Julia Collection Band 50 - Ebook
sah. Jeder fürchtete, der Nächste zu sein, Henley Haven verlassen zu müssen, den einzigen sicheren Ort, den sie je gekannt hatten. Wie gern hätte sie ihnen versprochen, dass das nie geschehen würde. Aber sie konnte es nicht. Und das brach ihr fast das Herz.
Es gelang ihr, Haltung zu bewahren, bis der Wagen der Hendersons aus ihrem Blickfeld verschwunden war und die restlichen Kinder mit Jane und Matt ins Haus gingen. Maude Ann wollte ihnen ins Haus folgen, doch kaum hatte sie einen Schritt getan, war sie blind vor Tränen und schluchzte los. Sie hätte es vorgezogen, sich irgendwo zu verstecken, wo sie niemand finden konnte, aber solch einen Platz gab es in diesem Haus nicht, also rannte sie auf die östliche Veranda, damit die Kinder sie in ihrem Zustand nicht sahen.
Dort fand sie Matt nach wenigen Minuten zusammengerollt auf dem Rattansofa vor.
Er hatte sie sofort vermisst, und als er Jane fragte, wo Maude Ann sein könnte, hatte sie ihm nur einen rätselhaften Blick zugeworfen. „Sie muss mit den Dingen auf ihre Art fertig werden.“
Janes Antwort hatte ihm ganz und gar nicht gefallen, und er war aus der Küche gestürmt. Er hatte vorgehabt zum See hinunterzulaufen und sie dort zu suchen, aber in dem Moment, als er aus der Tür trat, hörte er ein seltsames Geräusch auf der östlichen Veranda und entschied nachzusehen.
Er lief um die Ecke und blieb wie angewurzelt stehen.
Obwohl Maude Ann ihr Gesicht in die Polster vergraben hatte und die Schluchzer nur erstickt zu hören waren, brach ihm allein ihr Anblick das Herz.
Leise fluchend rannte er zu ihr hinüber. „Maude Ann …“ Er ignorierte ihren schwachen Protest, hob sie auf die Arme und setzte sich mit ihr in die Hollywoodschaukel. Als sie sich dankbar an ihn schmiegte, setzte er die Schaukel mit den Füßen in Bewegung.
„Liebes, was machst du hier draußen allein“, murmelte er und liebkoste mit dem Mund ihre Schläfe. „Lass nur, du brauchst mir nicht zu antworten. Lass es einfach nur raus. Lass es raus.“
Maude Anns Tränen durchnässten sein Hemd, aber es kümmerte ihn nicht. Während sie beide hin- und herschaukelten, strich er ihr beruhigend über den Rücken und schaute dabei hinaus auf den Wald. Offensichtlich war sie doch nicht so stark, wie er immer geglaubt hatte.
Normalerweise flüchtete Matt vor weinenden Frauen, aber seltsamerweise war das bei Maude Ann anders. Er wollte sie nur trösten, das war alles. Sie war eine starke, selbstständige Frau, und ihre Tränen zeigten, mit wie viel selbstloser Liebe sie an den Kindern hing.
Wenn Maude Ann liebte, liebte sie vollkommen, von ganzem Herzen. Er selbst hatte erfahren, wie großzügig sie ihre Liebe verschenkte. Oh, Gott, er wollte diese Frau niemals verletzen.
Er hatte keine Ahnung, wie lange sie so dasaßen, aber schließlich verebbten ihre Schluchzer.
„Geht es dir jetzt besser?“, fragte er nach einer Weile.
Sie schüttelte den Kopf. „Noch nicht, aber bald.“ Dann fügte sie vehement hinzu: „Ich hasse es zu weinen.“
„Ich weiß“, sagte er leise.
„Aber es ist so furchtbar, wenn Kinder uns verlassen müssen. Heute habe ich gleich zwei verloren.“
„Ja, das war hart.“
Sie setzte sich auf und wischte sich die Tränen aus dem Gesicht, blieb aber auf seinem Schoß sitzen.
Matt strich ihr über den Oberschenkel und sah sie neugierig an. „Wenn es dir so wehtut, warum um alles in der Welt hast du dieses Heim gegründet?“
Maude Ann schaute ihn an, als ob er die dümmste Frage gestellt hätte, die sie je gehört hatte. „Weil ich diesen Kindern helfen kann. Und weil sie mich brauchen.“
Und das, dachte Matt, sagt alles.
Er wusste, dass ihre mütterliche Seite einer der Gründe war, warum er sie so liebte. Jedes dieser verlorenen Kinder war etwas Besonderes für sie. Was auch immer geschah, sie würde niemals freiwillig ein Kind hergeben, so wie seine Mutter es getan hatte. Maude Anns Liebesfähigkeit, ihre Hingabe und Loyalität gehörten ebenso zu ihr wie die rötlichen Locken und die Sommersprossen auf ihrer Nase.
Er schaute ihr in die Augen und war überwältigt von der Liebe, die er für diese Frau empfand. Ihre Tränen hatten das bisschen Make-up abgewaschen, das sie für die Hendersons aufgelegt hatte, und ihre Augen und ihre Nase waren vom Weinen verschwollen und gerötet. Doch er hatte nie eine schönere Frau gesehen. Es war eine Schönheit, die sich nicht nur auf den Körper beschränkte, sondern die von innen kam.
Er umschloss ihr Gesicht
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