Julia Collection Band 28
und sie beschützen. Vor allem vor ihm.
Plötzlich dachte er an Lissa Cartwright, die wahrscheinlich seine Schwester war. Wie war sie aufgewachsen? Hatte sie einen Adoptivbruder, der sich um sie kümmerte?
Ach, war doch egal. Wieso dachte er jetzt überhaupt an Lissa und Adam, Jared Cambry und dessen Sohn Mark, der von Adam Knochenmark erhalten hatte? Diese Leute hatten doch gar nichts in seinen Überlegungen zu suchen. Wahrscheinlich dachte er nur plötzlich an eine leibliche Familie, weil er heute die geballte Kraft der O’Gradys erlebt hatte. Nein, Lissa, Adam und Cambry würden nie zu seiner Familie gehören. Die bestand nur aus Jessica.
Entschlossen gab er Gas. Nach dem Aufruhr der letzten Tage sehnte er sich nach seiner Tochter. Er brauchte keine Schwester und keinen Bruder, die er nicht kannte, und schon gar keinen sogenannten Vater, der nie ein Interesse an ihm gehabt hatte. Er brauchte auch kein verlockendes Kindermädchen. Er brauchte nur seine Tochter Jessica, sonst nichts.
Erin benötigte nur wenig Zeit, um auszupacken und sich einzurichten. Da Sam und Jessica noch nicht da waren, ging sie in die Küche, stellte das Radio auf ihren bevorzugten Sender und machte einen Salat zur Pizza. Zum Nachtisch buk sie Zitronenschnitten aus einer Fertigmischung im Schrank.
Da von den beiden noch immer nichts zu sehen war, holte sie das saubere Geschirr aus der Spülmaschine, stellte das von ihr benützte Geschirr hinein und putzte über die Oberflächen. In einer Schublade entdeckte sie eine einzelne weiße Kerze, die sie in den Kerzenständer auf dem Tisch steckte und anzündete. Warum sollte sie das erste gemeinsame Essen nicht etwas festlich gestalten?
Neben der Küche gab es eine große Waschküche, durch die man eine ebenso große Garage erreichte. Hier stand ein Korb mit benützter Kinderwäsche. Fröhlich summend belud Erin die Waschmaschine und schaltete sie ein. Von ihrer Mutter hatte sie gelernt, Wartezeiten nie ungenutzt verstreichen zu lassen.
Schon jetzt vermisste sie ihre Eltern, obwohl sie unbedingt hatte ausziehen wollen. Sie war eine junge Frau, die selbstständig sein wollte, und das hatte nichts mit der Liebe zu ihren Eltern zu tun.
Ohne lange zu überlegen, rief sie vom Wandtelefon in der Küche aus daheim an. Ihre Mutter meldete sich gleich nach dem ersten Klingeln.
„Hi, Mom, ich bin es.“
„Erin, Schatz! Du fehlst uns jetzt schon.“
„Ihr mir auch. Darum rufe ich an.“
„Ach, Schatz, läuft es nicht gut? Die Jungs haben angerufen und gesagt, dass dieser Sam Lowery einen ganz anständigen Eindruck macht. Ich dachte, alles wäre in Ordnung.“
„Das ist es auch. Meine Zimmer sind toll, und Sam ist sehr höflich und herzlich.“ Sie wickelte die Schnur um den Finger. „Er holt gerade die kleine Jessica, und dann essen wir gemeinsam. Ich bin einfach nicht an ein so stilles Haus gewöhnt.“
Sarah O’Grady lachte leise. „Nein, selbstverständlich nicht. Wenn es nicht gut läuft, kannst du jederzeit nach Hause kommen.“
„Das weiß ich, Mom, aber ich werde dafür sorgen, dass es gut läuft.“ Sie hörte, wie sich das Garagentor öffnete. „Ach, da sind sie. Ich rufe dich morgen wieder an.“
„Mach’s gut, Schatz, und bring die Kleine mal her, damit sie deine Familie kennenlernt.“
Als Erin auflegte, kamen Sam und Jessica aus der Waschküche herein. Sam hielt einen großen weißen Pizzakarton in der Hand. Jessica ging neben ihm her. Als sie Erin sah, lächelte sie zwar strahlend, versteckte sich aber schüchtern hinter dem Bein ihres Vaters.
Sam legte ihr die Hand auf den Kopf. „Süße, erinnerst du dich an Erin?“
„Da ist ja das hübsche kleine Fräulein!“ Erin ging in die Hocke und breitete die Arme aus. „Hallo, Jessica!“
Jessica sagte zwar nichts, kam aber langsam zu Erin und drückte das Köpfchen an ihren Hals.
Erin lächelte Sam zu, der sich erstaunt umsah. Hinter ihm summte die Waschmaschine, und es roch nach frisch gebackenem Zitronenkuchen.
„Sie hätten doch nicht putzen oder waschen müssen“, sagte er schließlich. „Und Sie haben auch einen Nachtisch gemacht?“
„Und einen Salat. Ich hatte schließlich Zeit.“ Sie hob Jessica hoch und stand auf. „Sie werden sich daran gewöhnen müssen, dass ich etwas im Haus mache. Still herumzusitzen liegt mir nicht.“
Er legte die Pizza auf der Theke ab. „Sie sollten doch auspacken und sich einrichten.“
„Alles erledigt.“
„Wodurch sind Sie so tüchtig geworden?“, erkundigte er
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