Julia Collection Band 57
„Jefferson?“ Einen Moment lang schien Adams wie erstarrt. Dann murmelte er: „Jeffie?“ Unbewusst war ihm der Kosename aus Kindertagen entschlüpft. „Wie geht’s dir? Und Lincoln und Jackson?“ Stockend ergänzte er mit leiser Stimme: „Wie geht es Gus?“
Sein eben noch freudiger Gesichtsausdruck wurde sorgenvoll, sein attraktives Gesicht fahl. Reglos hörte Adams zu. Dann straffte er die Schultern. „Ich werde kommen.“
Schon im Begriff aufzulegen, hielt er sich den Hörer erneut ans Ohr. „Jeffie?“ Adams zögerte. Dann stellte er die Frage, die er stellen musste, auch wenn er sich vor deren Antwort fürchtete. „Hat er nach mir gefragt?“
Es herrschte Stille im Raum, keiner der Anwesenden bewegte sich, bis Adams aufseufzte. „Ist schon in Ordnung“, flüsterte er. „Ich habe auch nicht damit gerechnet. … nein, es braucht dir nicht leidzutun. Egal, was dir dein Gewissen einredet, du hast absolut keine Schuld daran.“ Nach einem weiteren tiefen Seufzer wiederholte er: „Ich werde trotzdem kommen und abfliegen, sobald das Flugzeug bereit ist.“
Wieder lauschte Adams in den Hörer. „Nicht dorthin.“ Sein Entschluss stand fest. „Ich werde nach Belle Terre kommen. Nicht …“ Das Wort „nach Hause“ lag ihm schon auf der Zunge, doch er verkniff es sich. „Nicht auf die Plantage … nicht nach Belle Rêve.“
Die Verhandlungsdelegation hörte ungeniert zu. Es war Adams egal. „Vom Stadtrand von Belle Terre bis nach Belle Rêve sind es weniger als fünf Meilen. Also ein Katzensprung.“
„Wo ich wohnen werde?“ Nachdenklich schüttelte Adams den Kopf. „Ich bin jetzt so lange weg, dass ich kein Hotel dort kenne. Mach mir ein paar Vorschläge – Janet wird alles Weitere erledigen.“ Er notierte die Namen einiger Unterkünfte in der schönen, alten Stadt. „Das dürfte genügen. Janet kann Informationen einholen und dann für mich entscheiden.“
Adams sah auf seine Armbanduhr. „In ein paar Stunden bin ich da, Jeffie. Halt die Ohren steif.“
Kaum hatte er aufgelegt, da erhob sich Adams Cade, und erst in dem Moment entsann er sich seiner Besucher. „Gentlemen, ich fürchte, wir müssen diese Konferenz ein andermal fortsetzen. Mein Vater ist krank. Ich werde Atlanta sofort verlassen.“
„Sie können nicht weg“, erklärte Jacob Helms in gebieterischem Ton.
Adams Cade beeindruckte das nicht im Geringsten. „Da täuschen Sie sich, Sir. Ich kann weg. Und zwar jetzt gleich.“
„Wir hatten eine Abmachung.“
„Nein, Sir. Wir waren dabei, eine Abmachung unter bestimmten Voraussetzungen zu treffen.“
Helms war seine Verärgerung deutlich anzumerken. „Wir waren uns einig.“
„Wir waren uns einig, dass wir eine Vereinbarung treffen würden, falls alle Einzelheiten zusammenpassen. Vorläufig kann das nicht geprüft werden.“ Adams stützte sich mit beiden Händen auf seinen Schreibtisch. „Dieses Meeting war Ihre Idee, die Bedingungen Ihre eigene Entscheidung. Meine dagegen war es, Ihnen zuzuhören und Ihren Vorschlag zu akzeptieren oder nicht zu akzeptieren.“
„War?“ Jacob Helms, so arrogant er auch auftrat, hatte sein Geschäftsimperium nicht aufgebaut, indem er schnell aufgab.
„Ja, Sir.“ Adams richtete sich auf. „Es war meine Entscheidung. Aber jetzt wurde sie mir aus der Hand genommen.“
Wie eben noch Adams, stützte sich nun Jacob Helms auf den Schreibtisch und beugte sich vor. „Ihr Bruder ruft an, um Ihnen zu sagen, dass Ihr Vater erkrankt sei, und Sie verschieben ein Geschäft, bei dem es um Millionen im zweistelligen Bereich geht?“
Adams nickte nur. Es überraschte ihn nicht, dass Helms wusste, dass er mit Jefferson über seinen Vater und dessen Gesundheitszustand gesprochen hatte.
„Für einen Mann, der Sie verstoßen hat, der Sie nicht einmal ansehen wird, riskieren Sie es, dass wir unser Angebot zurückziehen?“
„Für meinen Vater würde ich alles riskieren. Und seinetwegen muss ich abreisen.“ An den Vorstand gewandt fuhr er freundlich fort: „Gentlemen, Sie müssen mich entschuldigen. Ich muss ein Flugzeug erreichen.“ Ohne Jacob Helms und dessen Managern weitere Beachtung zu schenken, verließ er das Büro.
Nach einer Zeit, die ihm wie eine Ewigkeit vorkam, würde Adams Cade in die Küstenregion von South Carolina zurückkehren, in das Marschland und die Inselwelt, wo er seine Kindheit und Jugend verbracht hatte.
Zu dem Land und dem Vater, den er liebte.
1. KAPITEL
„Er ist hier, Mrs Claibourne. Und total
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