Julia Collection Band 55 (German Edition)
eifrig vor ihren Augen trainierte.
Als er sie das Buch weglegen sah, fragte er überrascht: „Bist du schon fertig?“
„Nein.“
„Gefällt es dir nicht?“
„Ich mag es zu sehr.“
„Warum hörst du dann auf?“
„Mir tun die Augen weh.“
Er betrachtete sie eine Weile. „Da geht es mir in dieser Dekoration besser. Bei deinem Anblick werden mir die Augen nie wehtun.“
„Ich dachte, du magst es nicht, wenn ich mich so aufreizend kleide?“
„Ich habe meine Meinung geändert.“ Wieder ließ er seine Augen zu ihren Brüsten wandern.
Jennifer hatte sich selbst eher als flachbrüstig empfunden, zumindest verglichen mit Frauen wie Delphine. Doch Charles schien das nichts auszumachen. Sie fühlte sich geschmeichelt und lächelte glücklich.
Charles begann nun ganz konzentriert, die Hantel langsam und rhythmisch zu stemmen. Seine Bewegungen hatten etwas Sinnliches an sich, und plötzlich fragte sich Jennifer, ob er sich wohl auch bei der Liebe so bewegen würde. Trotz all der fremden Gesichter vor dem Schaufenster gab sie sich ihren Träumen hin …
Charles setzte die Hantel ab, sah sie voller Verlangen an und kam zum Bett. Er öffnete ihren Morgenmantel und schob die dünnen Träger ihres Nachthemdes von den Schultern. Dann fuhr er mit einer Hand unter den seidigen Stoff und liebkoste ihre Brüste, küsste sie dabei voller Leidenschaft.
Jennifers Puls begann zu rasen, als sie sich vorstellte, wie er erst ihren Hals, dann ihre Brustspitzen küsste. Ihr ganzer Körper schien sich mit Verlangen aufzuladen.
In diesem Moment meldete sich der Teil ihres Ichs, der sich noch vage ihrer Umgebung bewusst war, zurück, und Jennifer sah auf. Alle, die Zuschauer vor dem Fenster sowie Charles, starrten sie an. Mit einem Schlag war sie zurück in der Wirklichkeit und bemühte sich, ihren rasenden Puls zu beruhigen.
„Wo warst du denn?“, fragte Charles.
Zuerst wusste sie nicht, was sie sagen sollte, und zuckte hilflos mit den Schultern. „Ich habe manchmal Tagträume.“
„Worüber denn?“
„Über fliegende Teppiche.“
„Wohin fliegst du denn.“
„In verzauberte Länder, die ich nie zuvor gesehen habe.“
Charles schaute sie ungläubig an, aber er stellte keine Fragen mehr.
Ein Glück, dachte sie, denn wie hätte sie ihm die Wahrheit beichten können? Ihr kleiner Flirt im Schaufenster war eine Sache, aber dieser Tagtraum ging weit darüber hinaus.
Andererseits hatte sich alles nur in ihrer Fantasie abgespielt und blieb damit harmlos. Ihre Gedanken waren sicher in ihrem Kopf verwahrt. Sie wusste, dass Charles trotz seiner Anzüglichkeiten niemals all die Dinge mit ihr anstellen würde, von denen sie geträumt hatte. Und mit einem Seufzer gestand sie sich ein, dass sie zu diesen Dingen gar nicht fähig war.
Charles war froh, als es endlich 22 Uhr war. Für heute hatte er genug. Es war hart gewesen, Jennifer in ihrem makellosen weißen Nachtgewand nicht andauernd anzustarren. Er wünschte, er wüsste, was sie sich in ihrer Fantasie ausgemalt hatte. Es reizte ihn ungemein, herauszubekommen, was sie in diese träumerische Stimmung versetzt hatte.
Doch dann ärgerte er sich über diese Gedanken. Wenn es wirklich zu etwas zwischen ihnen kommen sollte, dann, weil sie es wollte. Er hatte eine gleichberechtigte Beziehung im Sinn, die aus gegenseitiger Sehnsucht erwuchs und nicht auf seiner übergeordneten Stellung basierte.
Er winkte den hartnäckigen Zuschauern zu, die immer noch vor dem Fenster ausharrten, und war überrascht, seinen Vater unter ihnen zu finden. Er hatte allerdings auch gehört, dass es Probleme im Kaufhaus gegeben hatte, und war froh, dass sein Vater sich um die Angelegenheit kümmerte. Jasper winkte ihnen zu und machte sich dann mit seiner Aktentasche auf den Heimweg.
Charles sah sich nach Jennifer um und entdeckte sie vor dem Bett auf dem Teppich kniend.
„Suchst du etwas?“
„Einer meiner Diamantohrringe ist verschwunden. Er muss heruntergefallen sein.“
„Ich helfe dir beim Suchen.“ Er hockte sich auf dem Boden nieder und ließ seinen Blick über den Teppich schweifen. Aber sosehr sie sich auch bemühten, der Ohrring blieb unauffindbar, und Jennifer begann, sich Sorgen zu machen.
„Was ist, wenn er für immer weg ist? Ich meine, es ist ein wirklich großer Diamant. Ich weiß gar nicht, wieso sie ihn mir anvertraut haben.“
„Nur ein echter Diamant mit perfektem Schliff hat dieses spezielle Feuer, wenn sich das Licht darin bricht. Es war meine Idee. Du musst dir
Weitere Kostenlose Bücher