Julia Collection Band 28
im Internet nach dem Fall der Zwillinge suchte. Sie musste es einfach tun! Als sie ein Foto von Adam Bartlett anklickte, stockte ihr der Atem. Sam sah Adam Bartlett nicht bloß ähnlich, sondern er sah genauso aus. Und auch diese Lissa Cartwright war ihm sehr, sehr ähnlich. Das konnte doch kein Zufall sein!
Jessica schlief noch tief, als Erin kurz nach ihr sah. Sie kehrte an den Computer zurück und lud ein Interview mit den Zwillingen, das sie sogleich abspielte. Und je mehr sie erfuhr, desto sicherer wurde sie, dass ihre Brüder, ganz unbewusst, auf etwas gestoßen waren. Denn zusätzlich zur Ähnlichkeit zwischen Sam und Adam Bartlett hatten beide auch die gleiche Art zu sprechen und sich zu bewegen. Und diese Lissa lächelte genauso verhalten wie Sam.
Endgültig sicher war sich Erin, als sie las, dass Adams und Lissas leibliche Mutter in sehr jungen Jahren bei einem Autounfall umgekommen war. Alter und Geburtsdatum stimmten mit dem von Sam überein. Die ganze Geschichte passte.
Sam hatte behauptet, nichts über seinen leiblichen Vater zu wissen. Stimmte das wirklich? Denn immerhin hatte sich Jared Cambry bei seinen Kindern gemeldet, als sein kleiner Sohn Mark an Leukämie erkrankte und einen Spender für Knochenmark brauchte. Hatte er dabei auch an Sams Tür geklopft? Erin erinnerte sich an etwas, was Sam gesagt hatte – es sei das schlimmste Verbrechen, wenn ein Elternteil sein Kind im Stich ließ. Nein, sie konnte sich nicht vorstellen, dass Sam seinen Vater abgewiesen hätte. Aber sie konnte sich sehr gut vorstellen, dass er sich nicht von sich aus bei ihm melden würde. Und sie zweifelte nicht daran, dass Sam Bescheid wusste.
Hatte diese junge Mutter damals nicht nur Zwillinge, sondern sogar Drillinge zur Welt gebracht? War dies eines der Geheimnisse, die Sam eisern wahrte? Aber wenn er einer der Drillinge war, warum meldete er sich dann nicht bei seinen Geschwistern?
Fragen über Fragen. Erin nahm sich vor, Sam noch genauer zu beobachten und auf eigene Faust zu recherchieren. Schließlich ging es hier um einen Mann, den sie respektierte und an dem ihr viel lag – um einen Mann, in den sie sich allmählich verliebte. Und um einen Mann, der voller Geheimnisse steckte.
Sam dachte noch oft an den Nachmittag bei den O’Gradys und daran, dass ausgerechnet Erins Brüder diese Ähnlichkeit zwischen ihm und Adam Bartlett bemerkt hatten. Waren sie die Einzigen, den es aufgefallen war? Oder warum sagten Mia und Erin nichts?
Er war dem Problem so gut wie möglich ausgewichen. Jetzt musste er nur ruhig abwarten, bis der Medienzirkus endete. Dann würde auch diese Ähnlichkeit wieder in Vergessenheit geraten. Das hoffte er zumindest. Er musste nur schauen, dass er Abstand von den O’Gradys hielt. Und zwar von den Brüdern ebenso wie von der Schwester. Denn sie mit ihrer offenen Art und ihrer Hingabe an die Familie würden ihn sicher dazu drängen, seine Geschwister kennenzulernen. Das wollte er nicht. Und vor allem wollte er nicht, dass sein Leben wie das ihre ans Licht der Öffentlichkeit gezerrt wurde.
Trotzdem wurde er das Gefühl nicht los, dass er an einem Abgrund stand. Und ja, er hatte Höhenangst. Erin hatte ihn dazu gebracht, aus sich herauszugehen. Und jetzt stand so viel auf dem Spiel – seine Anonymität, sein ruhiges Leben und die Privatsphäre seiner Tochter. Dagegen gab es nur ein Mittel. Er musste sich wieder zurückziehen und wieder so leben, wie er das vor Erin getan hatte.
Er war siebenundzwanzig Jahre lang ein verschlossener Mensch gewesen, an den niemand herankam. Höchste Zeit, dass er wieder so wurde.
Erin fiel es sofort auf, dass Sam sich nach dem Tag bei ihren Brüdern wieder in sein Schneckenhaus zurückzog. Verschwunden war der offen lächelnde Mann, zu dem er vorher geworden war.
Sie selbst hätte damit ja noch leben können, doch seine Kehrtwende wirkte sich negativ auf Jessica aus. Alles, was sie bislang mit dem Mädchen erreicht hatte, löste sich Stunde um Stunde wieder auf. Jessica wollte sich das Album mit den Fotos ihrer Mommy nicht mehr ansehen, sie wurde wieder weinerlich und ängstlich. Da Sam sich abends nicht mehr mit Erin in der Küche zusammensetzte und über den Tag und ihre Fortschritte mit seiner Tochter sprach, hatte sie ihm noch nicht von Jessicas verändertem Verhalten erzählen können. Doch jetzt platzte ihr allmählich der Kragen. Als Kindermädchen war es ihre Pflicht, ihn auf dem Laufenden zu halten. Wenn er sich bemühte, ihr auszuweichen, musste sie
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