Julia Collection Band 28
Rock.
„Kann meine Tochter das gleich anbehalten?“, fragte Jared.
„Selbstverständlich“, versicherte die höchst zufriedene Verkäuferin. „Ich entferne nur noch die Schildchen.“
„Danke für alles“, sagte Lissa. „Das hat wirklich Spaß gemacht.“
„Gern geschehen“, meinte Jared. „Ich habe es auch genossen. Und jetzt gehen wir in den Friseursalon.“
Lissa sah auf die Uhr. Es war schon spät, und Sullivan wartete vermutlich bereits auf sie. „Nein, du hast mir schon genug Gutes getan.“
„Tu mir den Gefallen“, bat Jared.
Warum auch nicht? „In Ordnung.“
Zwei Stunden später betrachtete Lissa sich im Spiegel und traute ihren Augen nicht. Antoine, der Friseur, hatte ihre Naturfarbe durch eine Rottönung verstärkt und die Spitzen abgeschnitten. Außerdem hatte er Lissas Mähne durchgestuft, sodass sie nun nicht mehr schwer, sondern locker und luftig über den Rücken fiel. Der Mann hatte geradezu ein Wunder vollbracht, und Lissa fand plötzlich, dass sie unerwartet sinnlich wirkte.
„Sie können das Haar immer noch zum Knoten schlingen und hochstecken“, meinte Antoine, „aber tragen Sie es lieber offen, wenn Sie Leute und vor allem Männer beeindrucken wollen.“
Sullivan hatte sie gefragt, ob sie das Haar jemals offen trug. Was würde er jetzt sagen, wenn er sie sah? Wurde er womöglich sogar erregt? Und dann …?
Sie drehte den Kopf hin und her und beobachtete, wie sich das lange Haar fließend bewegte. Sonderbar, jetzt fühlte sie sich gar nicht verwundbar oder entblößt.
Konnte das denn die Möglichkeit sein? Sie war eine schöne Frau.
Lissa konnte es kaum erwarten, nach Hause zu kommen. Sie wollte Sullivans Gesicht sehen, wenn sie zum Gästehaus ging und ihn fragte, ob er mit ihr bei einem Glas Wein den Sonnenuntergang beobachten wollte. Und wer weiß, was sie ihm noch alles anbot, wenn er sich interessiert zeigte.
6. KAPITEL
Als Lissa in ihren Wagen stieg, warf sie einen Blick in den Rückspiegel. Zum ersten Mal in ihrem Leben sah sie darin eine elegante Frau. Jared hatte recht gehabt, sie war schön! Schön wie ihre Mutter, die sie nie kennenlernen würde.
„Shawna darf nicht erfahren, dass ich dir das alles gekauft habe“, hatte Jared lächelnd gesagt. „Sie liegt mir ohnehin schon ständig in den Ohren, sie habe nichts anzuziehen.“
Lissa kam es vor, als wäre sie über Nacht erwachsen geworden. Oder besser gesagt, während des Nachmittags mit ihrem leiblichen Vater. Ein paar Stunden, und das unauffällige Entlein war Vergangenheit geworden. Also so was hatte sie noch nicht einmal in ihren Romanen gelesen.
Sie hatte sich im Krankenhaus Blut abnehmen lassen, sich von Jared mit einer Umarmung verabschiedet und versprochen, bald wieder nach Portland zu kommen.
Natürlich hatten sie auch darüber gesprochen, was damals zwischen ihm und Olivia geschehen war. Er hatte kein Mädchen heiraten wollen, das er kaum kannte und das seine Anrufe nicht erwiderte. Er hätte für Olivia und ihr Kind gesorgt, doch Olivia hatte ihn ausgeschlossen. Und niemand konnte heute sagen, wie es weitergegangen wäre, hätte Lissas Mutter keinen Unfall gehabt. Eines stand jedoch fest: Lissa hätte ein völlig anders Leben geführt. Ein besseres? Sie glaubte kaum. Sie konnte sich nicht vorstellen, Ken und Donna Cartwright nicht als Eltern und Eileen nicht als Schwester zu haben.
In vieler Hinsicht war Jared für sie natürlich noch immer ein Fremder, doch sie spürte, dass sie Freunde werden konnten – und mit der Zeit vielleicht auch mehr.
Bevor sie losfuhr, griff sie zum Handy und rief zu Hause an.
„Schatz, ich habe mir Sorgen gemacht“, sagte ihre Mutter. „Mr. Cambry hat zwar nett gewirkt, aber man weiß ja nie.“
„Er war wirklich nett, Mom.“
„Wirst du ihn jetzt öfter treffen?“
„Ich werde sicher irgendwann wieder nach Portland fahren und dann seine Familie kennenlernen. Aber alles zu seiner Zeit. Erst ist mal der neue Wein dran. Wir haben vor der Präsentation noch viel zu tun.“
„Heute Abend gibt es Schmorbraten“, sagte ihre Mom. „Den magst du doch so gern. Falls du Sullivan siehst, richte ihm aus, dass er herzlich eingeladen ist.“
„Mache ich. Sobald ich zurück bin, gehe ich sofort ins Büro. Sullivan und ich haben noch viel zu tun.“
„Du arbeitest zu hart, Schatz. Du solltest dir mehr Freizeit gönnen.“
Diesmal wollte Lissa den Rat ihrer Mom befolgen. Sie hatte mit Sullivan zwar tatsächlich noch viel zu erledigen, doch vor allem
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