Julia Collection Band 57
wie es erforderlich war, vor dreizehn Jahren geklärt.“
Plötzlich schaute Hobie Verey Adams mit durchdringendem Blick an. „Du meinst, sie wurde so weit geklärt, wie du es wolltest, oder?“
„Nein, Sir.“ Adams stellte seine Limonade beiseite. „Ich meine es genauso, wie ich es gesagt habe. Alles, was in jener Nacht damals geschah, ist so aufgeklärt, wie es erforderlich war.“ Sein Ton wurde sanfter. „Aber ich danke Ihnen für Ihr Vertrauen, auch wenn es in diesem Fall nicht angebracht ist.“
„Das sehe ich ganz anders“, erwiderte Hobie. „Aber die Cades sind alle gleich stur. Du musst bleiben, und das einzig Richtige tun für dich selbst und diese junge Dame hier.“ Über den Rand seiner Brille hinweg, die er aufgesetzt hatte, sobald sie im Haus waren, sah er Eden streng an. „Jetzt, wo du älter bist und hoffentlich klüger, wirst du dir doch wohl einen passenderen Platz zum Nacktbaden suchen als ausgerechnet meinen Lieblingsangelplatz.“
Eden lachte auf, obwohl sie errötete. „Jetzt, wo ich deinen Angelplatz kenne, auf alle Fälle.“
Hobies Brille rutschte noch tiefer, weil er die Brauen hochzog. „Demnach badest du immer noch ganz ohne.“
„Bei jeder Gelegenheit.“ Eden war aufgestanden, um Hobie einen dicken Kuss auf die Glatze zu drücken. „Bei jeder erdenklichen Gelegenheit.“
„Dann solltest du dich vor diesem jungen Mann hier vorsehen.“
„Oh, das werde ich, Hobie.“ Sie gab ihm noch einen Kuss. „Aber nicht allzu sehr.“
„Dann bin ich zufrieden.“ Hobie stand nicht auf, um sie zur Tür zu geleiten, und entschuldigte sich auch nicht dafür bei Eden. Aber sie verstand auch so, wie schmerzhaft seine Arthritis sein konnte. „Denk immer daran, dass er ein guter Kerl ist. Egal, was für Schandtaten die Leute ihm nachsagen oder welche Schuld er auf sich genommen hat.“ Hobie verzog gequält das Gesicht. „Gus Cade ist ein Narr. Jeder andere Vater hätte einen solchen Sohn mit offenen Armen willkommen geheißen. Egal, was er behauptet, getan zu haben.“ Noch einmal sah der Alte Adams eindringlich in die Augen. „Oder vielleicht gerade deswegen.“
Adams erwiderte nichts, dann legte er Hobie eine Hand auf die schmale, arthritische Schulter. „Ich danke Ihnen, Hobie. Ich werde es Ihnen nie vergessen, dass Sie an mich glauben.“
„Für die Wahrheit brauchst du dich nicht zu bedanken.“ Und leise verabschiedete er sich: „Komm noch mal vorbei, Adams, ehe du abreist. Das heißt, falls du das überhaupt tust.“
Auf dem Rückweg zum Boot schwiegen Adams und Eden, jeder ganz in Gedanken bei dem, was Hobie gesagt hatte. Weil es spät geworden war, sammelten sie schnell gemeinsam ihre Sachen ein. Und während Eden im Haus der O’Haras noch nach dem Rechten sah, verstaute Adams alles auf der River Lady.
Erst als sie abgelegt hatten und zum Hotel zurücksegelten, ergriff Eden das Wort.
„Er hatte dich schon immer besonders gern.“
„Hobie?“ Adams konzentrierte sich ganz auf die enge Flussbiegung, die sie passierten. „Ich weiß.“
„Er hielt dich nie für fähig, Junior Rabb so schwer zu verletzen, mit oder ohne Provokation. Und dabei bleibt er auch.“
„Wenn ein Gentleman wie Hobie Verey einen Narren an jemandem gefressen hat, dann gibt er eben nie auf.“
„Ich auch nicht, Adams.“ In Edens Blick standen unausgesprochene Fragen.
Fragen, die sie nicht stellen würde, das war Adams klar.
„Ich weiß“, sagte er leise und streckte ihr die Hand hin.
Als sie sie ergriff, zog er Eden an sich. Sie roch nach Seeluft und Sonnenschein. Und ganz zart auch noch nach einem sehr exotischen Duft, den er nicht kannte, der aber unverwechselbar zu ihr gehörte.
Während er tief ihren geheimnisvollen Duft einatmete, streichelte er ihren nackten Arm. Dass sie wie selbstverständlich in seine Arme gekommen war, schürte seine Sehnsucht nach ihr von Neuem. Am liebsten hätte er eine ruhige Bucht angesteuert und Eden die ganze Nacht geliebt. Aber auch wenn es ihn große Überwindung kostete, beherrschte er sich. Er hoffte, dass sein Verzicht die unvermeidliche Trennung leichter machte. Wenigstens für Eden.
Den Rest der Fahrt hielten sie sich schweigend im Arm.
Als das Hotel in Sicht kam, zog Adams Eden noch enger an sich und flüsterte: „Egal, was mit mir passiert, egal, wohin ich gehe, ich werde dich und diesen Tag heute nie vergessen.“
Da wusste Eden, dass er Hobies Rat nicht befolgen würde. Sobald sich Gus Cades Gesundheitszustand gebessert haben
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