Julia Collection Band 28
ich hier überhaupt noch? Wenn Sie mir nicht helfen, kann ich Ihrer Tochter nicht helfen. Dann verschwenden wir nur unsere Zeit.“
Sam sprang auf, kam mit zwei langen Schritten zu ihr und griff nach ihren Armen. „Es ist keine Zeitverschwendung“, sagte er beschwörend. „Das kann nicht Ihr Ernst sein. Jessica liebt Sie!“
„Was leider nicht viel bedeutet, wenn Sie mich so wenig mögen, dass Sie mir ausweichen. Sie richtet sich in Gefühlsdingen …“
„… nach mir, das habe ich schon verstanden.“ Sam ließ den Blick über ihr Gesicht wandern und lächelte betrübt. „Erin O’Grady, es stimmt nicht, dass ich Sie nicht mag.“
Beinahe wäre sie schwach geworden, doch sie wollte nicht einlenken. „Was ist es dann?“, drängte sie. „Was ist passiert, dass Sie sich wieder zurückgezogen haben?“
„Ich …“ Sam wollte ihr ausweichen, doch sie versperrte ihm den Weg.
„Laufen Sie nicht vor mir weg“, verlangte sie. „Dafür ist es zu wichtig.“
„Ich weiß nicht einmal, ob ich es erklären kann“, behauptete er gepresst.
„Versuchen Sie es!“
Sekundenlang sahen sie einander in die Augen, ehe Sam ihr behutsam über die Wange strich. „Ich kann es nicht.“
Plötzlich begriff sie. Und da jetzt schon so viel schiefgegangen war, konnte es auch nicht mehr schaden, diese Frage zu stellen: „Hat es vielleicht mit Adam Bartlett und Lissa Cartwright zu tun?“
Er biss die Zähne zusammen. Also hatte sie ins Schwarze getroffen. „Ihre Brüder haben es Ihnen gesagt?“
„Matthew hat mich angerufen“, bestätigte sie. „Keiner von ihnen weiß, dass Sie bei Pflegeeltern aufgewachsen sind. Ich habe kein Wort von dem weitergegeben, was Sie mir anvertraut haben. Aber seien Sie jetzt bitte ehrlich zu mir. Stimmt es, was ich vermute? Adam und Lissa sind nicht Zwillinge, sondern Drillinge?“
Sekunden verstrichen, ehe er nickte.
„Und Sie sind der fehlende Dritte?“
„Ich glaube schon, ja, aber ich möchte nicht, dass es jemand erfährt.“
„Aber warum? Das ist doch verrückt“, widersprach sie heftig. „Sie haben eine Familie, Sam. Blutsverwandte! Einen Bruder und eine Schwester, die einen guten Eindruck machen, ganz zu schweigen von Ihren Halbgeschwistern.“
„Hören Sie auf!“, verlangte er so schroff, dass sie zusammenzuckte.
Doch so leicht gab Erin nicht auf. „Warum wollen Sie Ihre Familie nicht kennenlernen?“, hakte sie nach.
„Ich lebe zurückgezogen, falls Ihnen das noch nicht aufgefallen sein sollte. Ich möchte nicht, dass mein Leben und das meines Kindes im Fernsehen durchgehechelt wird.“ Verstört ließ er sich wieder aufs Bett sinken. „Außerdem …“
„Was außerdem?“, drängte sie und setzte sich zu ihm.
„Lissa Cartwright ist auf einem Weingut aufgewachsen“, erklärte er scharf. „Adam Bartlett führt eine tolle Firma. Offenbar hatten beide liebevolle Adoptiveltern. Warum sollte ich mich als der Drilling zu erkennen geben, den keiner haben wollte? Und solange Cambry kein Rückenmark für seinen Sohn benötigte, tat er einen Teufel, unser Vater zu sein. Ich bitte Sie, wer braucht Feinde, wenn er eine solche Familie hat? Nein danke, davon will ich nichts wissen.“
Erin litt mit ihm. Die Kindheit hatte offensichtlich Narben bei ihm hinterlassen, die noch lange nicht verwachsen waren. Tröstend griff sie nach seinen Händen, und in diesem Moment wusste sie es: Sie liebte diesen Mann. Er war der wunderbarste Mann auf der Welt – auch wenn er meilenweit davon entfernt war, seine Qualitäten zu erkennen.
„Sam“, sagte sie eindringlich und legte ihr ganzes Gefühl in ihre Stimme. „Sie sind einer der nettesten und besten Männer, denen ich je begegnet bin. Sie haben eine wunderbare Tochter. Sie haben so viele Schwierigkeiten gemeistert und sich ein Leben aufgebaut, auf das Sie stolz sein sollten. Ich schätze mich glücklich, dass ich zu Ihrem und Jessicas Leben gehöre.“
Als er sie endlich wieder ansah, schenkte sie ihm ein zärtliches Lächeln.
„Es ist sicher verständlich, sich vor der Medienmeute zu verstecken. Aber ich bitte Sie, gehen Sie Ihren Geschwister nicht aus dem Weg, weil Sie sich weniger wert fühlen. Das ist Unsinn. Nicht für Sie wäre es eine Ehre, Adam und Lissa zu begegnen, sondern umgekehrt für diese beiden.“
Langsam hob sie die Hand, strich ihm übers Kinn, beugte sich zu ihm und tat endlich, was sie schon längst hätte tun sollen.
Sie küsste ihn.
Erins schöne Worte und nun auch ihre Lippen entfachten in Sam
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