Julia Collection Band 28
immer öfter vor, je mehr Zeit er mit ihr und Jess verbrachte.
Erin war stolz auf ihn gewesen, als er ihr von dem Gespräch im Park erzählte. Ihr waren sogar Tränen in die Augen geschossen. Erstaunlich, wie offen sie Gefühle zeigte. Vielleicht würde ihm das auch leichter fallen, wäre er in einer Familie wie der ihren aufgewachsen.
Immer wieder versuchte sie, mehr über seine Vergangenheit herauszufinden. Meistens machte sie das, wenn Jessica schon schlief und sie beide in der Küche saßen und sich unterhielten. Doch er empfand Erins Fragen nicht mehr als Einbruch in seine Privatsphäre. Schließlich kam sie aus einer großen Familie, die eine wichtige Rolle in ihrem Leben spielte. Sie kannte es eben nicht anders. Bestimmt erschien es ihr deshalb seltsam, dass er so gar nichts über seine Familie erzählte. Doch was hätte er denn auch schon erzählen sollen?
Bisher hatte er sich Erin nicht anvertraut, weil er kein Mitleid wollte. Außerdem wäre dann die Sprache auf Lissa und Adam gekommen, und das wollte er nicht riskieren. Im Fernsehen kamen weiterhin Berichte über die Zwillinge, die sich wieder gefunden hatten. Und es wurde viel über Marks gesundheitliche Fortschritte nach der Knochenmarktransplantation berichtet. Dem Jungen schien es von Tag zu Tag besser zu gehen, was Sam mit Dankbarkeit erfüllte.
Am Samstag wollte Erin auf Jessica aufpassen, damit Sam mit seinen Leuten die Arbeit auf der Baustelle vorantreiben konnte, die durch ein paar Regentage verzögert worden war. Schon um halb fünf morgens war er auf der Baustelle. Er hoffte, schnell mit der Arbeit fertig zu werden, um noch schneller wieder nach Hause fahren zu können. Wenigstens den Rest des Wochenendes wollte er Zeit für Erin haben.
Um ein Uhr mittags war Sam endlich fertig und fuhr nach Hause. Voll Vorfreude betätigte er die Fernsteuerung für das Garagentor. So sehr hatte er sich schon lange nicht mehr aufs Heimkommen gefreut. Zwar redete er sich ein, dass es mit Jessicas Fortschritten zu tun hatte, doch es ging ihm auch um Erin, um ihr Lachen, ihre Geschichten und ihre Schlummerlieder für Jessica. Ja, danach sehnte er sich, und manchmal fiel es ihm schwer, in ihr nur das Kindermädchen zu sehen. Kindermädchen – das kam ihm irgendwie zu unpersönlich vor, nachdem sie zu einem so wichtigen Teil auch seines Lebens geworden war. Wie war es bloß in so kurzer Zeit dazu gekommen?
Während er in der Waschküche die Arbeitsschuhe auszog, lauschte er, hörte jedoch nichts. Vielleicht machte Jessica gerade ein Nickerchen.
Leise durchquerte er die Küche und klopfte an die Tür zu Erins Räumen, erhielt jedoch keine Antwort. Sofort bekam er es mit der Angst zu tun und sah im Wohnzimmer nach, doch nirgends eine Spur von den beiden. Er lief in den ersten Stock. Das Kinderzimmer war leer.
„Erin!“, rief er und hastete wieder nach unten. „Jessica! Wo seid ihr?“
Keine Antwort.
An der Küchentür angekommen stockte er. Natürlich, Erins Käfer hatte nicht in der Garage gestanden. Er hatte es gar nicht bewusst registriert. Vielleicht erledigten die beiden Besorgungen? Lachend schüttelte er den Kopf. Dass er immer gleich das Schlimmste denken musste!
Gerade wollte er sich etwas aus dem Kühlschrank holen, als er einen Zettel auf dem Küchentisch entdeckte.
Hi, Sam.
Jessica und ich sind bei meinen Eltern auf der Geburtstagsfeier für Kellan, die wahrscheinlich bis vier Uhr dauern wird. Sollten Sie rechtzeitig heimkommen, können Sie sich uns gern anschließen. Jessica wäre sicher begeistert, wenn ihr Daddy auftaucht. Auf der Rückseite finden Sie Adresse, Telefonnummer und Anweisungen, wie Sie fahren müssen.
Hoffentlich bis bald!
Erin und Jessica
Sam wurde auf der Stelle zornig. Jessica fing gerade erst an, sich zu erholen. Wie konnte Erin da nur auf die Idee kommen, die Kleine könnte sich inmitten einer Horde Kinder und zwischen lauter Fremden wohlfühlen? Noch dazu bei den O’Gradys, bei denen es bestimmt laut zuging! Jessica stellte sich doch schon im Park ängstlich an.
Er drehte den Zettel um, prägte sich die Angaben ein, ging nach oben und duschte rasch. O ja, er wollte zu den O’Gradys fahren und seine Tochter da rausholen. Und später würde er Erin gehörig die Meinung sagen.
Alle O’Gradys waren im Garten von Sarahs und Eamon seniors Haus versammelt, genau wie Großmutter Sarah das liebte. Sie kümmerte sich gern um Babys, kleine Kinder und Jugendliche. Vor allem genoss sie es, Großmutter zu sein, weil sie die
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