Julia Collection Band 28
lässig. Die Ärmel hatte er hochgerollt. Sie enthüllten kräftige Unterarme und eine teure goldene Uhr.
„Was halten Sie davon?“, fragte er.
„Wie schon gesagt, ich finde Ihre Idee gut, Besichtigungen in Valencia Vineyards zu veranstalten. Darüber spreche ich mit meinem Vater, sobald er aus San Diego zurückkommt.“
Es klopfte, und Lissas Mutter kam mit einem dunkelhaarigen Mann herein.
„Schatz“, sagte sie, „ihr seid zwar beschäftigt, aber du solltest jemanden kennenlernen. Es ist … wichtig.“
Lissa wandte sich an den Mann, der sie aufmerksam musterte.
„Ich bin Jared Cambry“, stellte er sich vor und reichte ihr die Hand.
Der Name war ihr fremd. Lissa nahm seine Hand. „Lissa Cartwright.“
„Sie sehen wie Ihre Mutter aus“, murmelte er.
Lissa runzelte die Stirn. Das traf auf Eileen, nicht aber auf sie zu. Sah der Mann denn schlecht?
„Er meint Olivia“, bemerkte Donna leise.
Olivia hieß ihre leibliche Mutter. Kannte der Mann sie?
„Ich bin mir ziemlich sicher, dass ich Ihr Vater bin“, sagte der Besucher.
Lissa suchte eine Weile vergeblich nach Worten. „Das … kommt … unerwartet“, brachte sie schließlich fassungslos hervor. Als kleines Mädchen hatte sie sich oft ausgemalt, wie ihre leiblichen Eltern zu ihr kommen würden.
„Ich verstehe sehr gut, dass Sie überrascht sind“, versicherte Jared Cambry.
Als Kind hatte sie von diesem Tag geträumt, doch jetzt … Warum war ihr Vater hier? Wollte er Schuldgefühle bekämpfen? Hatte er schon früher an sie gedacht?
„Seit ich letztes Jahr wieder nach Portland gezogen bin, wollte ich Sie suchen“, fuhr er fort. „Ich bin leider nicht dazu gekommen. Als Anwalt hatte ich viel mit der Einrichtung eines neuen Büros zu tun. Jetzt ist in meiner Familie ein Problem aufgetaucht, und ich hoffe sehr, dass Sie mir helfen können.“
Brauchte der Mann Geld? Er trug einen ziemlich teuren Anzug, ein weißes Hemd und eine elegante Krawatte. Arm wirkte er nicht gerade.
„Was für ein Problem?“, fragte Lissa misstrauisch.
„Bei meinem jüngsten Sohn – also Ihrem Halbbruder – wurde eine seltene Blutkrankheit festgestellt, und er benötigt dringend eine Knochenmarktransplantation.“
Es ging ihm also gar nicht um sie! Natürlich, wie hätte sie sich auch nur einbilden können, ihr leiblicher Vater habe plötzlich Interesse an ihr. Er hatte sie nur gesucht, weil er sonst einen Menschen verlor, der ihm wichtig war.
„Mark ist erst acht Jahre alt.“ Jared Cambry holte die Brieftasche hervor und nahm das Foto eines Jungen in Fußballertrikot heraus. „Er ist ein sehr kluger und liebevoller Junge, ein großartiger Junge. Ohne Transplantation wird er den zehnten Geburtstag nicht erleben.“
Lissa betrachtete das Gesicht eines dunkelhaarigen Jungen mit Sommersprossen auf der Nase und einem breiten Lächeln.
Ihr Bruder … nein, ihr Halbbruder.
Das alles war einfach zu viel für sie. Sie brauchte Ruhe, Zeit, sie wollte allein sein. Hilfe suchend wandte sie sich an ihre Mutter, doch die sah ihrerseits aus, als würde sie jeden Moment die Beherrschung verlieren. Sullivan stand daneben und hielt sich zurück.
„Ob Sie nun als Spenderin infrage kommen oder nicht“, fuhr ihr Vater fort, „auf jeden Fall möchte ich Sie kennenlernen.“
Lissa wusste, dass sie diese Entscheidung ganz allein treffen musste. Natürlich würde sie versuchen, einem kranken Kind zu helfen. Mark war viel zu jung zum Sterben.
Jared sah sich kurz im Büro um. „Tut mir leid, dass ich einfach hereingeplatzt bin. Wir hätten besser unter vier Augen sprechen sollen. Ich wollte Sie unbedingt finden.“
Wegen seines Sohns, nicht ihretwegen.
„Vielleicht könnten wir zusammen essen und dabei reden?“, fuhr er fort. „Wir könnten in die nächste Stadt fahren. Bei der Herfahrt habe ich einige Cafés und Restaurants gesehen.“
„Tut mir leid“, entgegnete Lissa, „heute habe ich keine Zeit für eine Mittagspause. Ich lasse den nötigen Test aber so bald wie möglich machen, wenn ich weiß, wohin ich mich wenden muss. Falls ich infrage komme, werde ich selbstverständlich Knochenmark für Ihren Sohn spenden.“ Für ihren Bruder …
„Danke“, erwiderte Jared. „Ich habe es ernst gemeint, als ich sagte, dass ich Sie unabhängig von allem anderen kennenlernen möchte.“
Sie nickte, fand jedoch keine Worte mehr.
„Ich bringe Sie zum Wagen, Mr. Cambry“, bot ihre Mutter an.
„Danke.“ Jared holte eine Visitenkarte aus der Brieftasche
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