Julia Collection Band 55 (German Edition)
betrachtete Cheri, die neben ihm in der untergehenden Sonne lag. Sie war so schön! Er musste sich schnell von ihr befreien, sonst gab es kein Zurück mehr für ihn.
Er starrte nachdenklich in den blauen Himmel und betete, genug Willensstärke zu besitzen. Wenn er sein gewohntes Leben wieder aufnehmen wollte, musste er jetzt ganz hart zu sich sein.
Cheri betrachtete den Kalender in der Küche und wurde plötzlich nervös. Sie hatte nie sehr auf ihre Periode geachtet, aber jetzt fiel ihr auf, dass sie schon lange keine mehr gehabt hatte. Außerdem wurde ihr am Morgen gelegentlich schlecht, und ihre Brüste waren ein wenig geschwollen.
Eigentlich hatte sie sofort Jake davon erzählen wollen, es dann aber doch nicht getan, denn er benahm sich seit einiger Zeit etwas merkwürdig. Sie fragte sich, ob er genug von ihr hatte. Deshalb wollte sie ihm nichts davon erzählen, bis sie sich hundertprozentig sicher war, und bestellte heimlich einen Schwangerschaftstest in der Apotheke von Anacortes.
„Kommt Jasper nächste Woche zu Besuch?“, erkundigte sie sich am Abend beim Essen. Sein Vater hatte sich vor einem Monat telefonisch angekündigt.
„Ich werde noch einmal anrufen und nachfragen“, gab Jake knapp zurück und aß ungerührt weiter. Er blickte nicht einmal von seinem Teller hoch, und Cheri fühlte wieder diese seltsame Kühle und Distanziertheit in seinem Verhalten ihr gegenüber.
Es war merkwürdig. Noch vor einigen Wochen hatte sie das Gefühl gehabt, eine Liebesbeziehung mit Jake zu haben. Sie waren so glücklich zusammen gewesen und hatten ihre Sorgen wie auch ihre Freude geteilt. Cheri wusste nun eine Menge über Meteorologie, und Jake hatte ihr auch bei der Buchführung geholfen.
Eben so, als ob sie tatsächlich verheiratet wären.
Doch ganz plötzlich begann er, sich von ihr zurückzuziehen. Er redete immer weniger mit ihr und aß sogar weniger als sonst. Sie fragte sich ernsthaft, ob er vielleicht krank sei.
„Meinst du, dass Jasper immer noch hofft, dass wir verheiratet bleiben?“, fragte sie vorsichtig. „Das letzte Mal hast du ihm ja deutlich die Meinung gesagt.“
„Mein Vater gibt niemals auf.“
„Was wirst du ihm sagen?“, bohrte sie, obwohl sie sich vor der Antwort fürchtete.
Jake blickte sie forschend an. „Ich werde ihm sagen, dass wir uns an unsere Absprache halten werden.“
Sie senkte den Blick und nickte.
„Das werden wir doch, oder?“
Cheri wusste nicht, was sie erwidern sollte. Sollte sie ihm die Wahrheit gestehen? „Wenn du das willst“, brachte sie schließlich hervor.
„Weich mir nicht aus. Ist es denn nicht auch das, was du willst?“
Sie brachte ein zaghaftes Lächeln zustande. „Ich genieße es, mit dir verheiratet zu sein. Ich finde es traurig, dass es einfach so enden soll. Muss das so sein?“
Die Frage schien ihn zu verwirren, aber seiner Stimme klang fest und sicher. „So lautet doch unsere Absprache, Cheri. Es war zwar nett, aber ich stelle mir meine Zukunft anders vor. Und du dir deine doch wohl auch.“
„Pläne können sich ändern.“
„Wenn man ein Ziel in seinem Leben hat, dann muss man es auch entschlossen verfolgen und darf sich nicht ablenken lassen. Auch wenn die Alternative noch so verlockend aussieht. Aber wieso fragst du überhaupt? Du willst doch unsere Abmachung nicht auf einmal ignorieren, oder?“
„Nicht mit Absicht. Aber ich muss zugeben, dass sich meine Gefühle seither verändert haben. Ich mag es, mit dir zusammenzuleben und mit dir zu schlafen.“
„Ja, unser Sex ist angenehm. Aber er ist nicht das Wichtigste. Wir müssen unser Leben nach bedeutsameren Grundlagen ausrichten.“
„Ich dachte, es wäre mittlerweile mehr als eine rein körperliche Verbindung“, warf sie ein, und ihr Puls raste vor Aufregung.
Jakes Atem ging schwer. „Ich schätze, jetzt wirst du mir erzählen, dass du dich in mich verliebt hast! Wie praktisch. Ich hatte schon einmal den Verdacht, dass du verheiratet bleiben willst, um ein sorgenfreies Leben führen zu können.“
„Nein, Jake!“
„Wie heißt es doch? Es ist einfacher, sich in einen Reichen zu verlieben als in einen Armen. Das stimmt doch, oder? Darum ging es dir doch von Anfang an. Du hast mich in dein Bett gelockt, um mich von dir abhängig zu machen.“
Heiße Tränen liefen ihr über die Wangen. „Wie kannst du das nur sagen?“
„Aha, jetzt kommen die Tränen.“ Er erhob sich vom Tisch. „Aber ich weigere mich, mich von weiblichen Gefühlsausbrüchen beeinflussen zu
Weitere Kostenlose Bücher