Julia Collection Band 27
Charakter angeht?“, fragte sie und zog eine ihrer perfekt geschwungenen Augenbrauen hoch.
„Nein.“ Travis zuckte mit den Achseln. „Aber ich bin ein Mann. Und glaub mir, ich weiß sehr viel mehr über Männer als du.“
Lachend stand sie auf. „Du meinst, ihr Kerle könnt mehr als euch kratzen, spucken und sinnlos umherirren, weil ihr lieber sterben würdet, als nach dem Weg zu fragen?“
Er grinste, als er ihr aus dem Arbeitszimmer in den Flur folgte. „Pass einfach auf dich auf, okay, du Frechdachs?“
Sie drehte sich um, schlang die Arme um seinen Nacken und küsste ihren Bruder auf die Wange. „Mach dir um mich nicht so viele Sorgen, Travis. Sieh lieber zu, dass du die Sache mit Natalie ins Reine bringst. Ich freue mich schon darauf, dass sie in nicht allzu ferner Zukunft meine Schwägerin wird. Dann habe ich Autumn immer hier und kann sie verwöhnen.“ Sie trat zurück und sah ihn fragend an. „Hat Natalie Geschwister?“
„Nein. Wieso?“
Carrie strahlte. „Dann werde ich Autumns Lieblingstante.“
Travis runzelte die Stirn, als Carrie zur Haustür hinausrauschte. Wieso wollten seine Schwester und Mose ihn unbedingt unter die Haube bringen?
Er warf einen Blick in Richtung Küche, wo, wie er wusste, Natalie ihrer Tochter die Flasche gab. In den elf Monaten seit seiner Rückkehr aus Chicago hatte er die gemeinsam verbrachte Zeit nicht vergessen können. Aber das war doch keine Basis für eine lebenslange Bindung, oder?
Ihm wurde ganz mulmig zumute. Was zum Teufel war nur los mit ihm? Er sollte nicht einmal nachdenken über dieses Thema. Er hatte nie einen Gedanken ans Heiraten verschwendet, aber er war sich ziemlich sicher, dass er nicht dafür geschaffen war.
„Du drehst langsam durch, mein Lieber“, murmelte er, als er zur Küche ging.
Er hatte vor, der beste Vater der Welt für Autumn zu werden. Aber eine Heirat – selbst mit der Frau, die er nie hatte vergessen können – kam in seinen Zukunftsplänen wirklich nicht vor.
5. KAPITEL
„Travis?“ Natalie blieb in der Tür zu seinem Arbeitszimmer stehen und rieb sich ihre pochenden Schläfen. „Könntest du für eine Stunde oder so auf das Baby aufpassen, während ich mich hinlege?“
„Sicher, Darling.“ Er stand von seinem Schreibtischstuhl auf. „Geht es dir nicht gut?“
„Ich habe schon wieder furchtbare Kopfschmerzen und werde sie nicht los. Ich dachte, wenn ich ein bisschen schlafe, sind sie vielleicht weg, wenn ich aufwache.“
Travis kam um den Schreibtisch herum und trat zu ihr. Seine Miene drückte Besorgnis aus. „Hast du häufig Kopfschmerzen?“
„Ich glaube nicht, dass ich früher dazu geneigt habe“, meinte sie, obwohl sie sich nicht wirklich erinnern konnte, ob sie welche gehabt hatte oder nicht. „Aber in letzter Zeit habe ich fast jeden Tag Probleme damit.“
Er legte ihr einen Arm um die Schultern und führte sie in Richtung Treppe. „Vielleicht solltest du mal einen Neurologen aufsuchen, wenn es nicht besser wird.“
„Nein!“ Erschrocken fuhr sie zusammen und fing sofort an, unkontrolliert zu zittern. „Ich will weder einen Neurologen noch sonst einen Arzt in meiner oder Autumns Nähe haben!“
Einen kurzen Moment war Travis erstaunt angesichts ihres heftigen Tonfalls, doch dann zog er Natalie in seine starken Arme. „Es ist ja schon gut“, meinte er beruhigend. Er hielt sie fest umschlungen, während er zärtlich über ihr Haar strich. „Es war ja nur ein Vorschlag. Du brauchst nicht zu einem Arzt zu gehen, wenn du das nicht möchtest.“
Natalie wusste, dass sie überreagiert hatte, aber allein der Gedanke an Ärzte machte ihr furchtbare Angst, und sie konnte nichts dagegen tun. „Es tut mir leid. Ich kann es nicht erklären, aber ich habe dieses schreckliche Gefühl, was Ärzte angeht. Und es scheint immer schlimmer zu werden.“
„Hast du schon immer Angst vor ihnen gehabt, Darling?“, fragte er sanft.
„Ich bin mir nicht sicher. Aber ich glaube nicht.“ Sie versuchte sich an ihre Kindheit zu erinnern. „Ich weiß, dass ich den Kinderarzt mochte, zu dem mich meine Eltern früher gebracht haben. Aber er war mehr wie ein Großvater zu all seinen Patienten, weniger wie ein Arzt.“
Sie hielt abrupt inne, als ein Erinnerungsfetzen in ihrem Gedächtnis auftauchte. Sie hatte einen gut aussehenden Mann in einem weißen Kittel vor Augen. Sein Lächeln war warm und freundlich, doch seine Augen wirkten kalt und berechnend, als besäße er weder ein Gewissen noch eine Seele. Doch dann
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