Julia Collection Band 28
war vergangen. Ihr Wiedersehen heute machte ihm nichts aus. Im Juni würde sie ein Medizinstudium fern von Portland beginnen, und er musste sich mit Jared Cambry auseinandersetzen.
Ja, er musste sich damit auseinandersetzen, dass er zwar endlich seinen leiblichen Vater kannte, dem es aber nur darum ging, dass Adam sich testen ließ. Es war zu keiner wie auch immer sentimentalen Wiedervereinigung zwischen Vater und Sohn gekommen. Cambry lag nur der achtjährige Mark am Herzen. Doch Adam wollte nicht hartherzig sein. Mark Cambry war sein Halbbruder, seine richtige Familie.
Es konnte über eine Woche dauern, bis die Ergebnisse vorlagen. Was würde geschehen, wenn er nicht als Spender infrage kam? Trotz seiner Abneigung gegen Krankenhäuser war Adam fest entschlossen, das Leben seines kleinen Bruders zu retten.
Anderthalb Stunden nach dem Ausritt hatte Adam Thunder gestriegelt und gefüttert. Als er die Stufen zur Veranda des Blockhauses hinaufstieg, überlegte er, ob er ins Büro fahren und die liegen gebliebene Arbeit erledigen sollte. Er hatte jedoch kaum die Haustür geöffnet, als das Telefon klingelte.
Adam ging ins Wohnzimmer, in dem eine schwarze Ledercouch und zwei Sessel standen. Bunte Wollteppiche, die aus einem kleinen Dorf in Alaska stammten, dämpften seine Schritte auf dem Holzfußboden. Sie waren handgewebt und verliehen mit ihren Grün-, Braun- und Blautönen dem Raum Farbe. Hölzerne Lampen mit Pergamentschirmen sowie schmiedeeiserne Glastische gaben dem Zimmer eine gemütliche Note und zeugten von Geschmack. Nur der hochmoderne Fernseher mit dem Plasmabildschirm passte nicht so recht zu der rustikalen Einrichtung. Aber das störte Adam nicht.
Er griff zum schnurlosen Telefon neben dem Sofa und meldete sich. „Bartlett.“
„Adam, hier ist Leigh. Leigh Peters.“
Als ob er ihren Namen hätte vergessen können!
„Du hast morgen einen Beratungstermin wegen der Transplantation“, informierte sie ihn.
„Schon morgen?“ Irgendwie ging ihm das alles ein wenig schnell.
„Möchtest du lieber noch einige Tage warten? Ich könnte den Termin auf Ende der Woche verschieben.“
Er wollte mehr über die Transplantation erfahren, ob er als Spender infrage kam oder nicht. Es fiel ihm auf, dass er letzten Endes gar keine Ahnung hatte, was da eventuell auf ihn zukam. „Wann morgen?“
„Marietta Watson hätte um elf und um vier einen Termin frei. Was ist dir lieber?“
„Vier wäre für mich besser. Dann könnte ich vorher ins Büro fahren und einiges nachholen.“ Er machte eine kurze Pause. „Erstaunlich, dass du noch arbeitest.“
„Ich habe darauf gewartet, dass Marietta sich wegen der Termine bei mir meldet.“
Plötzlich hätte er gern erfahren, ob es jemanden in ihrem Leben gab oder ob sie allein lebte. „Wartet denn daheim niemand auf dich?“
Es dauerte einige Sekunden, ehe sie antwortete. „Doch, meine Mom. Ich wohne noch bei ihr, so spare ich Geld fürs Studium.“
Adam war erleichtert, obwohl es dafür gar keinen Grund gab. Er erinnerte sich gut an Leighs Mutter. Claire und Leigh wirkten eher wie Schwestern und nicht wie Mutter und Tochter. Er hatte die beiden stets um ihre enge Bindung beneidet. „Du wirst deiner Mutter sicher fehlen, wenn du fortgehst.“
„Sie wird mir auch fehlen, aber vielleicht ist sie sogar froh, mich endlich loszuwerden.“
Die Zuneigung und der fröhliche Ton in Leighs Stimme ließen Adam nicht unberührt. Er war Leighs erster Liebhaber und sie seine erste Geliebte gewesen. Dadurch gab es zwischen ihnen eine Verbindung, die immer bestehen blieb. Doch er sollte dieses gemeinsame erste Mal auch nicht überbewerten. Schließlich hatte Leigh ihn ohne Erklärung verlassen. Von heute auf morgen. Warum? Wahrscheinlich weil er damals ein Niemand war, ohne Aussicht auf eine bessere Zukunft. Oder sie hatte ihm einfach nicht so tiefe Gefühle entgegengebracht wie er ihr. Das musste er akzeptieren, auch wenn es ihm damals fast das Herz zerrissen hatte.
„Wo finde ich diese Marietta Watson?“, erkundigte er sich.
„Im Erdgeschoss auf der anderen Seite von Dr. Masons Zimmer. Wenn du willst, warte ich in der Eingangshalle auf dich.“
„Das brauchst du nicht. Ich finde sie schon. Welche Zimmernummer hat sie?“
„107. Falls sie jetzt schon fort sein sollte, hinterlasse ich ihr eine Nachricht, dass du um vier zu ihr kommst.“
„Danke. Und, Leigh, denk dran, ich werde sämtliche Kosten übernehmen.“
„Darüber habe ich mit Dr. Chambers gesprochen. Er
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