Julia Collection Band 27

leicht ihre Schulter.
    Dieser winzige Kontakt wirkte auf sie wie ein elektrischer Schlag. Hastig trat sie zurück und nickte. „Alles in Ordnung.“
    Einen Moment lang verharrte sein Blick auf Natalie, bevor Travis sich umdrehte. „Ich gehe nach unten und hole das Reisebett aus dem Wagen.“
    Als er zurückkehrte, stellte er das tragbare Bett schnell auf und fragte: „Gibt es noch irgendetwas, was ihr beide heute Nacht braucht?“
    „Nein danke.“ Natalie wünschte, er würde endlich gehen, damit sie sich wieder sammeln konnte. Seine Gegenwart machte sie nervös, da die Erinnerungen an ihre gemeinsame Zeit immer wieder bruchstückhaft auf sie einstürzten.
    Von unten hörten sie die Standuhr, die zwölf Mal schlug. Travis drehte sich zu Natalie um und schaute sie unverwandt an, während er sich langsam vorbeugte. Regungslos und wie hypnotisiert stand Natalie da. Ihr Puls beschleunigte sich.
    Dann stockte ihr der Atem, als Travis den Kopf senkte, und gerade, als sie dachte, er würde sie küssen, berührte er ihre Wange mit den Fingerspitzen und flüsterte in ihr Ohr: „Ein frohes neues Jahr, Natalie. Wir reden morgen früh weiter. Gute Nacht.“
    Und dann ging er zur Tür, ohne sich noch einmal umzuschauen, und schloss sie leise hinter sich.

3. KAPITEL
    Travis lag wach in seinem Bett und merkte, dass sein Kopf vor Anspannung und Müdigkeit zu schmerzen begann. Zu viele Dinge gingen ihm durch den Kopf.
    Das erste und dringendste davon war, warum Natalie sich nicht mit ihm in Verbindung gesetzt hatte, als sie von ihrer Schwangerschaft erfahren hatte. Glaubte sie, es hätte ihn nicht interessiert, dass er ein Baby gezeugt hatte? Warum wollte sie nicht, dass er Teil von Autumns Leben wurde?
    Natürlich war ihm bewusst, dass sie im Streit auseinandergegangen waren, aber das bedeutete ja nicht, dass er seine Tochter nicht liebte und sich nicht um sie kümmern würde. Er geriet in Rage bei dem Gedanken, dass Natalie, hätte sie sich nicht in einer Notsituation befunden, ihn vielleicht niemals über seine Vaterschaft aufgeklärt hätte.
    Und das brachte ihn zu der zweiten und wohl wichtigsten Frage überhaupt. Warum wurden Natalie und das Baby bedroht? Und von wem?
    So wütend er auch auf Natalie war – bei der Vorstellung, dass jemand einem von beiden etwas antun könnte, verkrampfte sich sein Magen. Er hatte versprochen, dass sie bei ihm in Sicherheit seien, und er würde Himmel und Hölle in Bewegung setzen, um das zu gewährleisten.
    Er dachte darüber nach, wie er es am besten anstellen könnte, etwas darüber herauszufinden, wer Natalie und das Baby bedrohte. Dann entschied er, dass er seine Freistellung als Staatsanwalt noch ein wenig verlängern würde. Er hatte bereits eine Auszeit von zwei Monaten genommen, um nach Obersbourg zu fahren. Ein paar Wochen mehr würden jetzt auch nicht mehr ins Gewicht fallen.
    Glücklicherweise gab es in und um Royal herum kaum Verbrechen, sodass ihm relativ viel Zeit blieb, die Aufträge für den „Cattleman’s Club“ zu erledigen. Doch so wichtig diese bisher auch gewesen waren, Natalie und Autumn zu bewachen war seine bei Weitem wichtigste Mission. Gleich am Montagmorgen würde er im Gericht anrufen und dafür sorgen, dass der Unterstaatsanwalt ihn weiterhin vertrat, bis derjenige, der Natalie verfolgte, hinter Gittern saß.
    Nachdem er sich auf diese Strategie festgelegt hatte, fühlte Travis sich gleich viel besser. Jetzt musste er sich nur noch überlegen, wie er Natalie helfen konnte, ihr vollständiges Gedächtnis zurückzuerlangen. Sobald sie das erreicht hätten, dessen war er sicher, würden sie auch etwas über die Identität des Mistkerls wissen, der versuchte, ihr und dem Baby etwas anzutun.
    Während er dalag und über all dies nachdachte, hörte er das leise Weinen des Babys. Kurz darauf ging die Tür von Natalies Zimmer auf. Travis hörte, wie sie beruhigende Worte zu dem Kind sprach, als sie an seiner Zimmertür vorbeiging. Er sah erneut auf den Wecker und vermutete, dass es Zeit für Autumns Frühstück war.
    Er schlug die Decke zurück, stand auf und zog sich eine saubere Jeans an, bevor er die Tür öffnete und barfuß durch den Flur zur Treppe ging. Angesichts Natalies Reaktion auf Fluffy gestern war zu befürchten, dass sie die Fassung verlor, wenn sie ihm zufällig begegnete, während sie ein Fläschchen für das Baby aus dem Kühlschrank holte.
    Ein Aufschrei und das darauf folgende Babygeschrei veranlassten Travis, seinen Schritt zu beschleunigen.