Julia Collection Band 28
kennenlernen konnte.
Die Holztreppe war mit einem Teppichläufer belegt. Das ganze Haus war geschmackvoll in gedämpften Farben gehalten. Im ersten Stock angekommen, öffnete Jared eine Tür, und Adam sah sich kurz in dem Zimmer um – Poster von Harry Potter, Baseballschläger, Bälle sowie ein tragbarer Fernseher auf der Kommode. Auf Regalen standen neben Büchern kleine Dinosaurier. Das war eindeutig ein Jungenzimmer.
Adam entdeckte Mark in dem großen Bett und hielt den Atem an. Selbst auf den ersten Blick war die Blutsverwandtschaft zwischen ihnen unverkennbar.
Mark war sehr blass. Das dunkelbraune Haar stand vom Kopf ab. Er hatte die gleichen grünen Augen wie sein Vater. Am meisten überraschte Adam jedoch, dass Mark so aussah wie er damals als kleiner Junge. Hätte man ein Kinderbild von ihm neben eines von Mark heute gelegt, hätte ein Fremder vermutlich keinen Unterschied erkannt.
Mark lag unter einer dunkelblauen Decke und lehnte an drei Kissen. Er blickte zu seinem Vater und dann zu Adam. „Sie sind mein Bruder?“
Adam ging näher und setzte sich auf die Bettkante. „Sieht ganz so aus. Sicher werden wir sein, sobald wir das Ergebnis der Blutuntersuchung bekommen.“
Mark betrachtete ihn eingehend. „Hey, Mann, ja, du bist mein Bruder. Du siehst doch aus wie ich.“
„Ja“, meinte Adam lachend, „eine Ähnlichkeit ist vorhanden. Du hast noch einen älteren Bruder, nicht wahr?“
„Ja, aber Chad sieht wie Mom aus. Auch Shawna. Nur ich sehe Dad ähnlich.“ Als hätten ihn die wenigen Worte erschöpft, lehnte Mark sich zurück.
Adam merkte, dass Jared ihn mit dem Jungen allein gelassen hatte. Er legte den Laptop aufs Bett und öffnete das Gerät. „Ich habe dir etwas mitgebracht. Der Akku hält bis zu zehn Stunden. Du kannst den Computer also im Bett benützen.“ Er deutete auf die Harry-Potter-Poster und die Dinosaurier. „Vermutlich wird dir das Spiel Dinoland gefallen.“
„Den kann ich im Bett benützen? Toll! Wenn ich am Tisch sitze und zeichne, werde ich nämlich sehr schnell müde.“
Adam warf einen Blick zum Schreibtisch in der Ecke und den daraufliegenden Buntstiften. „Du zeichnest gern?“
Der Junge nickte.
„Ich finde bestimmt ein Zeichenprogramm auf dem Computer. Das ist aber anders als Zeichnen mit der Hand.“
„Mir ist alles recht, um mir die Zeit zu vertreiben. Ich hasse es, dass ich nicht rauskomme und nicht zur Schule gehen kann. Ich will nicht anders sein als die anderen.“
Adam war überzeugt, dass Leigh dieses Gespräch besser hätte führen können. „Sprichst du mit deinen Eltern darüber?“
Mark schüttelte heftig den Kopf. „Nein, sie machen sich schon genug Sorgen. Mom und Shawna weinen oft, und Chad und Dad machen so merkwürdige Gesichter. Als klar wurde, dass Lissa kein Knochenmark spenden kann, hat Mom tagelang gerötete Augen gehabt, bis der Detektiv dich gefunden hat. Hat diese Frau im Krankenhaus mit dir über die Transplantation gesprochen?“
„Du meinst Marietta?“
„Ja, genau. Die ist cool. Sie hat versucht, mir die Angst zu nehmen. Hat sie das bei dir auch gemacht?“
Adam nickte lächelnd. „Was hältst du davon, wenn ich jetzt einige Spiele auf dem Computer lade, damit du sie ausprobieren kannst? Dann wissen wir wenigstens, dass er funktioniert, bevor ich wieder gehe.“
„Ja, sehr gern.“
Während Adam sich mit dem Gerät beschäftigte, unterhielt er sich mit Mark, der ihn nach seiner Jugend fragte. Adam erzählte von der Farm, aber nichts von seiner Adoptivfamilie.
„Ich habe mir immer ein Pferd gewünscht“, vertraute Mark ihm an.
„Ich habe ein Pferd. Es heißt Thunder, ein schwieriger Hengst, aber für mich genau richtig. Ich möchte mir noch mehr Pferde anschaffen. Dylan, mein Geschäftspartner, würde doch so gern auch mal zum Reiten zu mir kommen. Aber dazu braucht es erst mal ein Pferd, das nicht mit ihm durchgeht.“
Mark lachte, und Adam freute sich, dass er den Jungen aufgeheitert hatte.
„Kann ich auch bei dir reiten, wenn das alles vorbei ist?“, fragte Mark.
Wenn das alles vorbei ist … Sofern Adam überhaupt spenden konnte, würden sie nach der Transplantation zwei bis vier Wochen warten müssen, ehe sich ein Erfolg zeigte. Danach konnte die Erholung noch ein halbes bis zu einem Jahr dauern. Mark musste jedoch daran glauben, dass alles gut ausgehen würde.
„Sobald du dazu in der Lage bist, kannst du jederzeit zu mir auf die Ranch kommen. Bis dahin kann ich dir ja mal Fotos von Thunder
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