Julia Collection Band 28
mich gewartet. Eines Tages war er nicht da.“ Sullivan holte tief Atem. „Ich habe ihn gerufen. Er kam aus dem Garten eines Nachbarn gerannt und lief auf die Straße, direkt vor ein Postauto.“
„O Gott, das tut mir wirklich leid“, flüsterte sie und drückte seine Hand.
Nachdem sie das Gästehaus betreten hatten, schloss Sullivan die Tür, zog Lissa wieder an sich und gab ihr einen herzlichen und sanften Kuss.
„Meine Eltern haben nicht verstanden, wieso ich so getrauert habe“, erzählte er.
Sie schlang die Arme um ihn und versuchte, den Schmerz des kleinen Jungen aufzufangen und ihren eigenen zu mildern.
Sullivan drückte ihr einen Kuss auf die Stirn und sah ihr in die Augen. So standen sie eine Weile da. Und in dieser kleinen kostbaren Weile spielte sich zwischen ihnen etwas ab, das Lissa für immer festhalten wollte.
War das Liebe? Ja, das musste es sein.
Wortlos führte Sullivan sie ins Schlafzimmer, wo sie sich langsam auszogen, und diesmal liebten sie sich behutsam, zärtlich und beruhigend. Als er in sie eindrang, kam sie ihm entgegen, nahm alles, was er ihr bot, und gab ihm alles zurück, was sie zu bieten hatte.
Und diesmal war der gemeinsame Höhepunkt so mächtig, dass es Lissa tief in Herz und Seele traf. Sie wollte aussprechen, dass sie sich in Sullivan verliebt hatte, doch sie schwieg, schloss die Augen und genoss nur die Wärme und Intimität des Moments.
An diesem Nachmittag hatte ihre Beziehung eine unerwartete Wendung genommen. Das galt zumindest für Lissa. Fühlte Sullivan auch so? Sie hoffte es, denn die Erkenntnis, sich in ihn verliebt zu haben, berührte und erschreckte sie.
Was sollte werden, wenn er nicht genauso für sie empfand? Ganz einfach: Falls er nach Abschluss seiner Arbeit Valencia Vineyards verließ, würde es ihr das Herz brechen.
10. KAPITEL
Lange nachdem Lissa gegangen war, lag Sullivan im Bett und blickte zur Zimmerdecke.
Bisher hatte er beim Sex stets etwas zurückgehalten und sich nie völlig gehen lassen, nicht einmal bei seiner Exfrau.
Der Sex mit Kristin war gut gewesen, zumindest zu Beginn der Ehe, doch irgendwann hatte sich alles geändert. Er hatte die Augen davor verschlossen, bis er an einem stürmischen Tag im November heimkam und Kristin fort war.
Sie hatte ihm eine Nachricht hinterlassen, in der sie erklärte, wieso es nicht geklappt hatte. Dadurch waren jedoch nur noch mehr Fragen entstanden. Warum hatte sie nie mit ihm gesprochen? Wieso hatte sie nicht früher gesagt, dass sie unglücklich war? Selbst heute wusste Sullivan noch nicht genau, warum diese Ehe gescheitert war.
Er wusste allerdings, dass die Affäre mit Lissa soeben eine Note bekommen hatte, die er unbedingt vermeiden musste. Während er Lissa geliebt hatte, hatte er für einen Moment sein Herz geöffnet, wenn auch nur ein wenig. Sofort hatte das Gefühl eingesetzt, dass eine Katastrophe drohte.
Er wusste nicht, wie Lissa über diese Affäre dachte, wie sie es nannte. Für ihn ging es jedenfalls nicht nur um Lust, sondern um mehr. Wie viel mehr das war, ahnte er nicht einmal. Doch es reichte jedenfalls aus, um ihm Angst einzujagen.
Menschen, die einander liebten, verlangten Versprechungen und Bindungen. Und das musste unweigerlich zu Schmerz und Enttäuschung führen. Nein, das alles kannte er, hatte er zu Genüge erlebt. Ein zweites Mal würde er diesen Fehler nicht begehen.
Er war Unternehmensberater und reiste viel herum. Wie sollte er eine feste Beziehung haben? Und was war mit Lissa? Sie waren doch gerade erst dabei, sich kennenzulernen. Die Sache mit ihm war ihr nicht wirklich ernst. Weshalb sonst würde sie mit dem einen Mann schlafen und mit dem anderen ausgehen?
Er griff nach dem klingelnden Telefon auf dem Nachttisch.
„Hallo“, sagte Donna. „Das Abendessen ist in ungefähr zehn Minuten fertig. Heute gibt es Spaghetti.“
Sullivan wollte nicht im Haus essen. Die Cartwrights sogen ihn langsam auf, indem sie dafür sorgten, dass er sich bei ihnen viel zu wohl fühlte. Das durfte er nicht zulassen.
„Wenn Sie nichts dagegen haben, möchte ich heute Abend allein essen. Ich habe noch einen anderen Klienten, für den ich arbeiten werde, sobald ich hier fertig bin. Wir müssen eine Telefonkonferenz abhalten, und das kann eine Weile dauern.“
„Wie schade“, meinte Donna. „Aber das verstehe ich. Lissa soll Ihnen einen Teller bringen.“
„Nein, danke“, wehrte er eine Spur zu hastig ab. „Ich bin nicht sonderlich hungrig.“
„Wirklich
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