Julia Collection Band 55 (German Edition)
Cheri schon lange mit einem anderen Mann verheiratet sein.“
Diese Vorstellung ließ Jake erschauern, als hätte man ihm einen Eimer kalten Wassers über den Kopf geschüttet.
„Meinst du, dass du in zwanzig Jahren einfach so eine Frau finden wirst, die dich wirklich liebt? Welche Frau heiratet schon einen arbeitswütigen, älteren Professor, wenn nicht wegen seines Geldes?“
Langsam kehrte Jakes alte Schlagfertigkeit zurück. „Du enterbst mich doch sowieso, also werde ich auch nicht reich sein.“
Einen Moment lang war es ganz still am Telefon, denn Jasper hatte die Klausel in seinem Testament völlig vergessen. „Gutes Argument. Dann werde ich meinen Anwalt beauftragen, die Klausel wieder aus dem Testament zu nehmen. Bea fand es ohnehin nicht gut. Das bedeutet, dass du deinen Anteil am Erbe auf jeden Fall bekommst. Und wenn du fünfzig bist, erinnerst du dich hoffentlich an diese junge Frau, die dich wirklich geliebt hat und die du weggeworfen hast. Vielleicht interessiert es dich ja, dass ich sie dennoch ausbezahlen wollte, sie sich aber vehement weigert, Geld von mir zu nehmen. Nicht einmal die Fünfzehntausend, die sie früher selbst vorgeschlagen hatte. Ich bezahle die Miete für ihr Apartment, aber sie besteht darauf, mir jeden einzelnen Cent zurückzugeben. Dafür muss sie recht lang bei Tucci’s arbeiten, aber das schafft sie schon. So einen Menschen findet man nicht mehr oft heutzutage. In zwanzig Jahren vielleicht gar nicht mehr.“
Jake ließ die Strafpredigt seines Vaters wortlos über sich ergehen.
„Bist du noch da, Jake?“
„Ich bin noch da. Ich kriege nur Kopfschmerzen von deinem Gerede.“
„Gut! Vielleicht heißt das ja, dass du endlich zu denken anfängst.“
Jasper legte enttäuscht den Hörer auf. Cheris Entscheidung, alles allein durchstehen zu wollen, bestürzte ihn, und es war fraglich, ob Jake jemals aus seinem Elfenbeinturm herauskommen würde. Er hatte noch ein weiteres Problem, bei dem er Beas Hilfe benötigte, aber die würde davon gar nicht begeistert sein.
Also ging er in die Küche, wo seine Frau mit der Brotbackmaschine beschäftigt war.
„Ich habe gerade mit Jake gesprochen“, begann er.
„Wie geht es ihm?“
„Er scheint sich einsam zu fühlen. Ich habe ihm gesagt, dass ich die Klausel wieder streichen lassen will. Unsere Kinder werden also auf jeden Fall erben.“
Bea unterbrach ihre Arbeit und sah ihn an. „Bist du jetzt endlich zur Vernunft gekommen, nachdem du Jakes und Cheris Leben durcheinandergebracht hast und jetzt beide unglücklich sind? Ich kann nur hoffen, dass du eine Lehre daraus ziehst und dich nicht mehr in das Leben anderer Leute einmischst.“
„Ja, du hast vollkommen recht, Bea. Wie immer.“
Sie beäugte ihn misstrauisch. „Du bist verdächtig einsichtig. Was führst du im Schilde?“
„Ich? Überhaupt nichts. Ich habe meine Lektion gelernt. Es ist nur so, dass es bei Cheri etwas gibt, worum wir uns kümmern sollten.“
Bea lehnte sich an den Küchenschrank. „Red weiter.“
Jasper überlegte sich seine Worte genau, denn er wusste etwas, was er gar nicht wissen durfte. „Ich habe den Verdacht, dass Cheri schwanger ist.“
Bea schaute ihn aus großen Augen an. „Als ihr vom Flughafen kamt, hatte ich den Eindruck, dass sie etwas zugenommen hat. Aber schwanger?“
„Ich glaube, dass sie noch ganz am Anfang ist. Im zweiten Monat etwa.“
„War sie beim Arzt?“
„Das bezweifle ich.“
„Wie kommst du dann darauf? Hat sie es dir gesagt?“
Jasper verzog das Gesicht. Jetzt kam der Teil, der Bea nicht gefallen würde. „Nein. Aber ich habe den Aufenthalt der beiden auf der Insel so organisiert, dass ich für alle anfallenden Kosten aufkomme. Ich zahle also alle Rechnungen, auch die von der Drogerie und der Apotheke.“
„Ja …?“ Bea klang so, als ob sie schon ahnte, was er jetzt sagen würde.
„Also habe ich die Läden angewiesen, mir immer eine Liste von den gekauften Waren zu schicken.“
„Jasper! Du hast sie ja regelrecht ausspioniert.“
„Ja, meine Liebe“, meinte er zerknirscht. „Nun, vor einigen Monaten standen Präservative auf der Liste.“
„Ich glaube, ich verstehe. Und?“
„Vor ein paar Wochen besorgte Cheri sich einen Schwangerschaftstest. Und dann wollte Cheri plötzlich, dass ich sie mit zurücknehme. Ich denke, dass sie schwanger ist, es aber Jake nicht sagen will, weil sie glaubt, dass er sie nicht liebt. Deshalb will sie es allein durchstehen. Ich möchte, dass du mal mit ihr
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