hastig schrieb sie einen Brief, in dem sie sich bei allen für deren Hilfe bedankte. Dann suchte sie die Sachen ihrer Tochter zusammen und wickelte das Baby in eine warme Decke. Vorsichtig, um die Kleine nicht zu wecken, nahm Jane sie hoch und ging schnell den Flur entlang.
Sie würde hintenherum in die Küche gehen, sich ein paar Flaschen Babynahrung aus dem Kühlschrank holen und dann unbemerkt durch die Hintertür hinausschleichen. Mit etwas Glück würde sie schon weit weg sein, bevor jemand ihre Abwesenheit bemerkte oder die Nachricht fand, in der sie ihr Verhalten erklärte.
Nachdem sie die Milchflaschen in der Wickeltasche verstaut hatte, ging sie zur Tür. Doch gerade, als sie die Hand auf den Türknauf legte, hielt eine männliche Stimme sie auf.
„Jane, hier sind noch zwei Clubmitglieder, die ich dir vorstellen möchte“, sagte Ryan Evans hinter ihr. „Nanu, wo willst du denn hin?“
Seine Stimme klang verwundert, und als Jane sich langsam umdrehte, suchte sie fieberhaft nach einer Erklärung, warum sie mit dem Baby so spät noch nach draußen wollte. „Ich dachte, ich …“
Dann bemerkte sie den Mann, der neben Ryan stand, und sie hielt abrupt inne. Etwas an ihm kam ihr vertraut vor. Er war ein wenig kleiner als Ryan, hatte hellbraune Haare, haselnussfarbene Augen und …
„Natalie“, stieß der Mann ungläubig hervor und machte einen Schritt auf sie zu.
Sie öffnete den Mund, um ihn zu fragen, warum er sie mit diesem Namen anredete, doch plötzlich, wie aus heiterem Himmel, wusste sie es. Ihr Name war Natalie – Natalie Perez. Sie war fünfundzwanzig Jahre alt und lebte in Chicago.
Blinzelnd sah sie, dass der gut aussehende Mann einen Schritt auf sie zumachte. Er hieß Travis Whelan. Er war zweiunddreißig, ein Millionär und …
Ihr Kopf begann zu schmerzen, als die Erkenntnis sie wie ein Schlag traf. Er war nicht nur irgendjemand, den sie kannte.
Travis Whelan war der Vater ihres Babys, und er war der Mann, den sie nie hatte wiedersehen wollen.
2. KAPITEL
Natalies Kopf dröhnte unbarmherzig, als das Zimmer sich um sie herum zu drehen begann. Ihr wurde schwarz vor Augen, und sie merkte, dass sie dabei war, das Bewusstsein zu verlieren. Sie drückte das Baby fest an sich, ließ die Wickeltasche jedoch fallen und tastete nach etwas, woran sie sich festhalten konnte.
„Sie wird ohnmächtig!“, hörte sie Ryan rufen. Er klang verzweifelt, und Natalie registrierte kaum noch, dass sowohl er als auch Travis auf sie zugestürzt kamen.
Sie fühlte, dass jemand ihr Autumn abnahm, während im selben Moment zwei starke Arme sie auffingen und an eine breite, männliche Brust drückten. „Ich halte dich, Natalie“, sagte Travis. „Gleich wird es dir wieder besser gehen.“
Natalie hörte, wie Autumn aus vollem Hals zu schreien begann. „Meine Tochter“, stammelte sie, die sich mehr Sorgen um ihre Tochter machte als um sich selbst.
„Es geht ihr gut.“ Travis’ warmer Atem streifte ihre Schläfe, und Natalie erschauerte. „Ryan und Darin kümmern sich um sie,
Weitere Kostenlose Bücher