Julia Collection Band 28
war ein netter, sanfter und reizender Kuss, durchaus angenehm – aber ohne die Leidenschaft, die Lissa bei Sullivan gefunden hatten.
„Ich rufe dich in einigen Tagen wieder an“, versprach Anthony.
„In Ordnung.“
Nach einem letzten Lächeln ging er weg, sie sah ihm nach und blickte dann zum Gästehaus. Drüben war die Außenbeleuchtung eingeschaltet worden, und Sullivan setzte sich soeben auf die Veranda.
Hatte er vorhin in der Dunkelheit auf sie gewartet?
Während Anthony wegfuhr, ging Lissa zum Gästehaus, um Barney zu holen. Allerdings hatte sie es gar nicht eilig, weil ihr das Gefühl sagte, dass ihr so einiges bevorstand.
Sicher, diese Verabredung war ein Fehler gewesen, der Kuss auch, doch anstatt sich reuig zu zeigen, rang sie sich ein Lächeln ab.
Anthony Martinelli war vielleicht zu alt für sie, aber das war nicht der Punkt. Er löste nicht diese Gefühle in ihr aus, die sie kannte, seit sie Sullivan das erste Mal gesehen hatte. Gefühle, die täglich stärker wurden.
Wie viele Männer würde sie küssen müssen, um einen zu finden, der die gleichen Empfindungen in ihr auslöste?
Sullivan war kurz nach Lissas Abfahrt auf der Veranda eingeschlafen und erst vor ein paar Minuten wieder aufgewacht. Das Licht hatte er einzuschalten vergessen. Daher hatte er wie ein Voyeur in der Dunkelheit das Paar beobachtet. Lissa hatte diesen Kerl geküsst! Und das war kein freundschaftliches Küsschen gewesen!
Es war auch kein Kuss gewesen, der das Blut eines Mannes in Wallung brachte, doch dieser Martinelli war viel zu erfahren, um schon beim ersten Date mehr zu verlangen. Das bedeutete aber nicht, dass der Winzer nicht mehr von Lissa wollte.
Sullivan fühlte sich seltsamerweise betrogen, obwohl er und Lissa einander keine feste Bindung versprochen hatten. Bestimmt hing das Gefühl mit seiner Scheidung zusammen, mit sonst nichts. Schließlich ging er doch nur noch unverbindliche lockere Beziehungen ein. Wie schön für ihn, dass Lissa ähnlich veranlagt war.
Er blieb sitzen und sah zu, wie Lissa den Rasen und die Brücke überquerte.
„Danke, dass du auf Barney aufgepasst hast“, sagte sie, sobald sie die Veranda betrat.
„Gern geschehen.“
Sie nahm Barney von Sullivans Schoß und hielt den strampelnden und leckenden Welpen wie einen Schutzschild vor sich. „Ich bringe ihn jetzt doch besser heim.“
„Kommst du wieder her?“
„Nicht heute Nacht. Wir sehen uns morgen. Ich muss mich ausschlafen.“
Das galt auch für ihn, dennoch würde er wohl kaum gut schlafen. Trotzdem ließ er Lissa widerspruchslos gehen. Und verwünschte sich dafür.
Am nächsten Tag sprachen Lissa und Sullivan nicht über Anthony Martinelli, die Verabredung oder den Kuss. Sie erwähnten auch nicht, dass sie wieder miteinander schlafen würden. Stattdessen konzentrierten sie sich auf die Arbeit. Die Markteinführung stand kurz bevor, nun ging es um die Auswahl der Anzeigen und Fernsehspots.
Trotzdem dachte Lissa immer wieder daran, wie Sullivans Haut sich anfühlte. Seine Küsse, sein Körper …
„Ich habe einen Künstler gebeten, sich morgen Vormittag mit uns zu treffen“, riss er sie aus ihren Träumereien.
„Einen Künstler?“
„Der das Etikett zeichnen soll.“ Er lehnte sich auf dem Stuhl zurück. „Du machst doch jetzt keinen Rückzieher?“
„Nein, aber wir haben uns nur auf mein Gesicht geeinigt, nicht wahr?“
„Das stimmt“, bestätigte er lächelnd, „leider, denn eine andere Frau könnte deinem Körper nicht gerecht werden.“
Endlich ließ die Spannung zwischen ihnen nach, und das war gut. Lissa wollte mit Sullivan schließlich nicht nur auf rein geschäftlicher Ebene zu tun haben.
„Dann sollte ich vielleicht doch Modell stehen“, lenkte sie ein. „Oder würde dich das stören?“ Wärst du eifersüchtig?
„Nein, von mir aus kannst du dich gern vor dem Künstler ausziehen.“
Sie zeigte ihre Enttäuschung nicht. Natürlich hätte es ihr gefallen, wenn Sullivan Besitzansprüche anmeldete. Denn insgeheim hoffte sie schon, ihre Beziehung würde nicht nur auf Leidenschaft basieren. Doch es war töricht, so zu denken. Mit Sullivans Abreise würde alles enden. Sie war schließlich diejenige gewesen, die ihm das vorgeschlagen hatte.
„Wo hast du den Mann aufgetan?“, fragte sie.
„Eigentlich ist es eine Frau“, verriet er lächelnd. „Ich habe eine Frau engagiert, weil ich mir dachte, dass du dich dann wohler fühlen wirst.“
Oder er … Aber vielleicht deutete sie schon wieder zu
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