Julia Collection Band 55 (German Edition)
bestimmt nicht“, bestärkte sie Bea. „Du liebst ihn wirklich, nicht wahr?“
„Ja. Aber er hat nie solche Gefühle für mich entwickelt. Für ihn war es rein körperlich. Er hat immer wieder betont, dass er keine richtige Ehe will, und ich war so dumm, anzunehmen, er würde seine Meinung ändern. Aber er hat seine eigenen Pläne.“ Sie schwieg kurz, um sich zu sammeln. „Ich werde mein Kind allein aufziehen. Ihr beide könnt es besuchen, wann immer ihr wollt. Da ich arbeite, werde ich wohl einen Babysitter brauchen. Jake kann das Baby natürlich auch sehen. Falls es ihn überhaupt interessiert.“
„Was immer auch in der Zeit deiner Schwangerschaft geschieht“, meldete sich Jasper zu Wort, „du musst uns gestatten, deine medizinische Versorgung zu bezahlen. Wir möchten, dass unser Enkel die bestmögliche Versorgung erhält. Und ich werde ein Treuhandkonto für seine Ausbildung einrichten.“
Cheri kratzte sich an der Stirn. Es widerstrebte ihr, Geld anzunehmen, aber ein Kind würde sehr teuer werden. Und auch sie wollte nur das Beste für ihr Kind. „Na gut“, stimmte sie zu. „Aber nur für das Baby. Nicht für mich. Jake würde denken …“
„Zum Teufel damit, was Jake denken könnte“, sagte Jasper. „Er hat doch schon lange vergessen, wie das geht.“
Als Jake von der Klippe herunterstieg, von wo er gerade einen weiteren Wetterballon hatte aufsteigen lassen, bemerkte er Pulses Flugzeug und ging zum Anlegesteg.
„Wie geht es Ihnen, Jake?“, fragte Pulse, als er aus der Maschine stieg.
„Gut.“ Jake half, das Flugzeug zu vertäuen.
„Es muss ganz schön einsam ohne Cheri sein. Es hat mich ziemlich überrascht, dass sie gegangen ist.“
„Mich auch.“
„Wird sie zurückkommen?“
„Wahrscheinlich nicht. Aber lassen Sie doch die Vorräte hier am Anlegesteg stehen. Ich bringe sie selbst ins Haus.“
„Wie Sie es wünschen“, pflichtete Pulse bei. Nachdem er die Kisten ausgeladen hatte, übergab er Jake ein Bündel Briefe. „Das lag bei der Post für Sie.“
Jake konnte es kaum erwarten, dass Pulse wieder wegflog, denn er hoffte auf einen Brief von Cheri. Ohne seinen Vater würde er nicht einmal wissen, ob sie noch am Leben war.
Aber es war kein Brief von ihr dabei, sondern einer von einer Anwaltsfirma aus Chicago. Neugierig öffnete er ihn – und erschrak. Wie konnte sie es wagen, ihm einfach so die Scheidungspapiere zu schicken?
Doch dann fiel ihm ein, dass er es ja gewesen war, der immer darauf bestanden hatte, die Ehe wieder aufzulösen. Kein Wunder, dass sie glaubte, es gäbe nichts mehr zu besprechen. Jedenfalls machte dieses Schreiben eindeutig klar, was sie von ihm hielt.
Aber eigentlich durfte ihn das nicht wundern. Er hatte sie immer wieder zurückgewiesen. Nun wünschte er, einfühlsamer gewesen zu sein und sie nicht andauernd auf Distanz gehalten zu haben.
Er kam sich fast wie in der Verbannung vor, so einsam fühlte er sich. Aber er hatte sich selbst verbannt. Er hatte sie nicht in seinem Leben haben wollen. Aber seit er sie mit seinem widerlichen Verhalten vertrieben hatte, begann er zu begreifen, was er überhaupt verloren hatte. Er wünschte, er wäre klug genug gewesen, das zu würdigen, was er gehabt hatte. Er wünschte sich, sie würde zu ihm zurückkehren. Aber er hatte weder eine Adresse noch eine Telefonnummer von ihr, und sein Vater weigerte sich beharrlich, sie ihm zu geben. Dabei hatte er geglaubt, Jasper würde alles daransetzen, sie wieder zusammenzubringen. Vielleicht hatte sein Vater in seinem Fall endgültig aufgegeben.
Jake ließ sich am Küchentisch nieder, nachdem er die Vorräte weggepackt hatte. So konnte es nicht weitergehen. Er vernachlässigte sogar seine Klimaforschung. Nichts interessierte ihn mehr. Er fühlte sich nur noch leer. Und diese Leere würde nur Cheri füllen können. Der Schmerz, den er verspürte, seit sie ihn verlassen hatte, machte ihm klar, dass es sehr wohl um Gefühle ging. Und diese Gefühle waren tief. Nicht so wie bei seinen anderen gescheiterten Beziehungen.
Diesmal war es Liebe. Er hatte niemals zuvor geliebt. Kein Wunder, dass er dieses Gefühl so spät erkannt hatte.
Er musste es ihr sagen, und es musste einen Weg geben, sie zu finden. Plötzlich sah er die Lösung vor sich. Hatte sein Vater nicht gesagt, sie würde wieder ihren alten Arbeitsplatz bei Tucci’s haben?
Er rief schnell bei der Auskunft an und ließ sich die Nummer der Pizzeria geben, in der Cheri arbeitete. In Chicago musste es jetzt
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