Julia Collection Band 57
haben.“
„Ein Mann aus einer derart exotischen Gegend – ist meine Neugier da nicht verständlich?“
„Es war ganz unspektakulär. Wir waren an der Universität im selben Kurs. Nicholas kam mit einem Gastprofessor für Kunst und Design. Er war etwas älter, weil sein Studium sich durch Krankheit verzögert hatte. Wir fanden uns sympathisch. Doch als der Kurs zu Ende war, kehrte Nicholas nach Fatu Hiva zurück.“
„Aber er kam zu dir zurück.“ Adams beobachtete Eden im Schatten der Strandhütte aufmerksam und stellte sich vor, was für eine lebhafte junge Studentin sie gewesen sein musste. War es da ein Wunder, dass ein Mann mit Sinn für Kunst sie begehrte?
„Ich hörte ein Jahr lang nichts von ihm. In diesem Jahr verlor ich innerhalb weniger Monate beide Großeltern. Als ich meinen Abschluss machte, dachte ich, das würde niemanden interessieren. Doch da stand plötzlich Nicholas vor mir.“
„Er war also zurückkommen.“ Es schmerzte Adams, dass er nicht für sie hatte da sein können, als sie ihre Großeltern und damit ihre einzigen Verwandten verlor. Oder als sie ihr Examen mit Auszeichnung bestand. Doch statt den reichen, kultivierten Nicholas Claibourne zu hassen, war er dankbar für die Liebenswürdigkeit eines Mannes, den er nie gekannt hatte.
„Er bat mich, ihn zu heiraten und mit ihm nach Fatu Hiva zu gehen. Und da mir hier nichts geblieben war, sagte ich Ja.“
Adams hatte Eden genau zugehört. Es klang Zuneigung aus ihren Worten, wenn sie von ihrem Mann und dessen exotischer Heimat sprach. Doch unterschwellig auch noch ein anderes Gefühl.
Eden schien glücklich mit Nicholas Claibourne auf seiner Insel gewesen zu sein. Dennoch war sie nach seinem Tod nach Belle Terre zurückgekehrt. Warum?
„Hast du ihn geliebt, Eden?“
Wieder wurde sie traurig. „Sosehr er es wollte.“
Ehe er ihre rätselhafte Bemerkung hinterfragen konnte, machte Eden sich daran, die Reste des Picknicks wegzuräumen, das eigentlich eher ein Festmahl gewesen war. Daran waren Eden zufolge Cullen und sein untrügliches Gespür für exzellentes Essen schuld. Der Chefkoch des River Walk war mittlerweile berühmt und der ständig ausgebuchte Speisesaal der beste Beweis für seine Kochkunst. Doch bevor Cullen Pavaouau ihn unter seine Fittiche genommen hatte, war er nur ein gewöhnlicher Koch gewesen.
„Wenn du einen Spaziergang machen willst, würde ich gern jemanden mit dir besuchen.“ Der Mann, den sie im Sinn hatte, war kein Fremder für Adams. „Es ist nicht weit, und er würde dich nie verurteilen. Ohne die O’Haras ist er im Moment vermutlich recht einsam.“
Summer Island war eine bewachte Insel. Ein einzelner Wachmann wachte über die sechs Häuser auf dem über drei Meilen langen Strand. Sie kam selten auf die Insel, ohne im Wachhäuschen vorbeizuschauen.
„Willst du mir nicht verraten, wer dieser einsame Mann ist?“
„Nein.“
„Und du willst ihn mit einem Strandlaken angetan besuchen?“ Adams’ Neugier war nun endgültig geweckt.
„Er hat mich schon mit weniger bekleidet gesehen.“
„Ach ja?“ Sein erster Gedanke war, dass es der Geliebte war, mit dem sie sich sonnte und halb nackt herumtollte. Doch er bezweifelte das sofort.
Eden hatte keinen Geliebten. Sie war zu ehrlich und unschuldig, um mit mehreren Männern gleichzeitig ein Verhältnis zu haben. Dessen war er sicher. Ohne es zu merken, vertraute er Eden inzwischen, genau wie damals Robbie, seiner Jugendfreundin. Nein, wenn es einen anderen Mann in ihrem Leben gäbe, dann hätte sie niemals mit ihm, Adams, geschlafen.
„Ja. Und ich bin froh, dass er es war.“ Eden war nun nicht mehr traurig, sondern lächelte ungezwungen.
„Fragt sich nur, warum.“
„Wenn du ihn siehst, wirst du es wissen.“
Als sie den Strand entlang Richtung Wachhaus gingen, blieb Adams immer wieder stehen, weil er so viele Veränderungen entdeckte.
„Als wir als Kinder hierherkamen, gab es nur zwei Häuser hier. Jetzt sind es sechs. Aber wenn man bedenkt, wie sehr Strandhäuser in Mode gekommen sind, dann kann man von Glück sagen, dass es nur sechs sind.“
„McGregor sorgt dafür, dass die Insel möglichst unverändert bleibt“, erzählte Eden.
„McGregor, der König des Asphalts von South Carolina?“ Adams warf Eden einen wohlwollenden Blick zu. Entgegen ihrer Ankündigung hatte sie doch ihr Strandkleid angezogen.
„Er mag ja der König des Asphalts sein, doch er hat durchgesetzt, dass Asphalt auf Summer Island verboten bleibt. Im
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