Julia Collection Band 55 (German Edition)
keine Gedanken machen. Derring’s wird mit dem Verlust leben können.“
„Aber ich hätte nicht so nachlässig sein dürfen. Bis vor einer Minute war mir gar nicht aufgefallen, dass ich den Ohrring verloren habe.“
Eine halbe Stunde lang suchten sie erfolglos die gesamte Dekoration ab. Als Jennifer unters Bett schaute, bemerkte Charles, wie der Ohrring aus ihrem Morgenmantel auf den Boden fiel. Offensichtlich war er in ihr Dekolleté gerutscht. Schnell griff Jennifer danach. „Hier ist er! Ich habe ihn die ganze Zeit bei mir gehabt.“
Der Diamant kann sich glücklich schätzen, dachte Charles. „Schön. Jetzt kannst du beruhigt schlafen gehen. Es ist schon fast elf. Lass uns heimgehen!“
„Hoffentlich ist die Garderobiere noch da.“ Jennifer trat aus der Dekoration heraus.
Das Kaufhaus lag völlig verlassen da.
„Ich schau mal im Umkleideraum nach“, rief Jennifer und eilte in die Abteilung für Frauenmode.
Charles lief derweil herum und rief laut, ob noch jemand da sei. Die Deckenbeleuchtung war aus Sicherheitsgründen eingeschaltet. Er versuchte die Ausgänge, aber alle Türen waren verschlossen. Als er zu ihrem Ausgangspunkt zurückkehrte, kam Jennifer, noch immer in Nachthemd und Morgenmantel gekleidet, auf ihn zugelaufen, die Handtasche in der Hand.
„Es ist niemand hier, Charles! Sind denn alle schon gegangen? Haben sie uns vergessen?“
Charles ließ seinen Blick über den verwaisten Verkaufsraum schweifen. „Sieht fast so aus.“
„Aber wie kommen wir dann hier raus?“
„Gute Frage.“
„Was heißt das?“
„Die Wachleute haben alle Türen verschlossen und die Alarmanlage eingeschaltet. Man kann sie weder von innen noch von außen öffnen. Dazu braucht man einen Schlüssel und den Alarmcode.“
Jennifer fühlte, wie sie nervös wurde. „Hast du denn keinen Schlüssel?“
„Nein.“
„Du hast keinen Schlüssel für das eigene Kaufhaus?“
„Nein. Jedenfalls nicht hier. Ich bin doch meistens um diese Uhrzeit gar nicht hier. Und weil ich mich für unsere Werbeaktion andauernd umziehen muss, habe ich meine Schlüssel und Kreditkarten vorsichtshalber zu Hause gelassen.“
„Das heißt also, dass wir hier festsitzen?“
„Ja, zumindest so lange, bis ich jemanden telefonisch erreiche, der uns hier rausholt.“
Jennifers Mine hellte sich auf. „Zum Beispiel den Chef vom Sicherheitsdienst?“
„Ja, überhaupt jemanden vom Sicherheitsdienst, wenn ich deren Telefonnummer hätte. Und dazu muss ich erst einmal in mein Büro gehen.“
„Dann lass uns das mal tun.“
Charles rieb sich nachdenklich die Stirn. „Mein Büro ist auch abgeschlossen, und den Schlüssel habe ich natürlich auch nicht.“
„Wie steht es mit den Büros der anderen Angestellten?“
Charles überlegte kurz. „Ich sollte es jedenfalls versuchen. Aber ich werde die Treppe nehmen müssen, weil die Fahrstühle außer Betrieb sind.“
„Ich komme mit.“
„Das musst du nicht.“
„Ich würde es aber lieber. Allein habe ich hier Angst.“
Er nahm ihre Hand. „Wir sind doch hier nicht in Gefahr. Na komm.“
Ohne Fahrstuhl mussten sie alle neun Stockwerke zu Fuß ersteigen. Der zehnte Stock, wo die leitenden Angestellten ihre Büros hatten, war nur mit einem eigenen Fahrstuhl erreichbar, und so mussten sie die Feuerleiter nehmen.
Außer Atem erreichten sie Charles’ Büro, das natürlich verschlossen war. Sie probierten auch die Türen der anderen leitenden Angestellten, aber jedes Mal mit dem gleichen Ergebnis. Im Sekretariat waren die Schreibtische ebenso abgeschlossen.
„Ich freue mich ja, dass es alle so genau mit der Sicherheit nehmen“, bemerkte Charles ironisch. „Sie haben nicht einmal eine Liste mit den Privatnummern der Angestellten liegen lassen.“
„Kennst du denn keine Nummer auswendig? Du telefonierst doch bestimmt gelegentlich privat mit deinem Vertreter.“
Charles lachte leise. „Schon. Aber ich habe alle Telefonnummern gespeichert und drücke nur noch auf einen Knopf, wenn ich mit jemandem reden will. Außer deiner Nummer kenne ich überhaupt keine auswendig. Die habe ich nämlich zu Hause nachschlagen müssen, weil ich sie noch nicht einprogrammiert hatte. Die moderne Technik kann manchmal auch ein Nachteil sein.“
„Das ist wirklich hilfreich“, bemerkte sie mit trockenem Humor.
„Wir können immer noch die Feuerwehr oder die Polizei anrufen“, schlug Charles zögernd vor. Ihm würde es nichts ausmachen, die Nacht im Kaufhaus zu verbringen, aber er musste
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