Julia Collection Band 28
wollte sie sehen, wie er auf die neue Lissa reagierte. Erst das Private, dann das Geschäft, entschied sie. Wenigstens einmal in ihrem Leben wollte sie mit einem Mann flirten. Von einem Mann ausgiebig geliebt werden. Ein erotisches Abenteuer in ihrem Leben wollte sie haben, mehr verlangte sie ja gar nicht.
Sullivan und Barney waren nicht im Büro. Darum ging sie zum Gästehaus, um dort nach den beiden zu sehen. Als sie in den Schuhen mit hohen Absätzen die schmale Hängebrücke überquerte, merkte sie, dass sich sogar ihr Gang verändert hatte. Bewegte sie sich womöglich wie Gretchen Thomas? Es war erstaunlich. Sie fühlte sich nicht im Geringsten unbeholfen.
Trotzdem wurde sie nervös, als sie die Veranda erreichte. Dabei wollte sie diesen Mann doch gar nicht verführen. Sie wollte nur herausfinden, ob es für ihn überhaupt denkbar war, sie attraktiv zu finden. Okay, nicht nur attraktiv, sondern auch erotisch. Es handelte sich also lediglich um ein harmloses Experiment. Schließlich wollte sie sich nicht auf Sullivan stürzen. Zumindest nicht vor dem Abendessen, dachte sie und konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen.
Erst einmal sollte sie sich nach Barney erkundigen und sich dafür bedanken, dass Sullivan sie ermutigt hatte, sich mit Jared zu treffen. Danach könnte sie ihm ja ein Glas Wein auf der Veranda vorschlagen. Wie sie danach eine eher erotische Stimmung erzeugen sollte, ahnte sie nicht einmal. Oje, es könnte wirklich peinlich werden. Sollte sie ihn tatsächlich fragen, ob er bereit wäre, mit ihr ins Bett zu gehen? Doch wann ihn bitten, wenn nicht jetzt? Sie wollte schließlich nicht ihr ganzes Leben als Jungfrau verbringen.
Sie würde ihr Schicksal in die Hand nehmen, selbst wenn sie Zurückweisung riskierte. Wie lautete noch mal der Spruch über einen Sturz vom Pferd? Man muss sofort wieder in den Sattel steigen.
Voll Zuversicht klopfte Lissa. Sie saß fest im Sattel. Vorwärts, Cowgirl!
Sullivan öffnete die Tür. In Jeans und weißem T-Shirt sah er sagenhaft wie immer aus.
„L…iss…a!“ Er riss die Augen auf und bekam den Mund nicht mehr zu. „Ich … also … wow!“
Sie hatte ihn zum Stottern gebracht. Man stelle sich das vor! Offenbar gefiel ihm, was er sah, und das machte ihr Mut.
Bisher hatte sie noch nie auf jemanden so gewirkt, schon gar nicht auf einen dermaßen attraktiven Mann. Er sollte allerdings nicht denken, dass sie sich seinetwegen so verändert hatte.
„Ich habe mir was für die Präsentation eingekauft, und da ich schon in der Stadt war, habe ich auch das Haar schneiden lassen. Virgin Mist ist zu wichtig, als dass ich nicht das Beste versuchen sollte. Und, wie gefällt Ihnen mein neuer Look?“
„Großartig, einfach großartig“, beteuerte er und wich zur Seite. „Kommen Sie herein.“
Bevor sie sich nach Barney erkundigen konnte, entdeckte sie den Welpen. Er lag auf dem Sofa und kaute an einer von Sullivans Socken. „Danke, dass Sie auf ihn aufgepasst haben.“
„Gern geschehen“, erwiderte er und ließ den Blick über sie wandern, bis ihr Herz schneller schlug.
„Ich bin froh, dass Sie mich dazu ermutigt haben, mit Jared zu sprechen“, sagte sie und stützte die Hand in die Hüfte. „Ich habe einen schönen Nachmittag mit ihm verbracht. Es hat mir gutgetan.“
„Offenbar“, bemerkte er und betrachtete ihre Hand an der seidigen Bluse. „Das muss ja ein tolles Gespräch gewesen sein.“
Ja, es klappte! Sie hatte sein Interesse geweckt. Warum also nicht den nächsten Schritt wagen? „Wie wäre es mit einem Glas Wein vor dem Abendessen?“
„Sehr gern.“ Sullivan holte eine Flasche aus dem Kühlschrank und suchte hastig in den Schubladen nach einem Korkenzieher.
War er nervös? Ihretwegen? Wie ermutigend!
„Ich mache das schon“, sagte Lissa und drängte sich in den Küchenbereich, der kaum Platz genug für eine Person bot. Es gefiel ihr, Sullivan zu berühren und sich an ihm zu reiben. Und ihm schien es auch zu gefallen. Jedenfalls rührte er sich nicht von der Stelle und sah sie fasziniert an.
Ihre Blicke trafen sich. Lissa glaubte, seinen Herzschlag zu hören und seinen Atem zu fühlen, als er eine Locke ihres Haars durch die Finger gleiten ließ. „So wollte ich es sehen – offen.“
Sein Blick veränderte sich und wurde durchdringend. Und heiß. Lissa kannte das aus Romanen und Filmen, doch selbst hatte sie es noch nie erlebt. Eine Frau konnte sich jedenfalls leicht an diesen verlangenden Ausdruck in den Augen eines Mannes
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