Julia Collection Band 51
anstellen?“
„Atme ein paar Mal tief durch, entspann dich, und lieg ganz still.“
„Bist du sicher?“
„Überlege, was du wirklich willst“, riet Rachel.
„Okay.“
„Tue es gleich jetzt.“
„Okay.“
„Ich sehe dich morgen im Büro“, verabschiedete sich Sophias Freundin. „Und dann sagst du mir, ob es funktioniert hat.“
„Gute Nacht, Rachel. Vielen Dank fürs Zuhören.“
„Gern geschehen.“
Sophia legte den Hörer auf und knipste das Licht aus. Mit ausgebreiteten Armen und Beinen lag sie auf der Bettdecke und atmete mehrmals tief durch. Sogleich fühlte sie, wie tiefe Ruhe sie überkam und die Sorgen des Tages langsam von ihr wichen.
„Entspanne dich“, sagte sie sich bei jedem Atemzug flüsternd.
Bevor sie wusste, wie ihr geschah, hatte sie das Gefühl, auf einer unsichtbaren Wolke zu schweben. Und als sie die Lider schloss, sah sie auf einmal Mike vor ihrem inneren Auge. Ihr Herz fing an, schneller zu schlagen.
Er lächelte sie an.
Wen wollte sie? Mike mit seinem lässigen Grinsen, dem erotischen Körper und der fröhlichen Ausstrahlung? Oder den praktisch veranlagten Michael mit seinem fabelhaften Geschäftssinn und der sinnlichen Telefonstimme?
„Lausche, was dein Herz dir sagt“, wiederholte sie den Rat der Freundin.
Was wollte sie?
Jedenfalls bin ich nicht hinter dem Geld her, sagte sie sich. Nicht wirklich. Sie hoffte, das „glücklich bis in alle Ewigkeit“ zu erleben, das, wie sie einräumte, mit Geld leichter zu erlangen war. Ihr war es gleichgültig, ob Mike arm war oder reich. Das war nicht das Problem. Was sie aber auf jeden Fall wollte, das war ein Mann, auf den sie sich verlassen konnte. Keinen wie ihren Vater …
Sie wünschte sich einen Mann, der sie nicht belog. Wenn Mike fähig wäre, Verantwortung zu übernehmen wie ein Mann, wenn er aufhörte, durch die Welt zu vagabundieren und den Peter Pan zu spielen, wenn er sich stattdessen etablieren würde, dann wäre er derjenige, den sie wirklich wollte.
Sophia konnte ihre Reaktion auf ihn nicht leugnen. Er weckte ursprünglichste Gefühle in ihrem Innern. Er war der Mann, der ihr das Gefühl gab, ganz Frau zu sein. Sie sehnte sich, mit ihm eins zu werden. Das erschien ihr richtig.
Aber durfte sie ihren Gefühlen vertrauen?
„Sophia?“
Sophia hörte ihre Mutter rufen. Seufzend öffnete sie die Augen und stand vom Bett auf, ohne eine Antwort auf ihre Fragen gefunden zu haben.
„Ja, Mutter?“ Sophia betrat das Schlafzimmer ihrer Mutter, das nur von einer Nachttischlampe beleuchtet war. Sie sah Jannette aufgeregt und mit zerzaustem Haar im Bett sitzen.
„Ich hatte einen bösen Traum.“
Sophia kroch an die Seite ihrer Mutter und schmiegte sich an sie. „Wovon hast du denn geträumt?“
„Davon, dass du mich verlassen wolltest.“
„Ich werde dich niemals verlassen, Mutter.“
„Bald wirst du heiraten, Sophia. Das fühle ich“, sagte Jannette und umarmte Sophia. „Und ich habe große Angst davor.“
„Psst. Selbst wenn ich einmal heirate, werde ich doch für dich da sein, Mutter.“
„Wirklich?“, fragte Jannette in kindlichem Ton.
„Aber sicher.“
„Und was ist, wenn du beschließt, mit diesem Postmann fortzulaufen?“
„Oh Mutter.“
„Du hast ihn gern, nicht wahr?“
„Ja“, gestand Sophia.
„Er tut dir aber nicht gut“, flüsterte Jannette. „Er wird dich in Schwierigkeiten bringen. Ich kenne mich aus in der Liebe. Ich weiß, was passiert.“
„Mom, das haben wir alles schon tausendmal besprochen.“
„Du warst heute Abend mit ihm zusammen, richtig?“
Erst wollte es Sophia leugnen, aber sie pflegte ihre Mutter nicht zu belügen. Jannette hatte sie gelehrt, dass es grundsätzlich das Beste war, die Wahrheit zu sagen. Und bis jetzt hatte es tatsächlich nie geschadet.
Sophia nickte.
„Oh nein“, seufzte Jannette.
„Beruhige dich, Mutter. Ich weiß, ich werde mit Mike schon fertig.“
„Wie soll ich mich beruhigen? Ich möchte, dass du verstehst, wie wichtig es ist, dir das Leben nicht von einem Nichtsnutz ruinieren zu lassen. Ich war auch überzeugt, deinen Vater zu lieben. Und ich glaubte, er würde mich lieben. Aber es ging nur um Sex. Für ihn jedenfalls. Was mich betraf, so lehnte ich mich gegen meine Eltern auf, weil sie mir verboten hatten, mit ihm auszugehen. Ich dachte, ich wüsste es besser. Ich täuschte mich.“
„Das ist so lange her.“
„Beinahe dreißig Jahre. Aber dein Vater verließ mich. Und dann erfuhr ich, dass er schon verheiratet
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