Julia Collection Band 55 (German Edition)
Penelope.
„Das ist ja etwas ganz Neues!“ Jeannie blickte Craig überrascht an. „Normalerweise mögen Männer lange Haare.“
„Auf einem Kissen macht es sich ja auch gut. Aber wenn das lange Haar eine Frau davon abhält, rauszugehen und zu tun, was sie will, dann sag ich, weg damit!“
Macht sich gut auf einem Kissen? dachte Penelope. Es war nicht schwierig, sich vorzustellen, was Craig damit meinte. Kaum zu glauben, dass er Beas und Jaspers Sohn war. Wahrscheinlich hatte er mehr Gene von früheren Generationen abbekommen – Generationen, die daran gewöhnt waren, Frauen an den Haaren in ihre Höhle zu schleppen. Wenn sie weiterhin mit ihm in der Wohnung bleiben wollte, sollte sie sich von ihren langen Haaren vielleicht doch trennen, um wirklich sicher zu sein.
„Worüber lächeln Sie?“, fragte Craig, der sie immer noch im Spiegel betrachtete.
„Ich habe mich gerade entschieden, eine weitere Veränderung vorzunehmen und mir die Haare doch schneiden zu lassen.“ Sie wandte sich an Jeannie. „Aber bitte nicht zu kurz. Falls ich es wieder lang tragen möchte, will ich nicht Jahre darauf warten müssen.“
„Wie wäre es, wenn wir es auf Kinnlänge kürzen?“, schlug die Friseurin vor und deutete auf die Stelle. „Sie haben einen schönen Hals, sodass es bestimmt sehr gut aussehen wird. Außerdem haben Sie Naturlocken. Da kann ich es stufig schneiden. Ihr Haar könnte dann problemlos an der Luft trocknen, falls Sie es nicht föhnen möchten.“
„Das klingt gut.“ Penelope blickte zu Craig. Sein Gesicht drückte freudige Überraschung aus. Er hatte es sich wohl nicht so einfach vorgestellt. Hoffentlich glaubte er jetzt nicht, dass er es auch in andere Dingen so einfach mit ihr haben würde.
Nachdem Jeannie ihr die Haare gewaschen, geschnitten und geföhnt hatte, konnte Penelope ihre neue Frisur endlich im Spiegel bewundern. Zuerst fühlte sie sich ungewohnt nackt an Nacken und Schultern, aber als Jeannie die Haare aufgebürstet hatte, fand sie den Schnitt sogar überraschend hübsch.
Sie drehte sich zu Craig um. „Na, was sagen Sie dazu.“
„Sie sehen richtiggehend befreit aus – von der Last Ihrer Haare, meine ich.“
Penelope war sich nicht sicher, was er mit diesem Nachsatz eigentlich meinte.
Als sie den Friseur verließen, blickte sie auf die Uhr. „Ist es für heute Nachmittag nicht schon zu spät, um mit dem Katamaran hinauszufahren?“
„Dazu ist es nie zu spät. Oder wollen Sie sich drücken?“
„Nein, es ist nur schon nach halb fünf, und bis wir bei dem Boot sind …“
„Okay.“ Belustigt beugte er sich ihrem Einwand. „Aber morgen früh geht es dann wirklich los. Keine Ausflüchte mehr.“
„Ich wollte ja heute fahren“, rief sie ihm ins Gedächtnis. „Aber Sie haben mich zum Kauf neuer Sachen und zu einer neuen Frisur überredet.“
„Ja, ja, alles ist meine Schuld. Aber wie auch immer, morgens ist das Wasser auch viel klarer. Da macht Schnorcheln viel mehr Spaß.“
„Schnorcheln? Ich wollte doch nur eine Bootsfahrt buchen.“
„Aber dann wäre Ihr neuer Bikini ja verschwendet.“
Lächelnd schüttelte sie den Kopf. „Kein Wunder, dass Ihr Vater Sie für einen Problemfall hält. Sie sind unverbesserlich!“
„Ich bin mir sicher, dass meinem Vater noch ganz andere Worte dazu einfallen würden“, entgegnete Craig, plötzlich ganz ernst.
Penelope begann zu begreifen, dass zwischen Jasper und Craig ein ernsthaftes Zerwürfnis existierte. Während sie darüber nachdachte, fiel ihr auf, dass die beiden sich trotzdem ziemlich ähnlich waren. Jasper hatte sie überredet, nach Hawaii zu fahren, und nun bemühte sich Craig, ihr das Schnorcheln schmackhaft zu machen, wobei er sich des gleichen, unwiderstehlichen Charmes bediente, der auch Jasper auszeichnete. Vielleicht lag der Grund ihrer Probleme ja genau darin, dass die beiden sich so ähnlich waren.
„Langsam bekomme ich Hunger“, sagte sie. „Ich habe sehr früh zu Mittag gegessen, und ich glaube, ich bin noch auf Chicagozeit eingestellt. Was halten Sie davon, wenn ich Sie zum Essen einlade, nachdem Sie mir die ganzen Läden gezeigt haben?“
Er sah sie erstaunt an. „Ich weiß gar nicht mehr, wann eine Frau mich das letzte Mal zum Essen eingeladen hat. Aber ich nehme das Angebot gern an.“
„Schön.“ Sie lächelte, obwohl seine Antwort sie verwunderte.
Eigentlich hatte sie angenommen, dass er sich von seinen Freundinnen aushalten ließ. So passte das einfach nicht zusammen. Vielleicht
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