Julia Collection Band 55 (German Edition)
erleben.“
Der Begriff „Flitterwochen“ missfiel ihr. „Wahrscheinlich“, murmelte sie.
„Wahrscheinlich?“ Der Pilot grinste. „Es gibt keinen besseren Platz. Sie können sogar nackt baden, weil Sie niemand beobachten kann. Und Sie können es zu jeder Zeit tun.“
Sein anzüglicher Tonfall ließ Cheri erschaudern.
„Ich bezweifle, dass wir viel Zeit zum Nacktbaden haben werden, Mr Pulsifer.“
„Nennen Sie mich Pulse. Das tun alle. Wissen Sie, wieso?“
„Weil es die Abkürzung Ihres Nachnamens ist?“
„Auch. Aber er ist auch Ausdruck meiner Persönlichkeit. Ich bin nämlich impulsiv. Und unter gewissen Umständen beginnt mein Puls zu rasen. Eines meiner Körperteile pulsiert besonders heftig.“
Diese Unterhaltung behagte Cheri gar nicht. Sie drehte sich zu Jake um, doch der blickte nur aus dem Fenster und studierte die Wolken. Cheri wurde es unangenehm warm, und so öffnete sie ihre Jacke.
Plötzlich bemerkte sie, dass Pulse sie anstarrte, denn obwohl sie eine hochgeschlossene Seidenbluse trug, verbarg diese doch nicht ihre üppigen Rundungen.
„Sie sind eine gut aussehende Frau! Geben Sie mir Bescheid, wenn Sie sich auf der Insel langweilen sollten. Ich könnte Ihnen interessante Orte zeigen, während Ihr Mann sich um seine Forschung kümmert.“
„Dafür werde ich keine Zeit haben“, gab sie barsch zurück. „Ich habe selbst genug zu tun.“
„Stimmt etwas nicht?“, fragte Jake, dem ihr scharfer Tonfall nicht entgangen war.
„Alles in Ordnung“, versicherte Pulse rasch, bevor Cheri etwas sagen konnte. „Ich habe nur versucht, Ihre Frau zu unterhalten.“
Cheri warf Jake einen vielsagenden Blick zu, aber der zuckte nur ratlos mit den Schultern.
Cheri drehte sich wütend um. So beschützte sie ihr neuer Ehemann also vor zudringlichen Kerlen! Aber vielleicht hatte Jake den Piloten gar nicht gehört.
Zum Glück landeten sie Minuten später auf der Insel und machten am Pier fest.
Schon beim Aussteigen fiel Cheri das kleine, gemütliche Holzhaus auf, das in einem Pinienhain stand. Ein kleiner Steinweg führte zu dem Haus hinauf. Ein weißhaariges Paar trat heraus und kam ihnen entgegen.
Abe und Elsie Miller stellten sich ihnen vor und geleiteten sie zum Haus. Pulse blieb mit einem Stück Kuchen von Elsie am Pier zurück.
Sie zeigten ihnen das Haus, dann nahm Abe Jake mit in den Garten. In der Zwischenzeit machte Elsie Cheri mit einigen Eigenheiten des Haushaltes vertraut. So funktionierte der Wäschetrockner nur gelegentlich, weshalb hinter dem Haus eine Wäscheleine gespannt worden war. Der Gasherd litt unter Überalterung und Pulse bevorzugte Heidelbeerkuchen.
„Ist er eigentlich verlässlich?“, fragte Cheri schließlich.
„Oh ja, sehr. Aber eins muss ich Ihnen noch sagen. In Anacortes gibt es einen Lebensmittelladen und ein Kaufhaus, bei denen wir seit Jahren einkaufen. Wir bestellen telefonisch, und Pulse holt die Waren für uns ab. Außerdem haben wir mit dem Postamt ein ähnliches Übereinkommen. Pulse kommt gewöhnlich am Montag, aber Sie können ihn jederzeit anrufen, falls Sie ihn brauchen.“
„Wovon lebt er eigentlich?“
„Das Flugzeug gehört ihm. Jasper Derring beschäftigt ihn seit Jahren, aber Pulse befördert auch Touristen und bietet Rundflüge an.“
„Verstehe.“ Cheri wechselte schnell das Thema. „Ich habe gehört, dass Sie die Insel für immer verlassen. Wir haben Sie doch hoffentlich nicht vertrieben?“
„Aber ganz und gar nicht. Ich war sogar erleichtert, als Jasper uns anrief und mitteilte, dass Sie kommen. Es war ihm ein wenig peinlich, aber ich hatte ihn sowieso selbst anrufen wollen. Abe ist im letzten Jahr fünfundsiebzig geworden, und wir wollten endlich wieder in die Stadt zurück. In unserem Alter sollte man nicht so allein leben. Man weiß ja nie, was alles passieren kann.“
„Sie können uns jederzeit besuchen kommen.“
„Sollten wir Heimweh bekommen, rufen wir Sie an. Ich lasse Ihnen auch noch unsere Nummer in der Stadt da, falls Sie hier Probleme kriegen. Außerdem habe ich mir erlaubt, Ihnen und Jake einen Eintopf zum Abendessen vorzubereiten.“
„Wie nett von Ihnen.“ Cheri war ganz ergriffen. „Ich hätte nicht gewusst, was ich heute kochen sollte.“
Nach einer Stunde entschieden die beiden alten Leute, dass sie noch vor Einbruch der Dunkelheit in der Stadt sein wollten, und verabschiedeten sich. Jake und Cheri standen auf dem Anlegesteg und winkten ihnen nach.
„Nette Leute“, bemerkte Cheri.
„Sehr
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