Julia Collection Band 28
auf Jessica ausrichte. Nur deshalb stelle ich Ihnen diese unangenehmen Fragen. Das tut mir auch leid, doch wir müssen zusammenarbeiten. Ich weiß, dass ich mich wiederhole, aber so ist es. Ohne Sie erreiche ich bei Jessica nicht viel. Ich bin für sie eine Fremde, auch wenn sich das hoffentlich bald ändern wird. Sie sind und bleiben der Vater, und das zählt auf jeden Fall mehr.“
Sam ließ sich nicht anmerken, was er dachte oder fühlte. „Ich habe verstanden. Ich bin ja auch nicht mit Absicht so … schwierig. Jedenfalls werde ich mir Mühe geben, einverstanden?“ Da sie nichts erwiderte, wechselte er das Thema: „Und, was haben Sie heute vor?“
Erin sah sich in der Küche um. „Ich wollte mit Jessica einfach nur daheim bleiben, damit wir uns besser kennenlernen.“
Er nickte. „Ich würde gerne einen Kindersitz in Ihrem Käfer anbringen, bevor Sie mit der Kleinen wegfahren.“
„Natürlich. Ohne diesen Sitz würde ich sie auch gar nicht mitnehmen. Das sollten wir aber bald machen, damit ich für den Notfall gerüstet bin.“
Sam stockte und stellte Thermoskanne und Essensbehälter auf die Theke. „Sie haben völlig recht. Ich erledige das sofort.“
„Sie kommen zu spät“, wandte Erin ein.
„Das spielt keine Rolle.“
„Gut, nur … ich fahre heute ohnedies nicht weg.“
„Sie haben von einem Notfall gesprochen. Man weiß nie, was passiert. Das kenne ich aus eigener Erfahrung.“
Erin widersprach nicht. Schließlich hatte er recht. „Ich ziehe mich an, hole die Schlüssel und helfe Ihnen.“
„Ich warte draußen. Sie können Ihren Wagen übrigens gern in die Garage stellen. Es ist genug Platz vorhanden.“
„Danke, sehr aufmerksam. Daisy Mae wird es in der Garage gefallen.“
Er sah sie an, als hätte sie den Verstand verloren. „Sie haben Ihrem Auto einen Namen gegeben?“
„Tut das nicht jeder?“
Sam schüttelte den Kopf, und Erin ging beschwingt in ihren Flügel des Hauses. Zuerst war sie eingezogen und jetzt auch ihr Käfer. Es gefiel ihr, wie sich die Beziehung zu Sam entwickelte. Sehr sogar.
5. KAPITEL
Sam traf düster gestimmt auf der Baustelle ein und knallte im Bürowagen den Essensbehälter auf den Schreibtisch.
„Wow“, sagte Mia ungerührt. „Hast du in den Cornflakes auf einen Stein gebissen?“
Sam nahm sich eine Tasse Kaffee und trank einen Schluck. „Ich weiß nicht, ob das mit dem Kindermädchen richtig war.“
„Jetzt schon Bedenken?“ Mia zog eine Schreibtischschublade auf und legte die Beine darauf. „Ich höre. Was hat die Ärmste denn getan? Hat sie gewagt, die Luft in deinem Lebensraum einzuatmen?“
„Sehr witzig.“ Sam schilderte kurz, wie er in seiner eigenen Küche befragt worden war.
„Und wo liegt dein Problem?“, fragte Mia. „Dass sie überhaupt gefragt hat? Oder wie sie gefragt hat?“
„Sie begreift nicht, dass es um Jessica und nicht um mich geht. Das alles hat mit mir doch absolut nichts zu tun.“
Mia spielte mit den Knöpfen an ihrer Bluse und spitzte dabei die Lippen. Sam kannte das bei ihr. Danach wollte sie stets eine Menge sagen, tat es jedoch nicht, weil sie seinen Zorn fürchtete.
„Was ist?“, drängte er. „Sprich dich ruhig aus. Offenbar halten sich Frauen seit Neuestem in meiner Gegenwart ohnedies nicht zurück.“
„Keines Menschen Schmerz ist unwichtig“, erklärte sie.
„Du lieber Himmel! Hast du diesen Spruch aus irgendeiner Frauenzeitschrift?“
Mia schüttelte den Kopf. „Nein, im Ernst. Hast du mit irgendjemandem jemals über Jennys Tod gesprochen? Oder über den Brand?“
„Fang du jetzt nicht auch noch damit an!“, bat er.
„Meine Frage ist durchaus berechtigt“, versicherte Mia.
„Das heißt aber noch lange nicht, dass ich antworten muss.“
„Sam“, meinte sie seufzend. „Ich weiß, dass du schweigsam und verschlossen bist. Ich bedränge dich nicht, und ich will auch gar nicht, dass du mit mir redest. Solltest du das allerdings wollen, bin ich für dich da.“
„Das weiß ich.“
„Gib dieser Erin eine faire Chance“, fuhr Mia fort. „Sie ist erst einen Tag bei dir. Auch wenn sie nicht die niedliche, nach Maiglöckchen duftende Großmutter ist, die du haben wolltest, geht es ihr doch offenbar um dein Wohl.“
„Sie soll sich um Jessicas Wohl und nicht um meines kümmern.“
„Beides hängt untrennbar zusammen.“
Da hatte sie allerdings auch wieder recht. „Trotzdem halte ich es für sinnlos, über Jennys Tod zu sprechen. Ich bin ein Erwachsener und werde mit dem
Weitere Kostenlose Bücher