Julia Collection Band 28
Station war, habe ich viel Zeit mit ihm verbracht. Falls du als Spender infrage kommst, werden wir ihm das Leben retten können. Ein Krankenhaus hat nicht immer automatisch mit dem Tod zu tun, weißt du?“
Für einen Moment glaubte sie, jene Wärme in seinem Blick zu finden, die ihr damals immer das Gefühl vermittelt hatte, nicht mehr allein zu sein.
„Ich werde daran denken“, antwortete er.
Danach ging Adam Bartlett zur Parkgarage, und Leigh fragte sich, ob sie ihm jemals würde erklären können, warum sie ihn verlassen hatte.
2. KAPITEL
Adam ritt Thunder wie nie zuvor, als wollte er dem Tag entfliehen. Tief nach vorne gebeugt, verschmolz er förmlich mit dem Hengst, der auf den leisesten Druck der Hände und jedes Wort reagierte.
Als Adam vor Jahren von der Stadt auf die Ranch gezogen war, hatte er Thunder schon gekauft, bevor er das Haus richtig eingerichtet hatte. Der Hengst mit Araberblut in den Adern fühlte intuitiv, was Adam wollte. Und Adam wiederum vertraute dem Tier Sorgen und Geheimnisse an, die er sogar seinem langjährigen Freund Dylan verschwieg.
Der Wald wurde dichter. Adam ließ das Pferd langsamer laufen und setzte sich auf, als ihm der Wind nicht mehr ins Gesicht pfiff. Da er ohne Sattel ritt, trennte ihn nur die alte Jeans von Thunders kraftvollem Körper. Adam hatte nicht einmal eine Jacke, sondern nur ein Sweatshirt angezogen.
„Langsam, Junge“, sagte er.
Der Hengst wieherte, und Adam lächelte zum ersten Mal, seit Jared Cambry sich am Vormittag in sein Büro gedrängt hatte.
Nach einem halben Kilometer ließ er das Pferd zwischen moosbedeckten Bäumen zum Fluss gehen, der nach dem Regen viel Wasser führte. Wellen plätscherten über Steine und ans Ufer, der Wind raschelte in den Zweigen. Der Ausritt hatte Adam beruhigt. Na ja, fast beruhigt. Denn er konnte Leigh Peters’ große blaue Augen nicht vergessen.
Er dachte daran zurück, wie ihn diese Augen das erste Mal gebannt hatten. Das war vor zehn Jahren gewesen. Ende März, erinnerte er sich. Damals freute er sich darauf, endlich das letzte Jahr an der Highschool abzuschließen und zum College zu gehen, um von seinen Adoptiveltern wegzukommen und richtig leben zu können. Und dann sah er in der Eingangshalle der Schule plötzlich dieses Mädchen. Sie stand vor einem Spind und versuchte, Bücher und eine Jacke darin unterzubringen. Beim Klang seiner Schritte schaute sie auf, und diese Augen …
Es hatte nicht nur an den Augen gelegen. Das lange blonde Haar fiel über die Schultern, und die kurvenreiche Figur befeuerte seine Fantasie. Außerdem wirkte sie so hilflos und verloren.
Er wusste nicht, warum er bei ihr stehen blieb. Bis zu diesem Tag hatte er mit Mädchen nicht viel zu schaffen gehabt. Seit er mit zehn den ersten Computer zusammengebastelt hatte, interessierte er sich eigentlich nur fürs Programmieren. Er hielt sich von seinen Schulkameraden fern, die jeden Samstagabend tranken und so taten, als gäbe es nichts Wichtigeres auf der Welt als eine feste Freundin. Nein, das war nie etwas für Adam gewesen. Er wollte ein Mann sein, den sogar Owen Bartlett respektieren musste.
Mädchen bemühten sich um ihn, wo er sich auch zeigte, ob in der Cafeteria oder in der Turnhalle. Sicher hätte es Spaß gemacht, hie und da ein bisschen rumzuknutschen. Aber Adam scheute Komplikationen. Und vor allem scheute er Verantwortung.
Doch dann sah er Leigh, und mit einem Schlag änderten sich seine Träume und Pläne. Er ging zu ihr und fragte, ob sie neu an der Schule sei. Sie war sichtlich dankbar, dass er sie ansprach. So begann es. Sie war seine erste Geliebte und Vertraute. Das erste Mal in seinem Leben hatte er das Gefühl gehabt, zu Hause zu sein. Geborgen zu sein.
Wie hatte er sich getäuscht! Nach drei Monaten schickte sie ihm einen faden Abschiedsbrief, der gar nichts erklärte. Seine Anrufe beantwortete sie nicht, und wenn er zu ihr fuhr, behauptete ihre Mutter, sie sei nicht daheim.
Erst nach mehreren Wochen hatte er wieder einen einigermaßen klaren Kopf. Gut, dann würde er sein Leben eben so fortsetzen, wie er es ohnehin immer geplant hatte: ohne Freundin, dafür mit viel Arbeit. Der Schmerz über Leighs Verlust würde irgendwann schon nachlassen.
Thunder wieherte und schüttelte den Kopf.
„Ja, sie ist noch immer schön“, sagte Adam zu sich selbst und zu dem Pferd.
Bestimmt hatte Leigh damals einen triftigen Grund gehabt, ihn zu verlassen. Darüber sollte er sich heute aber keinen Kopf mehr machen, vergangen
Weitere Kostenlose Bücher