Julia Collection Band 57
warme Pool guttut. Deshalb hat sie natürlich Sachen zum Wechseln hier.“
„Ach so, natürlich.“ Maria konnte kaum ihre Erleichterung verbergen. „Ich habe deine Mutter und deine Großmutter nur einmal getroffen. Das war nach einer späten Stunde bei Lady Mary. Sie waren sehr nett.“
„Das sind sie immer noch.“ Er hielt Maria die Hose an. Sie war nur ein wenig zu lang. Jerichos Mutter war offensichtlich immer noch sehr schlank. „Von Sweatshirts hält Mutter allerdings nicht viel, aber ich habe noch eins, das sollte gehen.“
Sie lachte. „Du meinst, ich kann es als Kleid tragen.“
Er strich ihr kurz über das Haar und drückte ihr schnell einen Kuss auf den Mund. „Zieh dich an. Ich hole ein paar Sweatshirts und treffe dich dann auf der Veranda. Wer als Erster da ist, kriegt einen Kuss!“
Jericho war natürlich der Erste. Als Maria sich auf die Zehenspitzen stellte, um ihre Schulden zu bezahlen, umarmte er sie leidenschaftlich und murmelte: „Ich hatte ganz vergessen, wie klein du bist.“
„Aber, Jericho, mit Ausnahme von Cullen sehen neben dir alle Menschen wie Zwerge aus.“
„Außerdem hast du abgenommen“, stellte er tadelnd fest.
„Das ist bei solchen Aufträgen nicht zu vermeiden.“ Maria löste sich vorsichtig aus seiner Umarmung. „Aber das ist nun vorbei, und wir wollen nicht mehr davon sprechen. Lass uns endlich an den Strand gehen.“
„Aber zieh erst das hier über.“ Er zog ihr ein altes Sweatshirt über den Kopf, mit dem Logo des Fußballclubs, für den er gespielt hatte. Die Ärmel fielen ihr über die Hände, und der Saum saß irgendwo bei ihren Knien. Jericho lachte. „Du siehst aus wie ein armes Waisenkind. Aber ein sehr verführerisches.“
Das Shirt roch nach ihm und nach Salz und Meer. Maria holte tief Luft und schloss kurz die Augen. „Und wenn ich eine Waise wäre, würdest du mich dann aufnehmen?“
„Sofort.“ Er legte ihr einen Arm um die Schulter und drückte ihr einen Kuss auf die Stirn. „Für immer und ewig.“
Und bevor Maria noch etwas sagen konnte, zog er sie die Stufen herunter und in Richtung Strand.
„Ich habe schon gar nicht mehr gewusst, wie das ist“, sagte Maria und bohrte genüsslich die Zehen in den feuchten Sand. Die Turnschuhe, die sie vorhin im Wintergarten im Schrank gefunden hatte, hatte sie an den Schnürsenkeln zusammengebunden und sich über die Schulter gehängt.
Jericho griff nach ihrer Hand und kletterte auf eine kleine Anhöhe. Von hier aus hatte man einen freien Blick über das Meer und die weite Flussmündung. Ein alter Liegestuhl stand halb versunken im Sand, die Farbe war verblichen und teilweise abgeblättert.
Als Jericho sich vorsichtig setzte, wusste Maria, dass er häufig hierherkam, wahrscheinlich, um Entspannung und Ablenkung nach einem harten Arbeitstag zu finden.
Er zog sie auf den Schoß und legte die Arme um sie. Sie seufzte wohlig. In seinen Armen fühlte sie sich geborgen. Eine lange Zeit sagte sie nichts, aber Jericho wartete geduldig. Und wie er vermutet hatte, fing sie dann auch unvermittelt an zu sprechen.
„Ich hätte nie gedacht, dass ich noch einmal mit dir am Strand spazieren gehen würde“, sagte sie stockend. „Nachdem ich dich verlassen hatte, war ich anfangs so verängstigt und einsam, dass ich fürchtete, es nicht zu schaffen oder immer auf den Straßen von San Francisco arbeiten zu müssen.“
Maria auf den Straßen von San Francisco. Eine eisige Kälte kroch in ihm hoch. Ihm wurde ganz elend bei dem Gedanken, was das für ein junges Mädchen bedeuten musste. Tausend Fragen lagen ihm auf der Zunge, aber er schwieg. Dies war Marias Geschichte, und sie musste sie auf ihre Art erzählen.
„Liebster, nun mach doch nicht so ein entsetztes Gesicht.“ Sie strich ihm sanft über die Hand. „Das war nicht so schlimm, wie es sich anhört. Ich lebte nicht auf der Straße und arbeitete auch nicht in dem Sinne auf der Straße, wie man vermuten könnte. Ich machte Scherenschnitte für Touristen und hatte meinen Platz in der Nähe eines Parks, in dem sich immer allerlei Künstler versammelten. Ich verdiente nicht viel, aber genug, um zu überleben.“
Sie merkte, wie sich seine Finger entkrampften, aber immer noch sagte er kein Wort.
„Ich war vielleicht etwas naiv, aber ich ging kein Risiko ein. Ich arbeitete immer in der Nähe der anderen Künstler und nie nach dem Dunkelwerden. Allmählich freundete ich mich mit den Polizisten an, die dort Streife gingen. Und einer dieser Polizisten
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