Julia Collection Band 57
zwei Stunden.“ Maria lächelte, als Eden sich mit ihrer Tasse in der Hand neben sie setzte. „Aber nach meiner Einschätzung hat es sich auch sehr gelohnt. Das Ergebnis kann sich sehen lassen.“
„Das Ergebnis ist einfach fantastisch! Das wird dir jeder bestätigen. Seit ich hier bei der Blutspendenaktion vor Weihnachten mitmachte, waren wir noch nie so erfolgreich.“ Eden sah Maria strahlend an. „Und das haben wir nur dir zu verdanken.“
„Ich habe gern bei der Kampagne geholfen.“
„Die Fernsehsendung mit dir als unserer Sprecherin war sehr hilfreich. Aber deine Bereitschaft, deine Zeit für das Rote Kreuz zu opfern, hat den Ausschlag gegeben. Und dein toller Käsekuchen.“
Maria lächelte verlegen. „Den Verdienst kann ich mir nicht zuschreiben. Ich habe nur die Zutaten zusammengemischt. Das Rezept stammt von einem alten Freund.“
„Aber das Wichtigste war, dass du persönlich geholfen hast. Ich habe gehört, wie einige der anderen Freiwilligen sich unterhielten, die mit dir in die Schule gegangen waren. Sie meinten, du hättest jetzt nicht mehr so einschüchternd gewirkt, sondern zugänglicher.“
„Einschüchternd?“ Maria sah die Freundin verblüfft an. „Ich?“
„Ja, natürlich.“ Eden setzte die Tasse ab. „Ich war zwar vier Jahre jünger, aber selbst wir in den unteren Klassen erstarrten in Ehrfurcht vor deiner Intelligenz und deinem Selbstbewusstsein. Und beneideten dich natürlich wegen deines Aussehens.“
„Du machst wohl Witze.“ Maria starrte die Freundin an, die für sie die schönste Frau war, die sie kannte. „Das meinst du doch nicht ernst?“
„Doch. Du warst immer so ruhig und wirktest so gelassen, als brauchtest du keinen Menschen außer dir selbst. Na, vielleicht Jericho. Ihn konnte nichts zurückhalten, auch nicht das Risiko, abgewiesen zu werden.“
„Wieso abgewiesen?“ Maria runzelte die Stirn. „Ich hätte ihn nie abgewiesen.“ Sie kniff plötzlich die Augen zusammen. „Du erzählst mir das doch aus einem ganz bestimmten Grund, nicht wahr?“
Eden trank wieder einen Schluck Tee und stellte die Tasse ab. Sie legte kurz die Hand auf ihren runden Bauch und lächelte die Freundin an. „Das kann schon sein. Und ich weiß nicht, ob du das gern hören möchtest, was ich herausgefunden habe.“
„Aber natürlich. Du bist mir sehr wichtig und deine Meinungen auch.“ Maria sagte nicht, dass Eden ihre erste richtige Freundin war. Bis auf Maxie und Jericho hatte sie niemanden wirklich an sich herangelassen. Edens Freundschaft war für sie sehr wertvoll. „Du kannst mir alles sagen.“
Eden sah sie lange nachdenklich an, entschloss sich dann aber doch zu sprechen. „Wir beiden sind uns ziemlich ähnlich. Ich bin sicher, wenn wir gleich alt wären, wäre uns das schon früher aufgefallen. Wir waren beide eher Außenseiter. Ich schloss mich an Adams an und du dich an Jericho. Unsere Lebensumstände waren natürlich schon unterschiedlich, und selbstverständlich spielte die Vergangenheit unserer Familien eine Rolle. Aber in deinem wie in meinem Fall hätten wir durchaus Freunde finden können, wenn wir gewollt hätten. Glücklicherweise ließen sich Adams und Jericho nicht von den Mauern abschrecken, die wir um uns errichtet hatten.“
Sie schwieg eine Weile. Dann sah sie die Freundin wieder an. „Ich habe meine zweite Chance bekommen“, sagte sie. „Und auch du hast noch eine Chance. Sieh dich um. Es gibt viele Frauen und Männer hier, die mit dir befreundet sein wollen. Und zwar nicht, weil du inzwischen eine Berühmtheit bist, sondern weil sie die Frau schätzen, die sie heute kennengelernt haben.“ Eden stand ächzend auf und presste sich die Faust in den Rücken. „Wie unsere geliebten Männer sagen würden, du hast den Ball, Maria, und bist nah am Tor. Du musst nur die Gelegenheit nutzen.“
Eden wandte sich ab, und Maria musste über ihren Vergleich lachen. Sie richtete sich auf und sah sich nach Jericho um. Dahinten stand er und wartete auf sie. So wie er es schon früher getan hatte, als sie zusammen zur Schule gingen. Bis sie ihn verließ.
Eden hatte recht. Wer weiß, was aus mir geworden wäre, dachte Maria, wenn sich Jericho damals auch von meiner abweisenden Haltung hätte abschrecken lassen. Wenn sie die Stadt nicht verlassen hätte, wie hätte ihr Leben mit ihm dann ausgesehen?
Maria erhob sich und musste wieder an die Freundin denken. Ja, Eden hatte den Nagel auf den Kopf getroffen. Sie war auf dem besten Wege, sich die
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