Julia Collection Band 55 (German Edition)
sich sicher, dass das Boot dort draußen Craigs alter Katamaran war. Sein Sohn hatte ihn vor einigen Jahren einmal darauf eingeladen. Von ihrer Hotelsuite aus hatte er ihn im Hafen entdeckt und von seiner Fahrtrichtung her auf eine Vergnügungsfahrt geschlossen. Daraufhin war er mit Bea zu einigen Aussichtspunkten gefahren und hatte schließlich Craigs Katamaran in dieser kleinen, verborgenen Bucht entdeckt.
Dann hatte er die dunkelhaarige, schlanke Frau bemerkt, die anscheinend der einzige Passagier auf dieser Fahrt war. Als die zwei Menschen auf dem Boot sich küssten, hatte er in der Frau Penelope erkannt und hätte vor Freude am liebsten laut gejubelt.
Doch sehr zu seinem Verdruss hatte der Wind sich gedreht und mit ihm auch das Boot, sodass ihm die Kajüte die Sicht versperrte. Allerdings war er mit dem, was er bereits gesehen hatte, äußerst zufrieden. Sein Plan schien zu klappen.
„Warum grinst du denn von einem Ohr zum anderen?“, wollte Bea wissen.
„Siehst du das Boot, das gerade hinter den Felsen verschwindet? Das ist Craigs Katamaran!“
„Tatsächlich?“
„Ja. Und rate mal, wer mit an Bord ist?“
„Penelope?“
„Genau. Ich denke, wir sollten uns schon auf die nächste Hochzeit vorbereiten.“
„Jasper hast du denn ganz vergessen, dass die Gute uns sogar versprochen hat, bei Craig eine Rundfahrt zu buchen? Wie kommst du nur darauf, dass sie heiraten wollen, bloß weil …“
Jasper beugte sich verschwörerisch zu ihr. „Sie haben sich geküsst. Ich hab’s gesehen.“
„Nein! Wirklich?“, rief Bea erstaunt.
„Mit meinen eigenen Augen.“
„Nun, es ist ja auch so eine romantische Gegend. Vielleicht hat es sie für einen Augenblick überkommen.“
„Unsinn. Ein Kuss ist ein Kuss.“
„Ein Kuss ist nur ein Kuss und nicht mehr. Wirklich wichtig sind die grundlegenden Dinge. Wegen eines Kusses sollten wir nicht gleich loslaufen und Hochzeitsgeschenke besorgen.“
Jasper atmete tief durch, hielt seine Zunge aber im Zaum. Es machte keinen Sinn, darüber zu reden, da Bea einfach keinen Hang zum positiven Denken hatte.
Gegen Nachmittag kehrte Penelope in die Wohnung zurück, aber diesmal allein. Craig hatte den Katamaran zurück nach Kailu-Kona gesteuert und ihr gesagt, dass er noch zu tun habe. Außerdem hatte er ihr Angebot, ihn später mit dem Wagen abzuholen, abgelehnt. Sie fragte sich, ob er heute Abend überhaupt kommen würde oder sich eine andere Unterkunft suchte.
Sie kaufte noch etwas Milch und ein paar Sandwiches ein, denn sie wollte heute zu Hause essen. In der Drogerieabteilung des Supermarktes hatte sie Kondome entdeckt und gleich eine Packung mitgenommen. Beim Bezahlen hatte sie den Kassierer nicht ansehen mögen.
Als sie die Packung nun aus der Tüte nahm, fragte sie sich, wieso sie ihr Geld eigentlich zum Fenster hinauswerfen würde. Es konnte sich doch nur um reines Wunschdenken handeln, dass die Kondome überhaupt zum Einsatz kämen, denn es war zweifelhaft, dass Craig nach dem, was auf dem Boot geschehen war, noch einmal zurückkommen würde. Von jetzt an würde er Abstand zu ihr wahren.
Warum wünschte sie sich überhaupt, eine Urlaubsromanze mit ihm zu beginnen? Weil er so gut aussah und mit seinen Lippen und Händen Dinge anstellte, die sie beinahe um den Verstand brachten? Okay, es würde bestimmt ein fantastisches Erlebnis mit ihm sein. Schon als Teenager hatte sie sich gefragt, wie wirklich guter Sex wohl sein würde. Da sie sich aber immer nur mit ziemlich langweiligen Männern eingelassen hatte, hatte sie es niemals erfahren.
Vielleicht hätte sie Craig doch nicht zurückweisen sollen. Immerhin war sie im Urlaub und weit weg von zu Hause. Niemand würde wissen, wenn sie sich hier einmal etwas gehen ließe. Dafür hätte sie wenigstens ihre Erinnerungen, wenn sie wieder in ihrem Alltagstrott lebte. Warum nur hatte sie nicht zugelassen, dass Craig sie gleich auf dem Boot nahm, so stürmisch und voller Lust, wie sie gewesen waren?
Ihr Blick fiel auf die Kondompackung. Gut, sie hätte schwanger werden können. Von daher hatte sie das einzig Richtige getan. Warum nur musste alles im Leben so schwer wiegende Konsequenzen haben? Aber nun war sie vorbereitet. Ob Craig heute Abend überhaupt auftauchte?
Und selbst wenn, gab es keine Garantie dafür, dass sie ihn nicht doch wieder zurückweisen würde. Dafür sorgten schon die Erinnerungen an ihren verantwortungslosen Vater und an das stille Leiden ihrer Mutter. Nein, einen solchen Herumtreiber wie Craig
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