Julia Collection Band 57
ein Fehler war. Aber sie hatte keine Zeit zum Grübeln, denn Lincoln würde sie in Kürze abholen, um mit ihr zum Dinner ins „River Walk“ zu gehen. Dort würden sie Adams und Eden, Jackson und Jefferson treffen. Und ehe der Abend vorbei war, würde der ganze Cade-Clan seine Vermutungen über den Vater ihres Sohns bestätigt finden.
Lindsey war kaum fertig, da hörte sie Lincoln klopfen. Sie begutachtete das Kleid, für das sie ihr Sparkonto geplündert hatte, ein letztes Mal im Spiegel. „Das Kleid ist okay, aber es ist nichts Besonderes“, murmelte sie. „Ich werde mir einen Job suchen müssen, dann kann ich mir etwas Schickeres leisten.“
„Warum?“
„Lincoln! Du hast mich erschreckt. Warum klopfst du erst an, wenn du doch einfach hereinkommst?“
„Warum ist die Tür unverschlossen, wenn du nicht willst, dass ich hereinkomme? Und was zum Teufel ist das für ein Gerede von einem Job?“, fragte er von der Schlafzimmertür her.
Dem besonderen Anlass entsprechend, zu dem er den Abend erklärt hatte, trug Lincoln einen Smoking mit weißem Hemd und blauer Brokatweste. Er sah einfach blendend aus, aber Lindsey versuchte es zu ignorieren. Heute Abend musste sie einen klaren Kopf behalten.
„Darüber brauchst du dir keine Gedanken zu machen“, erwiderte sie. „Siehst du irgendwo meine Handtasche?“
„Hier ist sie.“ Er nahm sie vom Stuhl neben der Tür. „Übrigens, ein hübsches Kleid. Blau steht dir.“ Er reichte ihr die Tasche. „Und jetzt erklär mir die Sache mit dem Job.“
Eigentlich hatte Lindsey das Thema erst anschneiden wollen, wenn sie den Job hatte. „Ich will mich als Ranger bewerben.“
„Warum?“
„Weil ich Arbeit brauche. Ich hätte mich schon längst darum bemüht, wenn Cade nicht den Unfall gehabt hätte.“
„Du brauchst nicht zu arbeiten.“
„Doch. Wir haben kein Einkommen, aber jede Menge zu bezahlen. Allein schon die Arztrechnungen …“
„Die übernehme ich. Wenn du für alles andere unbedingt selbst aufkommen willst, hast du doch noch die Pacht, die Jackson dir zahlt. Und du hast Nutzholz, das du verkaufen kannst.“
„Noch stehen keine Pferde hier im Stall und auf der Weide. Noch ist kein Holz geschlagen.“ Lindsey nahm eine leichte Stola aus dem Schrank, die sie an diesem warmen Abend wahrscheinlich gar nicht brauchen würde. „Wollen wir weiterstreiten oder aufbrechen?“
Lincoln lachte. „Ich hatte ganz vergessen, wie wichtig dir deine Unabhängigkeit ist. Wir wollen uns nicht streiten, aber ein Kuss zur Versöhnung wäre trotzdem nett. Besonders, da ich dir ein Geschenk mitgebracht habe.“
Lachend ließ sich Lindsey von ihm umarmen. „Und wo ist es, dein Geschenk?“
„Dort auf dem Tisch.“
„Oh, die Tasse sieht ja genauso aus wie Frannies Tasse, die ich zerbrochen habe. Wo hast du die denn aufgestöbert?“
„Als ich das Haus in Belle Terre kaufte, fand ich mehrere Kisten mit Porzellan auf dem Boden, und daraus stammt die Tasse. Sag nicht, dass du sie nicht annehmen kannst, denn wir haben keine Zeit für eine weitere Diskussion. Bedank dich einfach mit einem Kuss, dann können wir gehen.“
Lindsey lachte erneut, genau wie er es beabsichtigt hatte, ehe sie sich hingebungsvoll küssten.
„Das ist das ‚Inn at River Walk‘?“, rief Lindsey aus, als Lincoln ihr beim Aussteigen aus seinem Jaguar behilflich war.
Lincoln hatte ihr die Geschichte des stattlichen Gebäudes erzählt, das seit Generationen im Besitz von Edens Familie war. Es war für die Mätresse eines reichen Plantagenbesitzers gebaut worden, genau wie die anderen Häuser in der Straße.
„Ursprünglich hieß es nur ‚River Walk‘. Als seine Glanzzeit vorbei war, verfiel es und diente Edens Familie als Lager für Trödel und alte Möbel.“
Bewundernd betrachtete Lindsey das schöne Haus. „Wer auch immer diese Mätresse war, sie hat sehr stilvoll gelebt.“
„Damals war es üblich, eine Mätresse zu haben. In der Blütezeit von Belle Terre standen hier in der Fancy Row die schönsten Häuser der ganzen Stadt. Später verkam die Gegend.“
„Bis Eden das Haus restaurierte. Und nun folgt Adams ihrem Beispiel und restauriert die anderen alten Häuser in der Fancy Row.“
„Genau.“ Lincoln nahm Lindseys Arm. Er hatte gehofft, ihre kleine Plauderei würde sie beruhigen, doch er spürte, dass sie zitterte. „Du brauchst nicht nervös zu sein. Niemand wird dich verurteilen.“
„Ich weiß, Lincoln. Aber das macht es nicht leichter.“
„He, ihr beiden.
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