Julia Collection Band 28
und notierte einige Telefonnummern, ehe er sie Lissa reichte. „Rufen Sie mich bitte an, wann immer Sie möchten.“
Wieder nickte Lissa und wollte ihm das Foto von Mark zurückgeben.
„Bitte, behalten Sie es“, wehrte er ab.
Lissa stand wie angewurzelt da, nachdem ihre Mutter und ihr leiblicher Vater gegangen waren. Tränen liefen ihr über die Wangen. Sie legte das Foto des Jungen auf den Schreibtisch und wischte sich über die Augen.
Sullivan fühlte sich unbehaglich in seiner Haut. Dieses seltsame Wiedersehen von Tochter und Vater hatte ihn, das musste er eingestehen, sehr berührt. Und er war von Lissas Großzügigkeit und Souveränität unglaublich angetan. Es war nur verständlich, dass sie jetzt weinte, lautlos zwar, aber er konnte die Tränen sehr wohl sehen. Was sollte er tun?
„Hey, ich kann spazieren gehen, wenn Sie eine Weile allein sein wollen“, bot er an und trat zum Hundekörbchen. „Ich nehme auch Barney mit.“
„Nein, schon gut“, erwiderte sie. „Wir haben viel zu tun.“
Er hätte an ihrer Stelle eine Pause gebraucht, um sich einigermaßen zu fassen.
„Tut mir leid“, murmelte sie, als noch mehr Tränen flossen.
„Es geht mich zwar nichts an“, meinte er, „aber ich hatte den Eindruck, dass Sie nicht wirklich mit diesem Mann sprechen wollen. Dabei hätte ich gedacht, Sie wollten mehr über Ihre Herkunft erfahren.“
„Das will ich auch. Aber was ist, wenn ich mich ihm öffne, Interesse zeige und er aus meinem Leben verschwindet, weil ich nicht als Spenderin für seinen Sohn infrage komme?“ Sie seufzte. „Ich habe Angst, eine Bindung zu entwickeln, wenn er sich doch wieder nur von mir abwendet. Wie damals. Er hat die ganzen siebenundzwanzig Jahre keine Sehnsucht nach mir gehabt.“
Sullivan kannte das Gefühl, zurückgewiesen zu werden, nur allzu gut. Ohne zu überlegen, legte er den Arm um Lissa, wusste allerdings nicht, was er sagen sollte. Das war auch nicht nötig. Sie lehnte sich an ihn und nahm dankbar den Trost an.
So standen sie eine Weile schweigend da, bis etwas Erstaunliches geschah. Die freundschaftliche Umarmung machte Sullivan erst richtig bewusst, dass Lissa eine Frau war und es sich schön anfühlte, sie an sich zu drücken – sogar eine Spur zu schön. Sie duftete nach Blüten und Frühling, und ihre Brüste drückten sich gegen seine Brust.
Er strich ihr über den Rücken, um sie zu trösten. Diese eigentlich freundschaftlich gemeinte Berührung bestätigte seine Vermutung, dass sie unter dieser weiten Kleidung einen mehr als wohlgeformten Körper verbarg. Am liebsten hätte er ihr Küsse auf Haar und Hals gedrückt, doch er hielt sich zurück. Er war hier, um zu arbeiten. Nicht um mit seiner Klientin anzubändeln. Trotzdem hielt er sie noch lange in seinem Arm. Es fühlte sich einfach zu gut an.
Am liebsten hätte Lissa sich gar nicht mehr von Sullivan gelöst. Er drückte sie so verlockend an seine breite muskulöse Brust, dass sie sich gern so richtig an ihn geschmiegt hätte. Und wie wundervoll es sich anfühlte, als er ihren Rücken streichelte! Auch wenn sie wusste, dass dies nur als tröstende Geste gemeint war, bekam sie Lust auf mehr.
Ihr Leben war im Moment jedoch schon genug in Aufruhr, dass sie sich nicht noch mehr Schwierigkeiten einhandeln musste. Es hatte keinen Sinn, in diese Umarmung mehr hineinzudeuten, als Sullivan damit beabsichtigte. Darum holte sie tief Atem und löste sich von ihm.
„Tut mir leid, dass ich weinen musste“, sagte sie und lächelte schwach. „Sie sind nicht nur ein Geschäftspartner, sondern ein richtiger Freund. Danke.“
„Lissa, warum wollen Sie sich mit Ihrem leiblichen Vater nicht treffen? Warum wollen Sie seine Einladung zum Essen nicht annehmen?“, fragte Sullivan. „Über die geschäftlichen Dinge können wir auch später reden. Und selbst wenn Sie ihn nicht treffen möchten, würde Ihnen jetzt vielleicht ein Spaziergang helfen.“
Lissa holte die Visitenkarte hervor und las die Telefonnummern. Weit konnte Jared Cambry noch nicht sein. „Danke für Ihr Verständnis“, sagte sie, legte Sullivan kurz die Hand an die Wange, griff zum Telefon und wählte die Handynummer ihres Vaters.
Lissa und Jared saßen einander im Golden Corkscrew gegenüber, einem bekannten Restaurant in Portland, in dem es die beste Küche weit und breit gab. Allerdings rührten sie ihre Teller kaum an, weil es so viel zu besprechen gab.
Lissa war einverstanden, sich im Portland General Hospital Blut abnehmen zu
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