Julia Collection Band 55 (German Edition)
lassen!“
Er ging aus dem Haus und ließ sie allein zurück. Cheri weinte still vor sich hin und fragte sich, wie sie jemals hatte hoffen können, dass ein Mann, der so misstrauisch und gefühlskalt war, sich in sie verlieben könnte. Sie war die ganze Zeit nur sein Sexspielzeug gewesen. Er hatte sie nie respektiert. Was sollte sie nur machen, wenn sie tatsächlich schwanger war?
Einige Tage später brachte Pulse die neuen Vorräte. Er bemerkte wohl ihre Traurigkeit, aber da Jake unentwegt um sie herumschlich, wechselte er nur wenige Worte mit ihr. Nachdem Pulse wieder gestartet und Jake aus dem Haus war, ging Cheri mit dem Schwangerschaftstest ins Badezimmer. Nach wenigen Minuten wusste sie Bescheid.
Sie verfluchte ihre Leichtfertigkeit. Zwar hatte sie die Kondome besorgt, aber sie beide waren meistens so von ihrer Lust überwältigt worden, dass sie sie oft einfach vergaßen. Sie waren zu sorglos gewesen, und nun musste sie die Konsequenzen tragen.
Sie sollte es Jake sagen. Aber weil er sich so kalt ihr gegenüber benahm, brachte sie es nicht über sich. Wahrscheinlich würde er annehmen, dass sie nur schwanger geworden war, um verheiratet zu bleiben. Sie wollte nicht, dass er nur aus Verantwortungsgefühl bei ihr blieb. Offensichtlich liebte er sie nicht. Ihre Lage war hoffnungslos.
Es blieb ihr nichts übrig, als ihn einfach zu verlassen, damit er nie etwas davon erfuhr. Sie würde seine Anschuldigungen nicht ertragen können. Also musste sie von der Insel fort, und das schon bald, bevor er ihren Zustand erkennen konnte.
Jake lief vor dem Haus herum und suchte den Himmel nach Pulses Wasserflugzeug ab. Er bereitete sich auf das Wiedersehen mit seinem Vater vor, dem er sagen musste, dass sich seine Ehe dramatisch verschlechtert hatte. Cheri und er sprachen so gut wie nicht mehr miteinander. Eigentlich hatte er gehofft, die Beziehung in Anstand und Würde zu beenden, aber stattdessen hatte er ihr Beweggründe unterstellt, von denen er wusste, dass sie nicht der Wahrheit entsprachen. Eine Entschuldigung seinerseits erschien ihm jedoch auch keine Lösung. Denn wenn sie sich wieder versöhnten – womöglich im Bett –, wäre er niemals imstande, die Beziehung zu beenden.
Es war Jake durchaus bewusst, dass sie ihre Probleme nicht vor seinem Vater verheimlichen konnten. Und Jasper würde sofort in die Rolle des Vermittlers schlüpfen und versuchen, den Riss zwischen ihnen zu kitten. Glücklicherweise wusste er nichts von ihrer körperlichen Beziehung! Wenn er davon erführe, würde er alles in Bewegung setzen, um ihre Ehe zu retten. Hoffentlich machte Cheri keine diesbezüglichen Andeutungen. Aber so, wie es im Moment um sie stand, wagte er nicht, mit ihr darüber zu sprechen.
Ein paar Minuten später kam das Flugzeug in Sicht, und Jake machte sich auf den Weg zum Anlegesteg. Er half seinem Vater beim Aussteigen und ging mit ihm zum Haus.
Jasper war ganz der Alte. „Du warst immer noch nicht beim Friseur, nicht wahr?“
Jake senkte den Blick. Er hatte sich nur deshalb nicht das Haar schneiden lassen, weil Cheri es hübscher fand, wenn er es länger trug. „Ich werde in den nächsten Tagen nach Anacortes fliegen.“
In diesem Moment trat Cheri heraus und eilte zu Jasper. Sie umarmte ihn und fing an zu weinen.
„Ich bin so glücklich, dass du da bist“, sagte sie und wischte sich die Tränen aus dem Gesicht. „Das Essen ist in einer Stunde fertig. Warum zeigst du deinem Vater nicht bis dahin den Garten, Jake? Ich bringe euch Eistee hinaus.“
Jake nahm ihren Vorschlag an und setzte sich mit Jasper auf eine Bank unter einem Schatten spendenden Baum. Er hatte beschlossen, dass Ehrlichkeit bei seinem Vater die beste Methode war. „Ich befürchte, dass es zwischen Cheri und mir sehr schlecht steht. Das ist zwar schlimm, aber es war voraussehbar. Also wundere dich nicht über Cheris Verhalten.“
Jasper blickte seinem Sohn fest in die Augen. „Schlecht? Wie schlecht?“
„Sehr schlecht. Wir reden kaum noch miteinander.“
„Das ist wirklich schlimm.“ Jasper schüttelte traurig den Kopf. „Ihr beide scheint so gut zusammenzupassen.“
„Nicht wirklich. Sie ist noch sehr jung und führt ein ganz anderes Leben als ich. Ich bin Akademiker. Sie ist so unstet … so durcheinander.“ Jake wusste, dass er damit eigentlich seinen eigenen Zustand beschrieb. Aber irgendwie musste er es seinem Vater erklären. „Unser Zusammenleben ist sehr schwierig geworden.“
„Meinst du nicht, dass es vielleicht
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