Julia Collection Band 55 (German Edition)
Ihnen morgen mehr darüber berichten. Bleiben Sie, und halten Sie ihren Mistelzweig griffbereit! Gute Nacht.“
Jennifer schaltete den Fernseher ab. „Was soll daran großartig sein?“
„Das ist eine tolle kostenlose Werbung für Derring’s. Und du sahst wunderschön aus im Fernsehen. Es läuft alles viel besser, als ich je gehofft hätte. Ich bin stolz auf dich!“
„Aber ganz Chicago hat unseren Kuss gesehen! Bestimmt werden sie eine große Liebesgeschichte daraus machen.“
„Und?“
„Und? Es ist nicht wahr! Wir sind nur Freunde.“
Für einen Moment war es völlig still. „Ja, nur Freunde.“ Seine Stimme klang flach. „Aber eine Romanze ist immer von Interesse, auch wenn sie nur erfunden ist. Und seit der Pressekonferenz achten die Medien da besonders drauf. Freu dich doch, dass die Dinge sich so entwickelt haben, wie du es vorausgesagt hast.“
Jennifer glaubte, einen merkwürdigen Unterton herauszuhören. „Willst du mir damit sagen, dass der Kuss nicht ernst gemeint war? Alles nur Spaß, oder?“
„Denkst du denn, dass es nur Spaß war?“
„Nun … Du hast doch gesagt, dass es nur zur Unterhaltung der Passanten geschehen sei?“
„Ich meinte eher, zu unserer Unterhaltung.“
„Wirklich?“
„Ja.“
Jennifer schluckte. „Und hast du dich unterhalten?“
„Ja!“
„Aha. Lässt du dir jetzt jeden Tag einen Kuss ins Programm schreiben?“, fragte sie und versuchte, humorvoll zu klingen.
„Das klingt gut. Würde dir das gefallen?“
Jennifer schlug das Herz bis zum Hals. „Klar. Ich tue alles für Derring’s. Nur den Gag mit der Sahne sollten wir weglassen. Ich glaube, das Kaufhaus möchte doch kein Schmuddelimage.“
Charles lachte. „Aber lass es uns mal in Erinnerung behalten. Und danke für deine Mitarbeit. Bei dem Kuss, meine ich.“
„Bitte, bitte.“
Wieder schwieg er, so als ob er verzweifelt nach einem neuen Thema suchte.
„Ich gehe jetzt lieber ins Bett und nehme meinen Schönheitsschlaf“, erklärte sie. „Ich muss doch morgen im Schaufenster gut aussehen.“
„Dann sehen wir uns morgen.“
„Gute Nacht.“
„Gute Nacht.“
Sie legte sich ins Bett und schaltete das Licht aus, aber sie konnte nicht einschlafen. Was konnte der Sohn eines Millionärs an ihr finden? Ihre Schönheit kam doch lediglich vom professionellen Styling und den modischen Outfits. Was würde nach dieser Woche geschehen, wenn sie sich wieder in die alte Jennifer verwandelte? Wahrscheinlich würde er sehr schnell das Interesse an ihr verlieren.
Sie fand Charles zwar mit jedem Tag anziehender, aber das konnte durchaus eine Reaktion auf Peters Verschwinden sein. Auf der anderen Seite war aber auch nichts gegen einen Flirt mit Charles einzuwenden, selbst wenn er nur von kurzer Dauer wäre. Vielleicht hatte er ja recht, und sie musste einfach lockerer werden. Ein Schaufensterflirt … welche Frau konnte so etwas schon vorweisen?
Schon im Einschlafen begriffen, traf sie eine Entscheidung. Wieso eigentlich nicht? Jedenfalls solange die Sache nicht zu weit ging. Ein bisschen Flirten im Schaufenster schien ihr sicher. Etwas anderes hätte sie sich auch nicht gestattet.
6. KAPITEL
Als sie am nächsten Morgen in einem langen Rock und einem passenden Pullover aus der Umkleidekabine kam, wartete Jasper Derring auf sie.
„Guten Morgen, Mr Derring“, begrüßte sie den kleinen, aber beeindruckenden alten Herrn. Er hatte Charles einige Verpflichtungen abgenommen, da sein Sohn die Woche über im Schaufenster gebraucht wurde. Daher war er nun wieder häufiger im Kaufhaus anzutreffen.
„Guten Morgen, Jennifer. Sie sehen wie immer bezaubernd aus.“ Er trat zu ihr und senkte seine Stimme. „Ich wollte Ihnen nur sagen, wie zufrieden ich mit Ihnen und Charles bin. Der Fernsehbericht und das Foto in der Morgenzeitung, das Sie beide unter dem Mistelzweig zeigt, sind charmant.“
Jennifer errötete. Es überraschte sie, dass es Jaspers Zustimmung fand. „Das freut mich. Mir war es eher peinlich.“
„Ach, das war doch nur ein harmloser Kuss. Und Sie haben sich genau richtig verhalten. Ein wenig altmodische Romantik passt sehr gut zu Derring’s. Unsere Umsätze sind schon vorher gestiegen, und jetzt werden sie wahrscheinlich explodieren.“
„Schön, aber hoffentlich fühlen sich die Leute nicht betrogen, wenn sie herausfinden, dass Charles und ich in Wirklichkeit gar nicht zusammen sind.“ Seit sie ihre Gefühle für Charles entdeckt hatte, fühlte sie sich so verwirrt, dass sie dies
Weitere Kostenlose Bücher