Julia Collection Band 51
so?“
„Aber ja! Natürlich gefällst du mir so.“
„Nein, du bist nicht ehrlich, Mom.“
„Na schön, zugegeben. Vielleicht fehlt mir die alte Patricia doch ein bisschen. Der Pferdeschwanz, die Sommersprossen, die unauffälligen grauen Kostüme. Verrückt, nicht wahr? Es war vielleicht nicht sehr schick, aber das warst du, die wahre Patricia.“
„Ich mache das alles doch nur, damit Sam mich endlich wahrnimmt. Damit er sich in mich verliebt. Wenn ich mich nicht verändert hätte, hätte ich überhaupt keine Chance.“
„Ist Sam denn wirklich so oberflächlich, dass er sich von diesen äußeren Dingen einwickeln lässt?“
„Nein, ganz bestimmt nicht. Aber ich will wie die Frauen sein, die ihm sonst auch auffallen. Ich will seine Kollegin, seine beste Freundin, seine Geliebte, seine Frau sein.“
„Mein liebes Kind, dich hat es wirklich erwischt, nicht wahr? Aber Sam ist noch viel schlimmer dran.“
„Was meinst du damit?“, fragte Patricia mit gerunzelter Stirn.
„Es geschieht selten genug, dass man jemanden so sehr liebt, dass man bereit ist, alles für diesen Menschen zu tun. Aber es ist eine wahre Tragödie, wenn dieser Mensch dann nicht erkennt, wie sehr er geliebt wird.“
Ein großer weißer Leinenpavillon im Garten der Barrington-Villa schützte die Hochzeitsgäste vor der stechenden Spätsommersonne.
An der großen Flügeltür des Hauses, die auf die Terrasse und in den Garten hinausführte, zupfte Mildred Van Hess ein letztes Mal Patricias Brautkleid zurecht und reichte ihr dann den üppigen Brautstrauß aus weißen Rosen.
„Sie haben die richtige Entscheidung getroffen“, sagte sie und forderte Patricia mit einer Geste auf, den Gang zum aufgebauten Altar am Ende des Pavillons anzutreten. „Also dann … es ist soweit.“
Das Streichquartett setzte zum Brautmarsch an. Patricias Mutter, die in der ersten Reihe ganz vorn saß, holte bereits das zweite Taschentuch hervor und schnäuzte sich geräuschvoll die Nase.
Erst nachdem sie schon den halben Weg an den Gästen vorbei zurückgelegt hatte, fiel Patricia auf, welch seltsamen Kommentar Mildred Van Hess da von sich gegeben hatte.
Sie hatte die richtige Entscheidung getroffen? Waren das die Worte, die man einer Braut auf dem Weg zum Altar mitgab?
Was hatte Mildred damit andeuten wollen?
Patricia blickte zu Mildred zurück, aber diese nickte nur und bedeutete ihr, weiterzugehen.
Patricia drehte sich wieder zum Altar. Und dann fiel ihr Blick auf Sam, der erwartungsvoll zu ihr hinschaute. In weißem Jackett und schwarzer Hose war er ganz der stolze Bräutigam.
Sie hatte sich auch alle Mühe gegeben, damit er stolz auf sie sein konnte. Das schmal geschnittene, weiße Seidenkleid schmiegte sich eng an ihren Körper, ein feiner hellgrauer Chiffonschal verlieh dem Ganzen einen zerbrechlichen Hauch von Farbe. Gascon hatte ein wahres Wunderwerk mit ihren Locken vollbracht und sie zu einer atemberaubenden Frisur hochgetürmt.
Patricia streckte den Arm aus und drückte ihrer Mutter die Hand, bevor sie an den Altar trat und ihre Hand in Sams legte.
„Du brauchst das nicht zu tun …“, flüsterte er ihr zu, als sie an seine Seite trat.
Sie schüttelte nur unmerklich den Kopf und brachte ihn damit zum Schweigen.
Der Priester hob zu den vertrauten Worten der Hochzeitszeremonie an. Als Diplomatentochter hatte Patricia diese Worte schon oft gehört, überall auf der Welt und in den verschiedensten Sprachen. Doch jetzt, da sie ihr galten, ihr persönlich, entwickelten diese Worte eine ganz eigene Kraft.
Plötzlich wurde alles um sie herum unwichtig, die wunderbare Dekoration, der erlesene Champagner, die im leichten Wind flatternden Spitzenbänder. Bedeutung hatten jetzt nur noch eine Frau, ein Mann und dieses eine Versprechen.
Zuerst überkam Patricia eine unsägliche Trauer, denn diese Worte, so ehrlich gesprochen, schienen überhaupt nicht auf sie passen zu wollen. Sie wünschte sich, sie würde diese Worte wie andere Frauen hören, glücklich und voller Liebe und Zuversicht in die Zukunft.
Doch während der Priester weitersprach, wurde ihr plötzlich klar, dass diese Worte genau auf sie passten. Sie war glücklich, sie war voller Liebe und sie sah zuversichtlich in die Zukunft. Und von da an fühlte Patricia eine tiefe Ruhe in sich. Die Farce der letzten Wochen war zu Ende.
Was sie hier tat, ihre Verbindung mit Sam, würde ein Leben lang andauern, würde auch dann noch Geltung haben, wenn sie Barrington längst verlassen hatte
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