Julia Collection Band 61 (German Edition)
verfolgten. Als er sich umdrehte, sah er jedoch die echte Kate in der Tür stehen.
„Madame Seville meinte, es sei okay, wenn ich hier nach draußen käme, um mit dir zu sprechen. Oder ist der Zeitpunkt ungünstig?“
Ihre fast schwarzen Locken hatte sie zu einem lockeren Pferdeschwanz zusammengebunden. Sie glänzten nass. Wassertropfen glitzerten auf ihren hellen Wangen und hingen an ihren dunklen, dichten Wimpern. Während sie dastand und auf seine Antwort wartete, einen Trenchcoat über dem Arm, sammelte sich Regenwasser zu ihren Füßen.
Ihr Anblick verschlug Chase die Sprache. Sie war die schönste Frau, die er je gesehen hatte.
„Was tust du hier?“, fragte er schließlich mit einem gequälten Lächeln. „Ich dachte, wir hätten uns darauf geeinigt, dass wir morgen früh anfangen, die Unterlagen zu sichten.“
„Ich muss mit dir reden, Chase.“ Kate hob energisch ihr Kinn, wie sie es schon als Kind getan hatte, und trat einen Schritt näher.
„Reden? Ich wette, jetzt hast du eine Menge zu sagen.“ Er wandte ihr den Rücken zu. „Du bist zehn Jahre zu spät, Kate. Nichts, was du sagen könntest, möchte ich hören.“
„Bitte“, flüsterte sie hinter ihm. „Es geht nicht um die Mühle. Ich hoffe, dass wir das rein geschäftlich abwickeln können. Worüber ich heute Abend mit dir sprechen will …“
„… betrifft nicht die Vergangenheit, könnte ich wetten.“ Chase wirbelte herum und funkelte sie wütend an. „Ich vermute, du würdest lieber sterben, als dich deinen Fehlern in der Vergangenheit zu stellen. Habe ich recht?“
Kate war einen halben Kopf kleiner als er, und weil sie im Schatten stand, konnte er ihr Gesicht nicht deutlich erkennen. Trotzdem bemerkte er die Wut in ihrem Blick und sah, wie sie sich eine heftige Bemerkung verkniff.
Dieser Geist aus der Vergangenheit war ausgesprochen verführerisch. Zu verführerisch.
Kate schüttelte den Kopf und straffte ihre Schultern. „Ich glaube nicht, dass es uns weiterhelfen würde, die alten Fehler wieder aufzurollen.“
Nur um sich eine Freude zu bereiten, um dem drängenden Verlangen nachzugeben, sie zu erregen, trat Chase näher an Kate heran. Sie wich zurück, und er machte noch einen Schritt auf sie zu.
„Mein einziger Fehler war, dir zu vertrauen und dir zu sagen, dass ich dich liebe.“ Ein böses Lachen entfuhr ihm, und er überlegte, wie sehr er sich inzwischen von dem naiven Jungen unterschied, der er damals gewesen war. „Es war ein Fehler, den ich niemals wiederholen werde.“
Er sah, dass sie die Augen schloss, und hörte sie leise seufzen. War es ein Zeichen von Bedauern? Zeigte die Eisprinzessin Kate Beltrane eine Schwäche?
Unerwartet überkamen ihn erneut Mitleid und Verlangen, und er streckte eine Hand aus, um sie auf Kates Schulter zu legen. Doch bevor er sie trösten konnte, öffnete Kate die Augen, und er sah Entschlossenheit darin aufblitzen.
„Ich bin nicht hergekommen, um in alten Wunden zu bohren“, erklärte sie vehement. „Ich bin hier, um dich zu fragen … besser gesagt, um dir zu erklären … wie es um Live Oak Hall bestellt ist.“
„Du bist hergekommen – im Regen –, um mir etwas über die alte, heruntergekommene Plantage zu sagen?“ Chase schnaubte verächtlich.
„Es geht um das Gästehaus. Erinnerst du dich an meine Freundin Shelby Rousseau?“
Als er sie nur eingehend musterte, fuhr Kate hastig fort: „Nun, sie ist alleinerziehende Mutter und versucht gerade, eine Firma auf die Beine zu stellen. Und … ich habe sie im Gästehaus wohnen lassen. Als Gegenleistung putzt und kocht sie für mich. Sie kann es sich nicht leisten, Miete zu zahlen, und daher dachte ich …“
„Du solltest dich daran gewöhnen, dass Live Oak Hall jetzt mir gehört.“ Chase schüttelte den Kopf und verzog das Gesicht. „Keine Miete? Du scheinst den grandiosen Geschäftssinn deines Vaters geerbt zu haben.“
Seine Worte waren wie ein Schlag ins Gesicht, doch Kate bemühte sich, ihm nicht zu zeigen, wie sehr er sie verletzt hatte.
Er konnte ja nicht wissen, wie häufig sie ihren Vater gebeten hatte, auf sie zu hören, wenn es um geschäftliche Entscheidungen gegangen war. Zwei Jahre Wirtschaftsstudium machten sie nicht automatisch zu einer Expertin, aber sie hatte gesehen, wie er die Mühle immer weiter in den Ruin getrieben hatte. Doch ihr Vater hatte nur darauf beharrt, dass sie als Frau keine Ahnung habe. Er hatte sie in die Buchhaltung geschickt und ihr gesagt, dort sei ihr Platz. Und wenn sie
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