Julia Collection Band 28
verdanke ich einem Innenarchitekten, der wusste, was mir gefällt“, gestand er. „Es ist gemütlich.“ Er öffnete die Tür zum Bad. „Die Handtücher sind frisch, unter dem Schminktisch liegen noch mehr.“
Claire nickte. „Stehen Sie zeitig auf? Ich möchte Sie morgens nicht stören.“
„An Wochenenden bin ich meistens gegen halb sieben wach und kümmere mich um Thunder, bevor ich Kaffee mache. Also werden Sie mich bestimmt nicht stören.“ Er blickte zu Leigh, die vor dem Raum stand und sehr blass und auffallend schweigsam war. „Sobald ich Leigh ihr Zimmer gezeigt habe, ziehe ich mich für heute zurück. Sie können jederzeit die Küche benützen oder fernsehen.“
Claire klopfte aufs Bett. „Ich werde duschen und danach auf der Stelle einschlafen. Bis morgen dann. Und, Adam … danke“, fügte sie hinzu, als er schon an der Tür war. „Ich kümmere mich ums Frühstück, wenn Sie möchten. Haben Sie Eier und Schinken im Kühlschrank?“
„Sicher. Schlafen Sie gut.“
Leighs Zimmer lag neben seinem, aber sie machte keine Bemerkung darüber. Sie schien ihre Umgebung irgendwie nicht wahrzunehmen, während sie die Tüten auf die Kommode stellte und aus einer ein Fläschchen mit rosa Duschgel holte.
„Gib mir deinen Mantel“, sagte er. „Ich bringe ihn in den Vorraum.“
Wortlos zog sie den Mantel aus und reichte ihn Adam. Darunter trug sie ein dunkelrotes Sweatshirt und eine Jeans. Sie bebte und schlang die Arme um den Körper, als würde sie frieren.
Adam legte den Mantel über das Fußteil des Betts und trat hinter sie. „Was ist denn?“, fragte er leise.
„Eigentlich sollte mir nur wichtig sein, dass Mom und mir nichts passiert ist. Auch Mr. Benson und die anderen wurden gerettet. Aber vielleicht haben wir durch den Brand alles verloren. Das werden wir erst feststellen, wenn wir die Wohnung wieder betreten dürfen.“
Er legte die Arme um sie, doch sie schüttelte den Kopf. „Ich rieche nach Rauch“, wandte sie ein.
„Das stört mich nicht“, versicherte Adam leise. „Vielleicht könnt ihr ja etwas retten.“
„Ich hätte mein Schmuckkästchen und ein paar Sachen aus dem Schrank mitnehmen sollen.“
„Leigh, es war wichtiger, dass ihr euch gerettet habt.“
„Aber die Perlenkette, die ich von Mom zum Schulabschluss bekommen habe! Unsere Fotoalben und die Geschenke von den Kindern im Krankenhaus! Es geht nicht um den materiellen Wert, sondern um die Erinnerungen.“
Erinnerungen, Gefühle und Empfindungen, die wie Rauch auftauchten und sich wieder auflösten … Adam hätte ihr jetzt am liebsten einen Vorschlag gemacht, wie sie sich auch ohne Souvenirs ganz wunderbar an ihn erinnern könnte …
„Du wirst neue Erinnerungen und Gegenstände sammeln“, beteuerte er und legte ihr die Hände an die Wangen.
In ihren schönen blauen Augen schimmerten Tränen. Die ganze Zeit war sie für ihre Mutter stark geblieben, doch nun war sie schwach. Das konnte er ausnützen oder sich zurückziehen. Beides schaffte er nicht.
Daher entschied er sich für einen Mittelweg, küsste sie sanft auf die Lippen und fühlte, wie sie zusammenzuckte und zu beben begann.
Widerstrebend ließ er sie los. „Ich hole dir einen Whiskey, damit du dich entspannst.“
Doch Leigh schüttelte den Kopf. „Ich brauche keinen Drink. Eine Dusche hilft bestimmt.“
Er hörte das Wasser im Bad rauschen. „Ich lasse dich jetzt allein.“
Als er nach ihrem Mantel griff, fragte sie: „Wieso bist du heute Abend überhaupt zu uns gekommen?“
„Ich habe einen Bericht im Fernsehen gesehen und bin losgefahren, ohne zu überlegen. Ich wollte unbedingt sichergehen, dass ihr in Sicherheit seid.“
„Ich bin nicht daran gewöhnt, dass sich jemand um mich kümmert“, sagte sie leise. „Mom natürlich ausgenommen.“
„Du kümmerst dich rührend um sie“, erwiderte er.
Bevor er etwas tat, das sie beide später bereuen würden, ging er zur Tür. „Ich bin in meinem Zimmer – falls du mich brauchst.“
Da Leigh gleich nebenan war, kam er in dieser Nacht bestimmt kaum zum Schlafen. Ständig würde er sie sich im Bett vorstellen und sich ausmalen, was er alles mit ihr machen könnte.
Er war derjenige, der dringend einen Whiskey brauchte.
Adam füllte soeben Futter aus einem Sack in einen Trog, als Leigh am Morgen den Stall betrat, die Jacke auszog und über die Wand einer Box hängte. „Sie riecht noch immer nach Rauch“, stellte sie fest.
Es regnete zwar, doch Leigh brachte Adam puren Sonnenschein. Die
Weitere Kostenlose Bücher