Julia Collection Band 27
doch dann reichte sie ihm wortlos ihre Tochter.
Travis nahm das Baby vorsichtig in den Arm und schluckte, als er es anstarrte. Der Wirbel am Haaransatz des Babys war der gleiche, den alle Whelans hatten. Die Grübchen in ihren Wangen waren zwar noch winzig, doch sie sahen seinen eigenen ziemlich ähnlich.
Er schaute wieder zu Natalie und bemerkte, dass sich der Argwohn in ihren hübschen Augen in bittere Resignation verwandelt hatte. Sein Herz klopfte so heftig, dass er fast Angst bekam. „Sie ist meine Tochter, oder?“, fragte er, obwohl er die Antwort schon kannte.
Natalie starrte ihn einige Sekunden lang an, bevor sie das Kinn hob und die Schultern straffte. „Ja.“
Travis hatte mit dieser Antwort gerechnet, trotzdem fühlte er sich plötzlich so, als wäre er gerade von einer gesamten Footballmannschaft überrannt worden. Er hatte eine Tochter – und jemand bedrohte sie und ihre Mutter.
Die unterschiedlichsten Empfindungen stürzten auf ihn ein – am stärksten war sein Beschützerinstinkt. Obwohl es bereits einige Jahre her war, dass er sein Kampftraining bei der Marine absolviert hatte, konnte er noch immer erbarmungslos sein, wenn es sein musste. Und wer auch immer seiner kleinen Tochter und ihrer Mutter etwas antun wollte, der würde es mit ihm zu tun bekommen, eher er auch nur in Reichweite der beiden gelangen konnte.
Travis reichte Natalie das Baby zurück und spürte, dass sein anfänglicher Schock sich in Wut verwandelte. Es gab tausend Fragen, die er beantwortet haben wollte. Die wichtigste war, warum Natalie sich nicht mit ihm in Verbindung gesetzt hatte, als sie von ihrer Schwangerschaft wusste.
Aber jetzt war nicht der richtige Zeitpunkt, sie zur Rede zu stellen. Sie war dem nicht gewachsen, und er musste sich erst einmal beruhigen, sonst verlor er womöglich noch die Beherrschung.
„Ich schicke dir Davids Frau herein, damit sie dir helfen kann, deine Sachen und die des Babys einzupacken“, sagte er, nachdem er eine spontane Entscheidung getroffen hatte.
„Warum?“ Ihr Gesichtsausdruck verriet, dass sie ängstlich war.
Er ging in Richtung Tür, drehte sich aber noch einmal zu Natalie um. „Weil ihr von jetzt an bei mir wohnen werdet.“
Ihr langes dunkelbraunes Haar wippte, als sie den Kopf schüttelte. „Nein, das werden wir nicht.“
Travis ignorierte die Panik in ihren ausdrucksstarken Augen und verschränkte die Arme vor der Brust. „Doch, das werdet ihr.“
„Aber …“
„Kein aber, Natalie. Du und unsere Tochter, ihr werdet mit mir nach Hause kommen.“ Er lächelte, bezweifelte aber, dass er besonders freundlich oder entgegenkommend wirkte. „Wir brauchen Zeit, um all das aufzuarbeiten, was dir zugestoßen ist, und müssen außerdem zu einer Einigung wegen Autumn kommen.“
Bevor sie etwas entgegnen konnte, drehte Travis sich um und ging in den Flur, wo noch immer die anderen Männer und Marissa standen. „Marissa, könntest du Natalie beim Packen helfen? Ich werde sie und meine Tochter mit zu mir nach Hause nehmen.“
Der Schock saß! Es folgte sekundenlanges Schweigen, während die anderen diese unerwartete Ankündigung verarbeiteten.
Ryan, der aussah, als hätte er einen elektrischen Schlag bekommen, fand als Erster die Sprache wieder. „Deine was?“
„Meine Tochter“, erwiderte Travis ruhig, selbst erstaunt darüber, wie leicht ihm das Wort über die Lippen kam und wie gut es sich anfühlte, seine Freunde wissen zu lassen, dass er Autumns Daddy war.
Natalie warf dem Mann, der den großen silberfarbenen Geländewagen durch die ruhige Nacht lenkte, einen Seitenblick zu. Als sie Travis an diesem Abend in Davids und Marissas Küche wiedererkannt hatte, war ihr kurz die Frage durch den Kopf geschossen, warum sie sich nicht mit ihm in Verbindung gesetzt hatte, sobald sie von der Schwangerschaft wusste. Doch im Laufe des Abends erinnerte sie sich immer deutlicher daran, warum sie es vorgezogen hatte, ihre Schwangerschaft geheim zu halten.
Sie hatte sich letztes Jahr Hals über Kopf in Travis verliebt. Doch viel zu schnell hatte sie herausfinden müssen, dass man ihm nicht trauen konnte. Abgesehen von der Tatsache, dass er sie belogen hatte, war er auch noch ein Millionär. Und sie hatte selbst erfahren, dass reiche Menschen andere benutzten, um ihre eigenen Ziele zu erreichen, und sie dann fallen ließen, als seien sie völlig überflüssig.
Ein kalter Schauder lief ihr über den Rücken. Ein Baby konnte notfalls auch ohne Mutter aufwachsen. Würde Travis
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