Julia Collection Band 57
lachte bitter auf. „In diesem Fall würde auch eine ganze Kiste Wein nicht helfen.“
Maria seufzte leise. „Nun gut. Da alle schon gegangen sind, können wir genauso gut hier miteinander reden.“ Maria machte ein paar Schritte vorwärts. „Aber wollen wir nicht zuerst einen Kaffee trinken? Ich habe vorhin eine volle Kanne in der Küche gesehen.“
„Ach was, Kaffee“, Jericho sah sie düster an. „Jetzt sag endlich, was du auf dem Herzen hast.“
Maria war überrascht. Sie hatte zwar erwartet, dass er über ihren Plan nicht glücklich war und ihn ihr vielleicht ausreden würde. Aber dass er verärgert, ja, richtig zornig war, bevor sie überhaupt etwas gesagt hatte … „Augenblick noch“, sagte sie schnell. „Wir reden offenbar aneinander vorbei. Ich glaube nicht, dass du verstehst …“
„Was gibt es da zu verstehen, Maria Elena?“
Zum ersten Mal seit sie nach Belle Terre zurückgekehrt war, klang ihr Name aus seinem Mund nicht wie eine Liebkosung. Wie zwei Fremde starrten sie sich an. Er war wütend und sie verwirrt.
Jericho stand aufrecht unter dem großen Kristalllüster in der Halle und blickte auf sie herunter. Zu seinen Vorfahren hatten Schotten, Franzosen und Indianer gehört, und momentan schien sein indianisches Blut die Oberhand zu gewinnen. Sein Gesicht wirkte wie gemeißelt, und lediglich die grauen Augen verrieten den Franzosen oder Schotten in ihm.
Maria hatte ihn noch nie so gesehen. Sie hob die Hand und errötete, als er der Berührung auswich. Jetzt überkam auch sie der Zorn. Sie drehte sich schnell um, ging in das große Wohnzimmer und starrte in den Garten, ohne etwas wahrzunehmen.
Sie dachte, er würde gehen, aber dann hörte sie Schritte hinter sich. Jericho blieb dicht hinter ihr stehen. Beide schwiegen, bis Maria sich schließlich räusperte, um die quälende Stille zu durchbrechen.
„Das kann ich einfach nicht begreifen“, sagte sie. „Warum bist du so wütend, wenn du gar nicht weißt, was ich sagen will?“
„Ich weiß es“, sagte er so leise, dass sie ihn kaum verstand. „Ich weiß es, seit wir heute Morgen aufgewacht sind. Dein Blick, deine Stimme …“
Sie drehte sich zu ihm um und runzelte die Stirn. „Du weißt es? Aber das ist unmöglich.“ Sie schüttelte verärgert den Kopf. Diese ganze Unterhaltung war einfach lächerlich. Sie sprachen beide in Rätseln und vermieden es, die vielleicht schmerzhafte Wahrheit auszusprechen. Das musste endlich ein Ende haben. „Was glaubst du denn zu wissen, Jericho?“
„Das ist nicht eine Sache des Glaubens, Maria Elena. Nachdem ich mich zwei Tage wie im Paradies fühlte, war mir klar, dass etwas anders war. Die Zeichen waren heute mehr als deutlich.“
„Das ist doch alles Unsinn“, sagte sie genervt, „was denn um Himmels willen für Zeichen?“
Sein Gesicht blieb unbewegt, nur die grauen Augen funkelten wütend. „Als du heute Morgen so merkwürdig reagiertest, habe ich mir gleich gedacht, dass du wegwolltest und nur nicht wusstest, wie du es mir sagen solltest. Und dieses Mal würde es für immer sein, das war mir klar. Auch wenn es vielleicht zu unserem Besten wäre, bei dem bloßen Gedanken wurde mir schon ganz elend. Verdammt, Maria Elena, du weißt doch genau, was du mir antust, wenn du mich verlässt.“
„Dich verlassen?“ Maria hob erstaunt die Augenbrauen. „Aber ich will doch gar nicht fort, Jericho. Du hast geglaubt, ich würde verschwinden? Nie, zumindest nicht kampflos.“
„Aber gegen wen wollen wir denn kämpfen?“ Er ballte die Fäuste. „Wie kann man sich gegen einen unbekannten Gegner wehren? Oder wollen wir gegen die ganze Stadt kämpfen?“
„Gegen beides, Jericho. Ich werde gegen beides kämpfen, wenn es nötig ist.“
Ich, nicht wir … Das konnte einem aufmerksamen Mann wie Jericho nicht entgehen. „Aber warum denn?“
„Weil du hierher gehörst. Belle Terre ist dein Zuhause, Jericho, das ich mit dir teilen möchte. Aber dieses Mal auf gleichberechtigter Basis.“ Plötzlich war ihr klar, dass er mit ihr Belle Terre verlassen hätte vor achtzehn Jahren, wenn sie ihn darum gebeten hätte. Aber sie wusste auch, dass sie, sollte sie die Stadt wieder verlassen müssen, ihn wieder nicht bitten würde mitzukommen.
Schließlich war er der letzte männliche Nachkomme der Rivers, und es war undenkbar, dass er die Stadt verließ. Er war verantwortlich für seine alte verwitwete Großmutter und für seine verwitwete arthritische Mutter, und Maria würde ihn nie zwingen, sich
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