Julia Collection Band 50 - Ebook
weinen können. Von Weitem sah sie Matt und Tyrone auf sich zukommen.
Ein Blick auf ihr gerötetes Gesicht und ihr aufgelöstes Äußeres genügten Matt, um zu wissen, dass etwas nicht in Ordnung war.
Er lief so schnell sein verletztes Bein es zuließ zu ihr hinüber. „Was ist los?“, fragte er. „Was ist passiert?“ Aber sie hörte ihn kaum. Ihre ganze Aufmerksamkeit war auf den schmalen dunkelhäutigen Jungen gerichtet, der neben Matt herlief, als gäbe es für ihn keine Sorge auf der Welt.
„Tyrone!“ Maude Ann war so erleichtert, dass ihr die Beine nachzugeben drohten. Kaum hatte sie das Kind erreicht, ließ sie sich auf die Knie fallen und zog es in die Arme. „Tyrone. Oh, Gott sei Dank, es geht dir gut. Dem Himmel sei Dank“, stieß sie hervor und drückte den überraschten Jungen an ihre Brust.
Das Kind war schmutzig und roch nach Schweiß und Fisch, aber das kümmerte sie nicht im Geringsten. Sie überhäufte sein Gesicht mit Küssen, während sie immer wieder betonte, wie erleichtert sie sei, ihn gesund wiedergefunden zu haben und wie sehr sie Gott danke. Schließlich legte sie eine Wange an seinen Kopf und wiegte den Jungen sanft in ihren Armen.
„Miss … Maudie. Miss Maudie … lassen Sie mich los. Ich kriege keine Luft mehr!“
„Oh, entschuldige!“ Sie lockerte die Umarmung, ließ ihn aber nicht gehen, sondern fuhr mit der Hand über seine Schultern und seine Arme und legte dann die Hände um sein Gesicht.
„Oh, Liebling, du hast mich zu Tode erschreckt.“
„Ich? Warum denn?“
„Warum? Tyrone, weder ich noch Jane oder die Kinder wussten, wo du warst. Ich habe mir solche Sorgen um dich gemacht. Ich befürchtete schon, dir wäre etwas zugestoßen. Ich bin die letzten beiden Stunden im Wald herumgelaufen, um dich zu suchen.“
Tyrone sah sie bestürzt an. „Ich war mit Dolan am Bootssteg angeln.“ Ein breites Lächeln trat auf sein Gesicht, als er den Kescher mit dem Fisch hochhielt. „Ich habe den Größten gefangen“, verkündete er stolz.
Maude Ann warf einen überraschten Blick auf den Fisch und sah dann Tyrone und schließlich Matt an. „Er war die ganze Zeit bei Ihnen? Ich habe überall gesucht, nur den Bootssteg habe ich mir bis zum Schluss aufgehoben. Ich wäre niemals auf die Idee gekommen, dass Tyrone bei Ihnen sein könnte.“ Sie schloss die Augen. „Ich bin fast krank vor Angst gewesen.“
„Tyrone, verflixt noch mal, warum hast du niemandem gesagt, wohin du gehst“, fuhr Matt den Jungen an.
Das Gesicht des Jungen nahm sofort wieder einen trotzigen Ausdruck an. „Warum sollte ich? Zu Hause konnte ich hingehen, wohin ich wollte. Meiner Mom war es egal, was ich machte.“
Maude Ann legte sanft eine Hand an die Wange des Jungen. „Tyrone, deine Mutter hatte Probleme, die sie daran hinderten, richtig für dich zu sorgen. Aber sie hat dich geliebt, und ich bin sicher, dass sie alles für dich getan hätte, wenn sie es gekonnt hätte.“ Sie hob sanft sein Kinn und zwang ihn, sie anzuschauen. „Und ich mag dich auch, Tyrone. Sehr sogar. Es ist sehr wichtig für mich, dich in Sicherheit und gesund zu wissen. Und wenn ich nicht weiß, wo du bist und dich nicht finden kann, mache ich mir große Sorgen.“ Sie lächelte und strich ihm über das Haar. „Du willst doch nicht, dass ich mir Sorgen mache, oder?“
Tyrone schaute auf seine Schuhe und schüttelte den Kopf. „Nein, Ma’am.“
„Gut. Von nun an wirst du Bescheid sagen, wenn du irgendwohin gehen willst, in Ordnung?“
„Ja, Ma’am.“
„Danke, Tyrone“, erwiderte sie und zog ihn noch einmal an sich. Dieses Mal erwidert er ihre Umarmung.
Maude Ann schloss die Augen und ihr Herz quoll vor Liebe für den vernachlässigten kleinen Jungen über. Für einen Moment erlaubte sie es sich, die Wärme seines schmalen Körpers zu genießen, dann ließ sie ihn los und erhob sich.
„Jetzt lauf los und bring Jane diesen Fisch, bevor er verdirbt“, sagte sie und schob ihn sanft auf das Haus zu.
Das musste man Tyrone nicht zweimal sagen. Er rannte so schnell los, dass der Fisch im Kescher hin und her hüpfte.
„Sie sind wirklich etwas Besonderes, Lady.“
Sie zuckte überrascht zusammen und wandte sich dann Matt zu. Sie hatte ganz vergessen, dass er noch da war. „Bitte?“
Matt ging langsam auf sie zu, sein Hinken war kaum noch bemerkbar.
Maude Ann beobachtete ihn, und ihr Herz begann schneller zu schlagen. In seinen Augen lag ein solch intensiver Ausdruck, dass ihr ein Schauer über den Rücken
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