Julia Collection Band 28
sich.
„Durch meine Mutter, die fünf schlampige Jungen großziehen musste.“
Er warf einen Blick auf die Zitronenschnitten. „Dann sollten wir die Pizza essen, damit wir zum Dessert kommen.“
„Haben Sie vielleicht einen Hang zu Süßem?“, fragte sie scherzhaft.
Er öffnete den Pizzakarton und sah sie dabei an. „Ja, ich mag alles, was süß ist.“
Erin setzte Jessica in den Kinderstuhl und vermied es dabei, Sam anzusehen. Sie kannte ihre typisch irische helle Haut nur allzu gut. Vermutlich war sie bereits dunkelrot angelaufen. „Was möchtest du denn zum Abendessen trinken, kleines Fräulein? Milch, Saft oder Wasser?“
„Milch“, erwiderte Jessica.
Sam deutete auf einen Schrank neben dem Kühlschrank. „Kindertassen sind hier. Möchten Sie Bier oder Wein? Ich habe einen guten Chianti im Haus, der zur Pizza passt.“
„Ein Glas wäre schön, wenn Sie nichts dagegen haben“, erwiderte Erin mit einem Blick zu Jessica.
„Verteilen Sie die Pizza? Dann schenke ich ein.“
„Abgemacht.“
Die Musik spielte gedämpft. Türen wurden geöffnet und geschlossen. Jessica plauderte mit ihrem geliebten Hundchen. Das alles war so angenehm und schön, dass Erin hoffte, sie, Sam und Jessica würden noch oft zusammen sein. Zwar wusste sie nicht mit Sicherheit, ob Sam dann aus sich herausgehen würde, aber ein wenig Hoffnung hatte schließlich noch nie geschadet.
Erin erwachte zum ersten Mal im Morgengrauen und hörte in der Küche Geräusche. Jemand war schon auf.
Sam.
Diese Gelegenheit durfte sie sich nicht entgehen lassen. Denn beim Abendessen hatten sie nicht darüber gesprochen, wie Jessica zu behandeln war. Sechs Monate waren bereits seit dem Brand verstrichen, und Erin wollte so bald wie möglich mit der Therapie beginnen.
Sie stand auf, zog einen blauen Bademantel an, putzte sich die Zähne, strich sich mit den Fingern durchs Haar und ging zur Küche.
Als sie die Tür öffnete, drehte Sam sich mit einem Buttermesser in der einen und einem Glas Mayonnaise in der anderen Hand zu ihr um. „Tut mir leid, habe ich Sie geweckt?“
Erin verschränkte lächelnd die Arme. „Nein, ich bin Frühaufsteherin. Falls ich Sie nicht aufhalte, möchte ich gern mit Ihnen reden.“
„Ja, natürlich.“ Er deutete mit dem Messer auf die Kaffeemaschine. „Trinken Sie eine Tasse mit mir?“
„Danke.“ Im dritten Schrank, den sie öffnete, fand sie Tassen. „Um welche Uhrzeit steht Jessica für gewöhnlich auf?“
„Schwer zu sagen, weil ich die Ärmste wecken und zur Arbeit mitnehmen musste. Das hat ihr gar nicht gefallen. Vermutlich ist sie kein Morgenmensch.“
„Das kann ich mir denken.“ Erin setzte sich mit ihrer gefüllten Tasse an den Tisch. „Ich werde wohl bis halb acht warten und sie dann wecken.“
Sam war mit den Vorbereitungen für sein Mittagessen fertig und packte alles in einen Behälter, schenkte sich ebenfalls eine Tasse Kaffee ein und lehnte sich an die Theke.
Erin versuchte, unter seinem forschenden Blick ruhig zu bleiben. „Soll ich mit dem Abendessen auf Sie warten?“, fragte sie, um die Stille zu brechen.
„Nicht nötig“, erwiderte er. „Ich weiß leider nie, wann ich heimkomme.“
Sie nickte und starrte in ihre Tasse.
„Aber ich rufe an, falls ich zu einer annehmbaren Zeit fertig werde – sofern Sie das wollen.“
„Ja, bitte. Ich würde Jessie das Abendessen gern um sechs geben. Wenn Sie dann noch nicht hier sind, hebe ich Ihnen etwas auf.“
„Wird dankbar zur Kenntnis genommen.“
Möglichst nebenbei fuhr sie fort: „Es wäre gut, wenn Sie die Essenszeiten auch an den Wochenenden einhalten, an denen ich nicht hier bin.“
„Gut, aber erinnern Sie mich daran.“
„Ich könnte einen Zeitplan an den Kühlschrank kleben.“
„Ausgezeichnete Idee. Sie können übrigens gern meinen Computer oben im ersten Stock benützen. Zweite Tür rechts.“
Erin verschwieg bewusst, dass sie ihren eigenen Laptop samt Drucker mitgebracht hatte. Schließlich gab er ihr freie Hand, seine Privatsphäre im Haus zu betreten. „Vielen Dank.“
„Darüber wollten Sie mit mir reden?“, fragte er.
„Nein. Ich habe einige Fragen, damit ich mit Jess arbeiten kann. Ich möchte nicht übereifrig erscheinen, aber …“
„Immer los.“
Erin holte tief Atem. „Wie reagiert Jessica darauf, wenn Sie über Ihre Gefühle wegen des Todes Ihrer Frau sprechen?“
Sam wich ihrem Blick aus. „Hier geht es nicht um mich, sondern um meine Tochter.“
„Ja, sicher, aber Sie trauern
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