Julia Collection Band 57
Übrigen kümmert er sich auch um die Erhaltung des alten Muschelpfads.“
„Der führt immer noch quer über die Insel?“ Der Muschelpfad war eine der Attraktionen, die Adams und seine Brüder an den wenigen faulen Sommertagen, die Gus ihnen zugestand, auf die Insel gelockt hatte. Der Pfad schlängelte sich seit Menschengedenken durch die Dünen.
Wissenschaftler vermuteten, dass der Pfad auf einen alten Stamm Ureinwohner zurückging. Vielleicht die Chicora, die sich schon im sechzehnten Jahrhundert an den Stränden einfanden, um zu jagen, zu fischen und die im Überfluss vorhandenen Austern, Venusmuscheln und Miesmuscheln zu sammeln.
„Der Pfad ist nach wie vor die einzige Verbindung von einem Inselende zum anderen. McGregor kämpfte gegen eine moderne Straße, und er achtet mit größter Sorgfalt auf den Erhalt der alten. Nach einem ungewöhnlich hohen Hochwasser oder einem Sturm rückt er sofort mit seiner Crew an, um die notwendigen Reparaturen vorzunehmen.“ Eden hob eine hübsche Muschel auf und steckte sie in ihre Tasche.
„Wer hat denn entschieden, dass es hier nur sechs Häuser geben soll?“ Adams ergriff Edens Hand. „Auch McGregor?“
Atemlos war sich Eden bewusst, wie kraftvoll und doch zärtlich Adams ihre Hand umschloss. Sofort fiel ihr wieder ein, mit welcher Leichtigkeit er sie auf die Veranda der Strandhütte getragen und mit welcher Zärtlichkeit er sie dort geliebt hatte.
Gefangen von ihren Träumereien, verlor sie für einen Moment den Gesprächsfaden. „Als ein für rigorose Baumaßnahmen bekannter Investor hier auf der Insel herumzuschnüffeln begann, kaufte McGregor kurzerhand alles Bauland hier auf und entwickelte selbst ein umweltverträgliches, begrenztes Bauprogramm.“
„Das kann man bei nur sechs Häusern auf über drei Meilen Strand wohl sagen, die noch dazu von einem grimmigen, mysteriösen Wachmann bewacht werden.“
Eden musste lachen. „Ich werde ihm sagen, dass du ihn grimmig genannt hast. Das wird ihn köstlich amüsieren.“ Sie entzog ihm ihre Hand, weil sie noch eine Muschel entdeckt hatte. „Ist sie nicht perfekt?“
Sie hatte eine Flügelmuschel gefunden, die beiden Muschelhälften hafteten noch zusammen. Das war recht selten und sah aus wie das verloren gegangene Flügelpaar eines Engelchens.
„Bildschön“, murmelte Adams. Dabei betrachtete er weniger die Muschel als Eden selbst. Denn sie war es, die er bildschön fand. Ihr Gesicht strahlte vor Freude über ihren Fund. Wie sie so bis zu den Knöcheln in der Brandung stand, ließ der vom Land her wehende Wind ihr Frotteekleid an ihr kleben wie eine zweite Haut, betonte ihre schönen Brüste, ihre Hüften, ihre Schenkel. Satin oder Spitze hätte kaum aufreizender sein können. Und aufgewühlt, wie er ohnehin schon war, stellte Adams sich unwillkürlich vor, das sie unter ihrem Strandkleid splitternackt war.
Der Himmel stehe ihm bei, aber was Eden betraf, kam er sich seltsam zwiegespalten vor. Einerseits wie ein Mann, der impulsiv nur an seine eigenen Bedürfnisse dachte. Der ihr am liebsten ihr Kleidchen vom Leib gerissen hätte, um sie in ihrer ganzen Nacktheit zu bewundern, der sie berühren, liebkosen und sich mit ihr in einem wilden Liebesakt in der Brandung tummeln wollte.
Und dann war da der vernünftige Mann, der gegen seine Begierde ankämpfte und die Lust, die in ihm wie eine heiße Flamme loderte. Der Mann, dem bewusst war, dass es für ihn keine Zukunft mit Eden gab. Sie war viel zu kultiviert für einen durch das Leben hart gewordenen Exsträfling. Zu gefühlvoll für eine kurze Affäre mit einem Mann, den sein eigener Vater verstoßen hatte.
Doch keines der Argumente, die der vernünftige Adams Cade vorbrachte, hatte ihn davon abgehalten, Eden zu lieben. Und keines hielt ihn ab, sie jetzt erneut heftig zu begehren.
Er beschwor sich, daran zu denken, dass er sie nach einer zärtlichen Liebesstunde schon einmal verlassen hatte. Diesmal konnte es nicht anders sein. Nein, er durfte auf keinen Fall noch einmal mit ihr schlafen.
Ohne etwas vom Aufruhr seiner Gefühle zu merken, lächelte Eden Adams liebevoll an. „Diese Muschel wird das Prunkstück meiner Sammlung. Du bist mein Glücksbringer, Adams.“
„Ich bin niemandes Glücksbringer. Deiner schon gar nicht.“
„Bist du ärgerlich?“ Edens Freude verflog.
Adams nahm Eden wieder bei der Hand und wünschte, er könnte so vieles ungeschehen machen. Wünschte, er wäre ein anderer Mann, ein besserer Mann. „Ich bin nicht ärgerlich.
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