Julia Collection Band 28
Einliegerwohnung gedacht. Zum Beispiel für eine Schwiegermutter. Die Räume sind abgetrennt, haben jedoch einen Zugang zu Küche und Wohnzimmer. Bisher hatte ich dafür natürlich keine Verwendung.“ Er räusperte sich. „Also, falls Sie einen Riegel an der Tür zum Korridor haben wollen, der zu Ihnen führt …“
„Sam“, fiel Erin ihm ins Wort. „Sagen Sie bitte nicht, dass das auch einer meiner Brüder vorgeschlagen hat.“
Er nickte. „Doch, der große. Tut mir leid, ich habe mir die Namen nicht gemerkt.“
„Matthew“, sagte sie mit zusammengebissenen Zähnen. „Ich darf nicht vergessen, dass ich ihn später dafür umbringe.“
„Das ist doch kein Problem, Erin“, meinte Sam amüsiert.
„Verraten Sie mir eines.“ Sie sah ihm direkt in die Augen. „Brauche ich einen solchen Riegel?“
„Natürlich nicht“, wehrte er rasch ab.
„Dann sparen Sie sich die Mühe. Ich fühle mich bei Ihnen absolut sicher, sonst hätte ich die Stelle gar nicht erst angenommen.“
Für einen Moment sah er sie sanfter als bisher an, schottete sich jedoch sofort wieder ab. „Gut. Ich hole jetzt Jessica und die Pizza, damit Sie sich in Ruhe einrichten können. Gibt es etwas, das Sie auf der Pizza nicht mögen?“
„Die übliche Antwort – Sardellen.“
„Keine Angst. Jess würde vermutlich einen Anfall bekommen, sollte ich versuchen, ihr kleine Fische vorzusetzen. Sie liebt Ananas und Schinken.“
„Das mag ich auch am liebsten.“
Sam sah sie an, als wollte er noch etwas sagen, nickte dann nur und ging. Erin ließ sich auf die Bettkante sinken und strich über den Quilt.
Es würde bestimmt nicht leicht werden, Sam Lowery näher kennenzulernen. Trotzdem wollte sie sich bemühen, auch ihn aus seinem Schneckenhaus zu holen.
Sie ließ sich rücklings aufs Bett sinken und blickte zur Zimmerdecke hinauf. Wunder waren möglich. Das hatte sie bereits selbst erlebt.
4. KAPITEL
Während Sam zu Mia fuhr, um Jessica zu holen, fragte er sich, worauf er sich da bloß eingelassen hatte. Er fühlte sich wohl mit Erin. Sie war unbefangen und begeisterungsfähig. Ihre blauen Augen strahlten ständig, und sie schien sich über alles zu freuen. Sogar ihr gelber VW Käfer und der Lenkradüberzug mit dem albernen Gänseblümchenmuster verströmten Heiterkeit.
Erin war ganz anders als Jenny, die ähnlich wie er stets etwas schwermütig gewesen war. Mit nichts war sie zufrieden gewesen – mit seinen Arbeitszeiten, mit der Wohnung, mit ihrem gemeinsamen Leben, nicht einmal mit sich selbst. Sie war nicht glücklich gewesen. Dabei hatte er gehofft, dass sie einander helfen würden, wenn sie eine Familie gründeten. Aber diese Hoffnung hatte sich in Luft aufgelöst.
Erin dagegen war schon nach kurzer Zeit wie Balsam für seine Seele. Doch Halt, einen Moment! Wieso verglich er Erin mit Jenny? Jenny war seine Frau gewesen. Erin war das Kindermädchen, mehr nicht. Außerdem hatte er ihre Brüder kennengelernt. Erin hatte eine große Familie im Hintergrund. Er hatte nur eine verkorkste Kindheit. Das durfte er nicht vergessen.
Zwischen ihm und Erin durfte sich nichts anbahnen. Das passte ihm nicht. Andererseits hatte er ohnedies der Liebe abgeschworen. Ja, und das war vor allem für seine Tochter das Beste. Er musste sich mit Erins Gegenwart zufriedengeben. Sie war das Kindermädchen, nicht die Frau im Haus. Keine Liebe, kein Sex, keine Bindungen. Und damit keine Lügen und Komplikationen. Auch Kummer und Schmerz waren ausgeschlossen.
Andererseits hätte er schon halb tot sein müssen, um nicht zu bemerken, wie reizvoll Erin war. Und wenn er die Anzeichen richtig deutete, fand auch sie ihn attraktiv. Er musste vorsichtig sein, nicht zuletzt, weil er genau wusste, was ihre Brüder argwöhnten – dass er ein Mann war, der genoss, was ihre kleine Schwester anzubieten hatte, und ihr hinterher das sanfte Herz brach.
Eine Beziehung mit Erin kam für ihn nicht infrage, weil er ihr unweigerlich irgendwann das Herz brechen würde. Erin brauchte einen Mann, der ihr gleich eine ganze Kinderschar schenkte. Er würde niemals dieser Mann sein, nicht nach Jenny und allem, was er erlebt hatte.
Energisch beendete Sam die Grübelei. Er wollte nichts weiter, als seine kleine Tochter abzuholen, eine Pizza zu besorgen und nach Hause zu fahren.
Zu Erin.
Nein, nein, nicht so! Er wollte nur, dass sie drei sich besser kennenlernten, damit Jessica sich an die Fremde unter ihrem Dach gewöhnte. Er würde auf Erin genauso aufpassen wie ihre Brüder
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