Julia Collection Band 55 (German Edition)
sind Cheri?“
„Und Sie sind Jake?“, fragte sie zurück und lächelte zögerlich.
„Die Dinge entwickeln sich nicht so, wie Jasper es geplant hat“, flüsterte ihm Cheri zu. „Der Richter hat da wohl etwas durcheinandergebracht.“
Jake schüttelte leise lächelnd den Kopf. „Ich wollte eigentlich einen Anzug anziehen. Gut, dass ich es nicht getan habe.“ Dabei nahm er Cheri genau in Augenschein.
„Ja, das war klug“, stimmte sie ihm zu. „Sie hätten sich sonst vielleicht mit Farbe bekleckert.“ Was er wohl von ihr denken mochte? Obwohl er nett und gebildet aussah, schien er doch nicht so lustfeindlich zu sein, wie Jasper ihn beschrieben hatte. Die Idee, für ein Jahr Jakes Ehefrau zu sein, begann plötzlich, Gestalt anzunehmen. Mit ihm zusammenzuleben würde eine völlig neue Erfahrung für sie darstellen, auch wenn es keine richtige Ehe sein würde.
„Alles klar!“, rief Richter Atkins und kam zu ihnen, gefolgt von den beiden Malern. „Da haben wir unsere Trauzeugen und Braut und Bräutigam. Dann können wir ja jetzt mit der Trauung anfangen.“
Cheri biss sich auf die Unterlippe, als sie Jasper beobachtete, wie er dem Richter die Unterlagen aushändigte. Jasper hatte ohne Zweifel seinen Einfluss geltend gemacht, um die amtliche Heiratslizenz so schnell wie möglich zu bekommen. Sie sah, wie Jasper einen Ring aus seinem Jackett zog und ihn Jake überreichte.
Dann bat der Richter sie und Jake, vor ihn zu treten. Jasper und die Maler stellten sich neben sie. Noch bevor ihr klar wurde, was eigentlich geschah, legten sie beide ihre Ehegelübde ab. Cheri sah Jake die ganze Zeit über nicht ein einziges Mal an, auch nicht, als er ihr den Ring an den Finger steckte. Die Worte „bis dass der Tod euch scheidet …“ klangen ihr noch in den Ohren, als der Richter mit einem breiten Lächeln erklärte: „Kraft des mir vom Staat Washington verliehenen Amtes erkläre ich euch hiermit für Mann und Frau.“
Cheri rang sich ein Lächeln ab und blickte Jake an. Er lächelte ebenso unsicher zurück.
„Sie dürfen die Braut jetzt küssen“, bemerkte der Richter belustigt.
Jake schien davon wenig begeistert zu sein. Das alles schien ihm viel zu viel zu werden, und Cheri war es peinlich. „Vielleicht später.“
„Okay, es ist Ihre Hochzeit“, meinte der Richter gut gelaunt. „Herzlichen Glückwunsch!“ Er drückte ihnen die Hände. „Ich muss nun los. Sie müssen nur noch die Papiere unterzeichnen. Sie können auch noch ein paar Minuten hierbleiben, aber stehen Sie bitte den Malern nicht im Weg.“
Er verabschiedete sich von Jasper und ging.
Jasper strahlte, als sie beide die Papiere unterschrieben. „Gut, es ist vollbracht! Ich habe ein kleines Hochzeitsgeschenk für euch.“ Er holte seine Aktentasche. „Es ist nichts großes, nur etwas Selbstgemachtes. Bea hat es für mich eingepackt.“ Er überreichte Cheri ein kleines Päckchen mit einem silbernen Band. „Ich habe es selbst angefertigt. Macht es auf.“
Cheri lächelte, als sie das Geschenk annahm. Es war ausgesprochen leicht. Sie wollte Jasper nicht enttäuschen, denn er schien ganz begierig darauf, zu sehen, wie sie es auspackte. Doch als sie einen altmodischen, gestickten Kissenbezug vorfand, war sie überrascht. Inmitten von bunten Blumen befand sich ein Herz, in dessen Mitte die Namen Cheri und Jake gestickt waren.
Cheri war sich nicht sicher, ob sie lachen oder weinen sollte. Es rührte sie, dass Jasper sich solche Mühe gemacht hatte. Andererseits waren die Umstände dieser Hochzeit von geradezu absurder Komik, dass ein solches Geschenk sie beinahe zum Lachen reizte. Doch sie erinnerte sich daran, dass Jake ihr erzählt hatte, wie sehr sich Jasper wünschte, dass sie wirklich ein Paar würden. Ganz plötzlich fühlte sie sich traurig. Jasper hatte so viel Hoffnung in diese Ehe gesetzt, die wie eine schlechte Komödie begonnen hatte, dass er am Ende nur enttäuscht sein konnte.
Cheri rang sich ein Lächeln ab. „Danke schön, Jasper. Das ist ganz reizend von Ihnen. Haben Sie das wirklich selbst gemacht?“
„Nach meinem Herzanfall habe ich mit dem Sticken angefangen. Hoffentlich passen die Farben zur Einrichtung.“
„Das wird es bestimmt.“ Cheri blickte zu Jake, doch seine Reaktion auf das Kissen erschreckte sie.
Er starrte den Kissenbezug mit weit aufgerissenen Augen an, als ob es sich um etwas besonders Gefährliches handeln würde. Er war sogar blass geworden. Sie merkte, dass er es vermied, sie anzuschauen. Doch
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